Luftrettung

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Die Luftrettung ist der Einsatz von Rettungsmitteln über den Luftweg in der Notfallmedizin. Die Luftrettung wird dann eingesetzt, wenn die Lage ein schnelleres Eingreifen erfordert, als durch bodengebundene Rettungsdienste möglich ist. Das kommt meist in ländlichen Gebieten vor, wo dann meist ein Rettungshubschrauber verwendet wird; es fliegt aber z. B. in Australien im Outback der Flying Doctor Service Notfall- und auch reguläre ärztliche Einsätze mit Flugzeugen.

Der Rettungshubschrauber D-HNHA der Northern HeliCopter GmbH bei einem Einsatz an der Nordseeküste.

Luftrettung in Deutschland

Der ADAC ist eines der größten Luftrettungsunternehmen. Hier RTH Christoph 32
Hubschrauber Christoph 43 der DRF-Luftrettung des Typs EC 135, Standort Karlsruhe

Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über ein nahezu flächendeckendes Luftrettungssystem, das in über 50 Jahren als Ergänzung zum bodengebundenen Rettungs- und Notarztdienst geschaffen wurde. Es hat sich als äußerst wirksam erwiesen. Der hohe Stellenwert ist heute unbestritten. In Deutschland ist der Rettungsdienst Ländersache und wird daher durch Landesrettungsdienstgesetze geregelt. Zur Durchführung der Luftrettung greifen die Länder dabei auf unterschiedliche Organisationen zurück.

Derzeit gibt es 89 Rettungshubschrauber-Stationen in Deutschland. Die meisten davon sind in die primäre Luftrettung eingebunden. Das bedeutet, dass sie hauptsächlich sowohl als schneller Notarzt-Zubringer und Ersatz eines Notarzt-Einsatzfahrzeugs genutzt werden, jedoch auch Patiententransporte durchführen können, wenn zum Beispiel eine weiter entfernte Spezialklinik angeflogen werden muss oder kein Rettungswagen vorhanden ist. Die Intensiv-Transport-Hubschrauber sowie weitere Hubschrauber, wie etwa die des SAR-Dienst der Bundeswehr haben nicht die Primärluftrettung als offiziellen vorrangigen Auftrag, können aber in der Regel auch dazu genutzt werden, wenn erforderlich.

Luftrettungs-Stationen
Anzahl Standorte Betreiber[B 1]
35 33 ADAC Luftrettung gGmbH
12 12 Bundesministerium des Innern (mit für den Katastrophenschutz beschafften Hubschraubern)
30 28 DRF Luftrettung; inkl. drei Station der ehem. HSD Luftrettung und 5 Stationen der ehem. HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH
05 05 Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.Johanniter Luftrettung[1][2]
02 02 SAR-Dienst der Bundeswehr/Marine. Search and Rescue.
04 03 SAR-Dienst der Bundeswehr/Heer. Search and Rescue.
88 83
  1. Stand: Oktober 2018

Luftrettung in Österreich

Rettungshubschrauber Christophorus 9 im Einsatz

Das Rückgrat der österreichischen Flugrettung bildet der Christophorus Flugrettungsverein an dem der ÖAMTC und das Rote Kreuz beteiligt sind.

Der ÖAMTC hat über sein Tochterunternehmen Heliair, das 24 EC 135 in Betrieb hat, die größte zivile Flotte dieses Hubschraubertyps in Europa und verleiht auch fünf Geräte an die ungarische Flugrettung OMSZ.[3] Darüber werden Standorte von privaten Unternehmern im Auftrag der Länder betrieben. Hinzu kommen temporäre Standorte während der Skisaison.

Luftrettung in der Schweiz

Rega 1 EC 145

In der Schweiz werden Rettungshubschrauber mehrheitlich von der Schweizerischen Rettungsflugwacht (kurz Rega), einer gemeinnützigen privaten Stiftung für Luftrettung oder deren Partnergesellschaften betrieben. Die Rega und ihre Partner können in der Schweiz über die Alarmnummer 1414 angefordert werden. Für den Einsatz in Süddeutschland wird die REGA über die jeweiligen Rettungsleitstellen alarmiert.

