Louisiana Purchase Exposition
Louisiana Purchase Exposition 1904 The Saint Louis World's Fair | |
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Offizielles Programmheft | |
Allgemein | |
Ausstellungsfläche | 515 ha |
Besucherzahl | 19.694.855 |
BIE-Anerkennung | ja |
Teilnahme | |
Länder | 63 |
Ausstellungsort | |
Ort | St. Louis |
Gelände | Forest Park Koordinaten: 38° 38′ 20″ N, 90° 17′ 5″ W |
Kalender | |
Eröffnung | 30. April 1904 |
Schließung | 1. Dezember 1904 |
Zeitliche Einordnung | |
Vorgänger | Buffalo 1901 |
Nachfolger | Lüttich 1905 |
Die Louisiana Purchase Exposition (informell auch als The Saint Louis World's Fair bekannt) war eine Weltausstellung, die vom 30. April bis 1. Dezember 1904 in St. Louis im amerikanischen Bundesstaat Missouri stattfand. Die Ausstellungsfläche im Forest Park betrug 515 Hektar. Die Ausstellung wurde – mit einem Jahr Verspätung – zur Feier des 100. Jubiläums des Louisiana Purchase von 1803, also des Verkaufs der französischen Kolonie Louisiana an die Vereinigten Staaten, organisiert. Im Rahmen der Weltausstellung wurden auch die Olympischen Sommerspiele 1904 ausgetragen, die jedoch kaum Beachtung fanden. Insgesamt besuchten 19,7 Millionen Menschen die Ausstellung.
Ablauf
1896 hatte Gouverneur David Francis der Vereinigung der Geschäftsleute von St. Louis vorgeschlagen, den 100. Jahrestag der Louisiana Purchase mit einer großen internationalen Ausstellung zu feiern. 1897 bildeten sich Arbeitsgruppen und im Januar 1899 wurde ein Vorbereitungskomitee gegründet. Im März 1901 bewilligte der Senat der Vereinigten Staaten einen finanziellen Beitrag von fünf Millionen Dollar, die Stadt St. Louis leistete die gleiche Summe. Die Bauarbeiten begannen im Sommer 1901. Dabei ergaben sich erhebliche Verzögerungen, weshalb die Ausstellung um ein Jahr verschoben werden musste.
Am 30. April 1904 versammelten sich rund 200.000 Menschen vor dem Eingang, um der Eröffnung beizuwohnen. Nach einer Rede von Kriegsminister William Howard Taft erklärte Gouverneur Francis die Ausstellung für eröffnet. Er schickte ein Funksignal nach Washington, D.C., wo Präsident Theodore Roosevelt im Weißen Haus per Knopfdruck die elektrischen Generatoren aktivierte.
Das 4,9 km² große, von Stadtplaner George Kessler (1862–1923) entworfene Ausstellungsgelände befand sich im heutigen Forest Park und auf dem angrenzenden Campus der Washington University, rund 10 km westlich des Stadtzentrums. Mit über 1500 Gebäuden, die durch 120 km Straßen und Gehwege miteinander verbunden waren, war es die bis dahin größte Ausstellung der Welt. Es gab 15 Fachausstellungen in „Palästen“ sowie Ausstellungspavillons von 62 Staaten, der Bundesregierung und von 43 der damals 45 US-Bundesstaaten. Das Deutsche Reich war beispielsweise mit einem Nachbau des Schlosses Charlottenburg[1] vertreten.
Präsentiert wurden verschiedene Industriezweige, Städte, private Organisationen und Unternehmen, Theatergruppen und Musikschulen. Hauptattraktion war ein riesiger Vergnügungspark mit einem 80 Meter hohen Riesenrad, das George Washington Gale Ferris für die Weltausstellung 1893 in Chicago gebaut hatte. Zur Ausstellung gehörten auch Völkerschauen, ein Hagenbeck-Zirkus, Nachbildungen der Stadt Jerusalem und der Tiroler Alpen sowie ein „philippinisches Reservat“, in dem „primitive Stämme“ zur Schau gestellt wurden; ein weiteres „Ausstellungsobjekt“ war der Pygmäe Ota Benga.
