Ludwig Christian zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein

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Ludwig Christian, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Konterfei auf einem Reichstaler von 1667

Graf Ludwig Christian zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (* 17. Januar 1629; † 25. Januar 1683 auf Schloss Wittgenstein) war ein deutscher Reichsgraf aus dem Haus Sayn-Wittgenstein.

Leben und Wirken

Ludwig Christian war der älteste Sohn von insgesamt 18 Kindern des Grafen Johann VIII. zu Sayn-Wittgenstein und Hohenstein (1601–1657) und seiner Ehefrau Anna Auguste, geb. Gräfin von Waldeck (1608–1658), Tochter des Grafen Christian zu Waldeck-Wildungen.[1]

Er wurde 1657 nach dem Tode seines Vaters Regent der Grafschaft Sayn-Wittgenstein, während sein jüngerer Bruder Gustav die Grafschaft Hohenstein erbte, jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Landeshoheit über Hohenstein zunächst bei Ludwig Christian verblieb. Diese Einschränkung der Macht über Hohenstein mit Lohra und Klettenberg ließ sich Ludwig Christian später gegen Zahlung von 20 000 Reichstalern von seinem Bruder Gustav abkaufen.[2]

Die Regierungszeit Ludwig Christians war geprägt von einer Vielzahl von Prozessen und Streitigkeiten mit dem benachbarten Territorium, der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die meist die Vogtei Elsoff im Nordosten der Grafschaft Wittgenstein betrafen. Eine spätere Einigung mit Hessen-Darmstadt musste Ludwig Christian mit erheblichen Entschädigungszahlungen erkaufen.[3]

Insgesamt zeigte Ludwig Christian jedoch recht früh, dass er einerseits ein schlechter Wirtschafter war und zudem wenig Interesse an seinen Regierungsgeschäften hatte. 1668 überließ er seinem jüngeren Bruder die Regierung der Südgrafschaft, mit Ausnahme der Rechte über die Vogtei Elsoff, die er bis zu seinem Tode behielt.[4]

Familie

Er heiratete am 27. Mai 1656 in erster Ehe Elisabeth Margarete zu Solms-Greifenstein (* 23. Mai 1637; † 1681), Tochter des Grafen Wilhelm II. zu Solms-Greifenstein und seiner Ehefrau Gräfin Sybille von Solms-Hohensolms, und älteste Schwester des regierenden Grafen Wilhelm Moritz zu Solms-Braunfels-Greifenstein.

Wappen des gelderländischen Adelsgeschlechts Vijgh (Vygh)

Seine zweite Ehefrau war die aus den Niederlanden stammende reformierte Adlige Anna Elisabeth Vygh(in) (* 1659), die er 1682 heiratete. Beide Ehen blieben kinderlos.[5]

Ludwig Christian starb am 25. Januar 1683 im Alter von 54 Jahren. Nachfolger wurde sein Bruder Gustav. Dieser wollte seiner verwitweten Schwägerin wegen ihrer unebenbürtigen Herkunft,[6] die Vygh (Vijgh) waren ein gelderländisches niederadliges Geschlecht,[7] dessen Mitglieder im 15. und 16. Jahrhundert das Burggrafenamt zu Nijmegen bekleideten,[8] den Wittumsitz zu Schönstein nicht zugestehen.[9] Die verwitwete Gräfin verklagte ihren Schwager Graf Gustav zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein daraufhin seit 1688 über mehrere Jahre, um ihre Rechte bzw. die ihr ursprünglich zugesicherte Versorgung als verwitwete Gräfin durchzusetzen.[10] Die Akten zu Testament und Ableben der Anna Elisabeth zu Sayn-Wittgenstein von Schönstein (Laufzeit 1731–1737) befinden sich beim Vereinigte Westfälische Adelsarchive e. V.[11]

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Goebel: Historische Fragmente aus dem Leben der regierenden Grafen und Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Siegen 1858.
  • Ulf Lückel und Andreas Kroh: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Börde-Verlag, Werl 2004.

Einzelnachweise

  1. Philipp Dickel: Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn und Wittgenstein 1907. Tafel 10. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1907, Heimatverlag und Antiquariat Angelika Wied. Bad Laasphe 2009, Nr. 9/100.
  2. Friedrich Wilhelm Goebel: Historische Fragmente aus dem Leben der regierenden Grafen und Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Siegen 1858, S. 29.
  3. Ulf Lückel und Andreas Kroh: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Börde-Verlag, Werl 2004, S. 10.
  4. Friedrich Wilhelm Goebel: Historische Fragmente aus dem Leben der regierenden Grafen und Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Siegen 1858, S. 30.
  5. Johann Jacob Moser: Familien-Staats-Recht derer Teutschen, Band 2, 1775, S. 114.
  6. Simon Vries: De doorlughtige weereld, Band 2, Amsterdam 1700, S. 155.
  7. David van Hoogstraten und Jan Lodewyk Schuer: Groot algemeen historisch, geographisch, genealogisch, en oordeelkundig Woordenboek, Band 10, 1733, S. 19.
  8. Hans Kasper Arkstée: Nymegen, de oude Hoofdstad der Batavieren, Amsterdam 1733, S. 279 f. Im 16. (teilweise mit dem Adelsprädikat Ridder) und 17. Jahrhundert bekleideten Jonkheeren Vijgh auch das Richter- und Schöffenamt zu Tiel. Vgl. Egbert Dirk Rink: Beschrijving der stad Tiel, Tiel 1836, S. 311 ff. Einer der hervorragendsten Familienmitglieder war Dirck (Derk) Vijgh (1532–1615), der wegen seines Einflusses in Tiel und Umgebung den Beinamen Koning van Tiel (König von Tiel) hatte. 1578 folgte der Calvinist seinem katholisch gebliebenen Vater, Nicolaas (Clais) Vijgh, der seit 1559 Ritter vom Orden vom Goldenen Vlies war, als Herr von Zoelen und Amtmann von Neder-Betuwe. 1579 ernannte ihn der Statthalter von Gelderland, Jan van Nassau, zum Gouverneur von Tiel. Vgl. J.J.M.H. Verzijl (1933), Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek, deel 9: Vijgh, Dirk Seine sehr vermögende Mutter Anna van Gelre war eine uneheliche Tochter des Herzogs von Geldern, Karl von Egmond. Vgl. B. J. P. van Bavel: Transitie en continuïteit, Hilversum 1999, S. 203 f. Vgl. Geldersche Volks-Almanak, Arnhem 1843, S. 64 ff. Vgl. auch Gijs Heuff: Van linie en stamme Hueff: genealogie van het geslacht Heuff, Hilversum 2008, S. 27.
  9. Samuel Heinrich Schmid: Die Durchläuchtige Welt, 1703, S. 150; Compendieuse Staatsbeschreibung des durchlauchtigen Weltkreises, 1721, S. 61; Johann David Köhler: Historische Münzbelustigung, Band 6, Nürnberg 1734, S. 344.
  10. Georg Melchior von Ludolf: Symphorema Consultationum Et Decisionum Forensium, 1731 (Digitalisat.)
  11. Permalink (Memento des Originals vom 10. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de