Die Rega betreibt zwölf Luftrettungsstationen und eine Luftrettungsstation in Meyrin bei Genf mit einem Partner. Die Standorte werden im Artikel über die Rega beschrieben. Eine Ausnahme bildet der Kanton Wallis, in dem die Air Zermatt und die Air-Glaciers für die Luftrettung zuständig sind. Im Kanton Aargau betreibt die Alpine Air Ambulance AG (AAA) in Birrfeld einen Rettungshubschrauber der vom Aargauer Sanitätsnotruf in Aarau disponiert wird.[4]

Die erste alpine Luftrettung erfolgte im November 1946 am Gauligletscher.

Luftrettung in Liechtenstein

Seit Dezember 2018 betreibt die AP³ Luftrettung GmbH mit Sitz in Filderstadt (Deutschland) am Heliport Balzers in Liechtenstein den Rettungshubschrauber mit den Rufnamen Christoph Liechtenstein. Der Flugbetrieb wird von der AAA Alpine Air Ambulance AG mit Sitz in Wollerau (Schweiz) mit einem Hubschrauber des Typs Airbus Helicopters EC 135 durchgeführt. Die AP³ Luftrettung ist ein Joint Venture der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG (DRF Luftrettung) aus Deutschland mit der ARA Flugrettung gemeinnützige GmbH aus Österreich und der AAA Alpine Air Ambulance AG aus der Schweiz.

Christoph Liechtenstein am Heliport Balzers
Rufname Ort Betreiber Flugbetrieb durch Lage Internet Bemerkung
Christoph Liechtenstein Balzers AP³ Luftrettung GmbH AAA Alpine Air Ambulance AG Welt-Icon Datenblatt

Luftrettung in Dänemark

Die dänische Gesundheitsbehörde Sundhedsstyrelsen betreibt auf ihren vier Stützpunkten ausschließlich Hubschrauber des Typs Airbus Helicopters EC 135.

Rufname Stadt Region Betreiber Flugbetrieb durch Stationierungsort[5] Lage Internet Bemerkung
HEMS Billund Billund Syddanmark Sundhedsstyrelsen Norsk Luftambulanse AS Flughafen Billund Welt-Icon Datenblatt
HEMS Ringsted Ringsted Sjælland Flugplatz Ringsted Welt-Icon Datenblatt
HEMS Saltum Saltum Nordjylland Luftrettungszentrum Saltum Welt-Icon Datenblatt Der Rettungshubschrauber ist am 2. Januar 2019 in Betrieb genommen worden und
wurde von einem vorübergehenden Standort am Flughafen Aalborg aus geflogen,
bis die permanente Basis in Saltum im nördlichen Teil der Jammerbugt Kommune fertiggestellt wurde.[6] Die Basis wurde am 15. August 2021 in Betrieb genommen.[7]
HEMS Skive Skive Midtjylland Luftrettungszentrum Skive Welt-Icon Datenblatt

Flugrettung in Ungarn

Die ungarische Flugrettung OMSZ verfügt über fünf Stützpunkte, die mit EC 135 ausgerüstet sind. Geplant sind noch zwei weitere und ein Stützpunkt, der nur im Sommer besetzt ist. Sowohl die Planung als auch die Schulung der 80 Notfallärzte wurde vom österreichischen Christophorus Flugrettungsverein durchgeführt. Auch das Fluggerät ist von Heliair gechartert.[8]

Bi- und multilaterale Projekte in Europa

Es gibt Projekte, an denen Organisationen mehrerer Staaten beteiligt sind. Zu nennen sind in diesem Kontext besonders:

Rufname Stadt Bemerkung
Christoph Europa 1 Aachen-Merzbrück Einsätze in Deutschland, Belgien und den Niederlanden.
Christoph Europa 2 Rheine Einsätze in Deutschland und den Niederlanden.
Christophorus Europa 3 Suben Europaweit erster Notarzthubschrauber im seit 2002 länderübergreifendem Betrieb: im Winterhalbjahr fliegt ein Hubschrauber des ADAC, im Sommerhalbjahr des ÖAMTC. Einsatzgebiet ist Bayern und Oberösterreich.
Christoph Europa 5 Niebüll Einsätze in Deutschland und Dänemark (v. a. Südjütland)
Christoph 9 Duisburg Einsätze in Deutschland und den Niederlanden.
Christoph 16 Saarbrücken Einsätze in Deutschland, Frankreich und Luxemburg.
Lifeliner 3 Nijmegen Einsätze in den Niederlanden und Deutschland.
Lifeliner Europa 4 Groningen Einsätze in den Niederlanden und Deutschland. Gemeinschaftlicher Betrieb durch ADAC und ANWB. In den Niederlanden wird der Standort ohne den Zusatz Europa geführt.
Air Rescue 3 Flughafen Findel Einsätze in Luxemburg, Belgien, Deutschland (Rheinland-Pfalz für die Region Trier sowie Saarland) und Frankreich.
REGA Schweiz (diverse) Die grenznah stationierten REGA-Hubschrauber aus der Schweiz fliegen ebenfalls regelmäßig Einsätze in Deutschland. So liegt mehr als die Hälfte der Einsatzorte von Rega 2 (Basel) in Südbaden.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Ulrich Suckert, Marco Quinzio: Luftrettung in Deutschland. Medizin, Technologie und Menschlichkeit – im Einsatz für das Leben. Hrsg. Deutsche Rettungsflugwacht e.V., German Air Rescue, Deutsche Zentrale für Luftrettung (Filderstadt). W. Wolfsfellner MedizinVerlag, München 1996, ISBN 3-9802271-5-4.
  • Hubertus Bartmann: Luftrettung am Wasser. Begleitheft zum Aufbaulehrgang für Feuerwehrtaucher – Hubschraubereinsatz. ecomed-sicherheit, Landsberg/Lech 2005, ISBN 3-609-66928-4.
  • Roland Oster: Luftrettung. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02846-3.
  • Tino Lorenz: Am Leben. Notarzt im Rettungshubschrauber. Heller, Taufkirchen 2007, ISBN 978-3-929403-24-4.
  • ADAC-Stationsatlas „Christoph – bitte kommen!“, Ausgabe 2011/12, Hrsg. ADAC-Luftrettung GmbH, W. Wolfsfellner MedizinVerlag, München 2011, ISBN 978-3-933266-71-2.
  • Holger Scholl: Luftrettung. Stumpf und Kossendey, Edewecht 2018, ISBN 3-932750-77-2 (Themenschwerpunkt).

Weblinks

Commons: Luftrettung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Standorte. In: Johanniter [live]. 9. Juni 2016 (johanniter.de [abgerufen am 5. Februar 2018]).
  2. Team www.rth.info: rth.info | Betreiber. Abgerufen am 5. Februar 2018.
  3. Christophorus fliegt in Ungarn. auf ORF-Volksgruppen abgerufen am 26. Januar 2010
  4. AAA Rettungshelikopterbasen in Birrfeld und Balzers
  5. Baser. In: akutlaegehelikopter.dk. Abgerufen am 8. September 2019 (dänisch).
  6. Den nye akutlægehelikopter fløj til 17 patienter den første uge. In: akutlaegehelikopter.dk. Abgerufen am 8. September 2019 (dänisch).
  7. Saltum. In: nlaas.no. Abgerufen am 4. März 2022 (dänisch).
  8. Christophorus Magazin (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 474 kB) Juni 2007, abgerufen am 25. Januar 2010.