Architekten
Kessler, der zahlreiche Stadtparks in Texas und im Mittleren Westen entworfen hatte, war für die Gestaltung des Ausstellungsgeländes im Forest Park von St. Louis zuständig. 1901 wählte das für die Architektur zuständige Mitglied des Organisationskomitees Emmanuel Louis Masqueray als Verantwortlichen für die Gestaltung. In seiner dreijährigen Amtszeit entwarf er den Landwirtschaftspalast (Palace of Agriculture), den Palast der Forstwirtschaft, Fischerei und Jagd (Palace of Forestry, Fish, and Game), die Wasserspiele (Cascades), die Kolonnaden, den Palast des Gartenbaus (Palace of Horticulture) und den Palast des Verkehrs (Palace of Transportation).
Zahlreiche dieser Gebäude dienten im Zuge der City-Beautiful-Bewegung in anderen Städten als Vorbild für neue Bauwerke. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung trat Masqueray zurück, nachdem er von Erzbischof John Ireland beauftragt worden war, in St. Paul (Minnesota) eine neue Kathedrale zu bauen.
Gebäude
Wie bei der Weltausstellung 1893 in Chicago waren mit wenigen Ausnahmen alle Gebäude der Louisiana Purchase Exposition temporäre Bauten. Die neoklassizistischen Ausstellungshallen bestanden aus einem Material namens „staff“, eine Mischung aus Putz und Hanffasern. Wie in Chicago waren die Gebäude in St. Louis mit Fortschreiten der Ausstellung einem sichtbaren Zerfallsprozess ausgesetzt.
Der Palast der Künste (Palace of Fine Arts), entworfen vom Architekten Cass Gilbert, wies einen großen Skulpturen-Innenhof auf, der den Caracalla-Thermen in Rom nachempfunden war. Das dreistöckige Gebäude auf der Spitze des Hügels Art Hill ist das heutige Saint Louis Art Museum.
Das Verwaltungsgebäude der Ausstellung ist die heutige Brookings Hall, ein markantes Gebäude auf dem Campus der Washington University. Eine exakte Kopie dieses Gebäudes wurde an der 1905 gegründeten Northwest Missouri State University in Maryville (Missouri) errichtet. Auch der Grundriss der dortigen umgebenden Gärten entspricht dem Vorbild. Die Voliere des Zoos von St. Louis stand anfangs auf dem Ausstellungsgelände, ebenso die Vulkanstatue, die größte gusseiserne Statue der Welt, die heute in Birmingham (Alabama) steht.
Der Ausstellungspavillon des Staates Missouri war eigentlich für eine permanente Weiternutzung gedacht, doch das Gebäude brannte am 18. November 1904 nieder. Man verzichtete auf einen Wiederaufbau, da die Ausstellung ohnehin knapp zwei Wochen später endete.
In der Festivalhalle stand damals die weltweit größte Orgel, gebaut von der Los Angeles Art Organ Company. Die Orgel wurde später eingelagert und schließlich 1909 von John Wanamaker für seine Kaufhausfiliale in Philadelphia gekauft, wo sie als Wanamaker-Orgel Berühmtheit erlangte.
Das 1913 vollendete Jefferson Memorial Building wurde neben dem Haupteingang der Ausstellung gebaut. Das Gebäude erinnert an Thomas Jefferson, der 1803 die Louisiana Purchase initiiert hatte. Darin wurden die Aufzeichnungen und Archive der Ausstellung gelagert. Heute befindet sich hier das Missouri History Museum.
Neue Lebensmittel
Zahlreiche neue Lebensmittel sollen während der Weltausstellung erfunden worden sein. Gesichert scheint, dass hier erstmals Speiseeis-Waffeln der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Eher zweifelhaft scheint diese Behauptung im Falle von Hamburgern, Eistee, Zuckerwatte und Erdnussbutter zu sein. Allerdings wurden diese Lebensmittel während der Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und dadurch populär. Dr Pepper begann hier den landesweiten Vertrieb seines koffeinhaltigen, kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränks.
Technische Neuerungen
Auf der Weltausstellung in St. Louis hatte die de Forest-Gesellschaft sieben Funkstationen aufgebaut. Die größte davon befand sich auf einem 91,5 m hohen Turm, der mit einem Personenaufzug und einer Plattform in 30,5 m Höhe ausgestattet war. Im November 1904 wurden von hier aus erstmals Nachrichten mit einem in 800 bis 1.500 Fuß Höhe befindlichem Luftballon ausgetauscht.[2] David Francis, der Präsident der Louisiana Purchase Exposition, eröffnete die Weltausstellung in St. Louis durch Auslösung eines telegraphischen Signals in das Weiße Haus zu Präsident Theodore Roosevelt.
Auf der Weltausstellung in St. Louis von 1904 war der erste Photo-Automat im Einsatz.[3]
Olympische Spiele
Im Rahmen der Weltausstellung fanden auch die Olympischen Spiele 1904 statt, die ersten in den Vereinigten Staaten. Diese Spiele waren ursprünglich nach Chicago vergeben worden. Als jedoch St. Louis drohte, eine Konkurrenzveranstaltung durchzuführen, wurden diese verlegt. Dennoch stießen die sportlichen Wettkämpfe, da sie über mehrere Monate verteilt waren, nur auf geringes Interesse der Besucher. Wegen der hohen Reisekosten reisten viele europäische Athleten gar nicht erst an, ebenso wenig Pierre de Coubertin, der Begründer der modernen Olympischen Spiele.
Miniatureisenbahn
Die Gebrüder Cagney führten auf dem Ausstellungsgelände eine Parkeisenbahn vor, die von echten, maßstabsgerecht verkleinerten Dampflokomotiven angetrieben wurden, die mit Kohle beheizt wurden. Sie konnten bis zu 30 Fahrgäste transportieren – und das waren keineswegs nur Kinder. Timothy Cagney wurde als Präsident und Peter McGarigle als Chefingenieur aufgeführt.[4] Sie betrieben die 13 km lange Miniatureisenbahn vom 30. April bis zum 1. Dezember 1904 mit zwanzig 4-4-0-Lokomotiven mit 15 Zoll (381 mm) Spurweite und vier 4-4-0-Lokomotiven mit 22 Zoll (559 mm) Spurweite als öffentliche Verkehrsmittel auf dem Messegelände.[5]
Die beiden Strecken führten über unterschiedliche Gebiete des Ausstellungsgeländes: Ein 1,6 km langer Streckenabschnitt führte außerhalb der Street of Concessions dem Pike entlang. Er lag neben dem Granit-gepflasterten Lindel Boulevard. Ein anderer führte auf dem Olympia Way von der Skinker Road bis zur Model Indian School. Er bediente das Philippino-Reservat in der Nähe des Landwirtschaftspalastes.[6][7]
Nachstellung des Burenkriegs
Eine der beliebtesten Attraktionen war die Nachstellung des Burenkriegs, das die Organisatoren als „das großartigste und realistischste militärische Spektakel der Weltgeschichte“ anpriesen. Vorhanden waren ein Lager der britischen Armee, verschiedene Dörfer der einheimischen Völker (darunter Zulu, San, Swazi und Ndebele) und ein 15 acres großes Gelände, in denen Soldaten paradierten, Sportwettkämpfe und Pferderennen ausgetragen und zweimal täglich Schlachten des Burenkriegs nachgestellt wurden.
Diese Reenactments dauerten zwei bis drei Stunden, mit der Beteiligung von zwei bis drei Generälen und 600 Veteranen beider Kriegsparteien. Am Ende der Show flüchtete Burengeneral Christiaan De Wet jeweils per Pferd und sprang aus einer Höhe von zehn Metern in ein Wasserbecken.
Bekannte Besucher
John Philip Sousa und seine Band spielten am Eröffnungstag sowie an weiteren Ausstellungstagen. Tom Turpin veranstaltete einen großen Ragtime-Wettbewerb und Scott Joplin komponierte das Ragtime-Stück The Cascades eigens für die Wasserspiele der Weltausstellung im Grand Basin.
Präsident Theodore Roosevelt, der die Louisiana Purchase Exposition aus der Ferne eröffnet hatte, kam erst nach seiner Wiederwahl im November 1904 nach St. Louis, da er die Ausstellung nach eigenen Aussagen nicht für politische Zwecke nutzen wollte. Die Schriftstellerin Helen Keller, die in diesem Jahr am Radcliffe College graduiert hatte, hielt eine Vorlesung im Hauptauditorium. Max Weber, einer der Gründungsväter der Soziologie, besuchte, gemeinsam mit seiner Frau Marianne, die Weltausstellung und hielt am 21. September 1904 einen Vortrag über ländliche Gemeinschaften, er traf auch den Maler Max Schlichting, dessen Werk Strandvergnügen (Pleasures of the Beach) auf der Ausstellung zu sehen war.
Auszeichnungen
- Otto Stichling – Grosse Goldmedaille für zwei Brunnengruppen[8]
- Louis Scherf – Goldmedaille in der Kategorie Malerei / Plattenporzellanmaler[9]
- Wilhelm Wandschneider – Goldmedaille in der Kategorie Bildhauerei/Skulptur (für Bronzeplastik „Coriolan“)
- Gebrüder Mollenhauer Goldmedaille für Musikinstrumente (Flöten)[10]
- Adolf Hildenbrand Bronzemedaille für den Entwurf einer Eisenbahnlampe
- Hans von Heider, Silbermedaille, Porzellan-Kaffee-Service, Ausf. Buckauer Porzellanmanufaktur
Literatur
- James Gilbert: Whose Fair? Experience, Memory, and the History of the Great St. Louis Exposition. University of Chicago Press, Chicago IL u. a. 2009, ISBN 978-0-226-29310-3.[11]
- Erik Mattie: Weltausstellungen. Belser, 1998, ISBN 3-7630-2358-5.
- International exposition St. Louis 1904. Official catalogue. Exhibition of the German empire. Verlag Georg Sticke Berlin.
- Marshall Everett: The book of the Fair : the greatest exposition the world has ever seen photographed and explained, a panorama of the St. Louis exposition. Publisher: P. W. Ziegler, Philadelphia Published, 1904 (Im Internet Archive – online)
- Weltausstellung in St. Louis 1904. Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reichs, Georg Stilke, Berlin 1904, Digitalisat
- Amtlicher Bericht über die Weltausstellung in St. Louis 1904. Teil 1. In: Reichstagsprotokolle, 1905/0612, Anlage Nr. 527, Digitalisat
Weblinks
- Louisiana Purchase Exposition. Bureau International des Expositions (englisch). Abgerufen am 23. März 2017.
- Virtuelle Ausstellung des Missouri History Museum
- 1904 World's Fair Society
- Illustrierter Ausstellungsführer
- Sammlung der University of Delaware Library zur Weltausstellung 1904
- Offizielles Verzeichnis der Aussteller
- Louisiana Purchase Exposition: The 1904 St. Louis World's Fair – University of Missouri Columbia – MU Libraries
Einzelnachweise
- ↑ Nachbildung des Schloss Charlottenburg auf der Ausstellung
- ↑ Historisches rund um die Telegraphie. Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine, zusammenstellt von Hans-Georg Korth, in: seefunknetz.de, 8. September 2012, http://www.seefunknetz.de/hist00.htm
- ↑ Bilder vom Tage. Der Ullstein-Bilderdienst 1842–1982, ausgewählt und kommentiert von Christian Ferber, Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main / Berlin, 1983, S. 84
- ↑ All in the Family.
- ↑ Jeff Terry: Lineside Legacy: Preservation on a Smaller Scale.
- ↑ The greatest of expositions completely illustrated. Official publication. Louisiana Purchase Exposition (1904: Saint Louis, Mo.). Herausgeber: St. Louis, Official photographic company. 1904.
- ↑ The street railway review.
- ↑ Stichling, Otto. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S. 36–37.
- ↑ Alte Meister en miniature - Thüringer Porzellanplattenmalerei, Schriften ... „Otto Ludwig“ Museum Eisfeld, B1, 2011
- ↑ Mollenhauer Blockflöten: „Firmenportrait: Wie alles anfing …“ (Memento vom 18. Dezember 2014 im Internet Archive).
- ↑ Vgl. Alexander Missal: Rezension zu: Gilbert, James: Whose Fair? Experience, Memory, and the History of the Great St. Louis Exposition. Chicago 2009. In: H-Soz-u-Kult, 8. März 2010, abgerufen am 9. März 2010.