Luftwaffensender Primadonna

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Primadonna
Bild des Objektes
Ansicht der 2011 die vakanten Bauten
Basisdaten
Ort: Veldrom/Feldrom/Kempen (Stadt Horn-Bad Meinberg)
Land: Nordrhein-Westfalen
Staat: Deutschland
Höhenlage: 424 m ü. NN
Koordinaten: 51° 48′ 36″ N, 8° 55′ 54,7″ O
Verwendung: Fernmeldemast, Militärische Nutzung
Abriss: 1945
Daten des Mastes
Bauherr: Wehrmacht
Betriebszeit: 1937–1945
Daten zur Sendeanlage
Letzter Umbau (Sender): 1943
Wellenbereich: LW-Sender
Sendetyp: Drahtfunk
Stilllegung: 1945
Weitere Daten
Sendeleistung 1937: 1,5 kW
Sendeleistung 1943: 20 kW
Sendefrequenz: 150–155 kHz

Nachnutzung:

durch: Bundeswehr
Art: Ausbildungsstützpunkt „Mönkeberg“
Zeitraum: 1967–1992

Heutiger Eigentümer: Land Nordrhein-Westfalen

Positionskarte
Primadonna (Nordrhein-Westfalen)
Primadonna
Lokalisierung von Nordrhein-Westfalen in Deutschland

Der Luftwaffensender Primadonna war im Zweiten Weltkrieg ein von der Luftwaffe zwischen 1944 und April 1945 betriebener Luftlagesender, mit einer Sendeleistung von 1,5 kW im Langwellenbereich zwischen 150 und 155 kHz, der die Bevölkerung in Nord-West-Deutschland über bevorstehende Luftangriffe warnte.

Luftwaffensender

Die Luftwaffensender waren im Bereich der Jagddivisionen angesiedelt. Jede Division unterhielt zur Koordinierung der Jagd einen eigenen Sender:

Geschichte

Ab 1937 baute die Wehrmacht auf dem 424 Meter hohen Mönkeberg bei Kempen die Funksendezentrale 276. Sie diente dem Funkverkehr der Fliegerhorste in Detmold, Gütersloh, Paderborn, Lippstadt und Bad Lippspringe. 1943 baute sie ein schweres UKW-Funkfeuer, mit zum Teil fahrbaren MW-Sendern (Typ Berta) zwischen 1,5 kW und 20 kW, die an verschiedenen Standorten betrieben wurden und zur 3. Jagddivision gehörten, welche auf dem Militärflugplatz Deelen stationiert war.

Generalfeldmarschall Albert Kesselring leitete über den Sender den Westfeldzug. Ebenfalls von hier wurde am 27. Mai 1941 der Befehl an das Schlachtschiff Bismarck gesendet, sich selbst zu versenken. Dort und auf dem Mackenberg wurde der Sender am 27. Oktober 1943 eingerichtet, der auch über Drahtfunk sendete. Der Sender meldete Ende 1944 unter dem Decknamen „Primadonna“ die Luftlage bei feindlichen Einflügen, anfangs zu festen Zeiten und ab dem Sommer 1944 hin zu einer „Dauersendung“. Die normalen Sender stellten für diese Zeit den Sendebetrieb ein, um den einfliegenden Verbänden keine Orientierung zu bieten. Es wurde immer nur von einem Standort gesendet, dieser änderte sich allerdings durch die Kriegslage. In der meldungsfreien Zeit wurden Gong- oder Taktsignale gesendet. Die Sprecherinnen waren zumeist Wehrmachthelferinnen und die Sendung wurde in der Gaststätte Schalück[1] in Rheda gesprochen.[2] Die Nachrichten waren für die Regierungsstellen, Behörden, Archive und Schulen bestimmt. Es bestand eine Anweisung, dass ein Radiogerät im Eingangsbereich während der Dienstzeiten abgehört werden musste. Obwohl der Sender nicht für die Bevölkerung bestimmt war, konnten seine Luftlagemeldungen gut über die Rundfunkgeräte empfangen werden. Die Meldungen begannen immer mit dem einleitenden Stereotyp: „Achtung! Achtung! Primadonna meldet: starke Kampfverbände befinden sich im Anflug auf Heinrich-Richard 7“. Ausgestrahlt wurden Informationen zu feindlichen Einflügen wie Anzahl, Typen, Position, Höhe, Kurs und Geschwindigkeit der Maschinen. Die Koordinierung richtete sich nach der Jagdgradnetz-Meldekarte. Diese Quadrateinteilung sprach sich herum, sodass auch die Bevölkerung in Ostwestfalen und Nordhessen die Meldungen als Warnung verstehen konnte und sich daraufhin eine Drahtfunkkarte anfertigte. Mit alliierten Luftbasen auf dem europäischen Kontinent nahmen die Einsätze weiter zu, während ein deutscher Jagdschutz nicht mehr vorhanden war. Für die Landbevölkerung blieb der Sender Primadonna als einzige Möglichkeit zur Alarmierung; eine flächendeckende Ausstattung mit Sirenen gab es noch nicht. Die Zuverlässigkeit der Meldungen waren sprichwörtlich. Darin dürfte auch der Grund zu sehen sein, dass ab Januar 1945 mit der neuen Kennzeichnung „Primadonna II“ die ungeschönten Kriegsfakten des Senders, ohne Propaganda, in der der Bevölkerung Glauben geschenkt wurde und der Sender oft gesucht und gehört wurde.

„Zu Hause angekommen stellte ich rasch den Sender ‚Primadonna‘ ein, es hieß etwa:‚Feindliche Bomberverbände über Lippstadt drehen auf Paderborn zu.‘ Die Städtenamen waren allerdings verschlüsselt. Paderborn hieß Konrad Siegfried 2. In dem Augenblick hörte man schon das dumpfe Dröhnen der Flugzeuge."“

Bökamp[3]

Sobald durch den von den Bombergeschwadern eingeschlagenen Kurs Zielräume erkennbar wurden, gab es in dem Planquadrat den Voralarm, was bedeutete, dass die feindlichen Flugzeuge mehr als 100 Kilometer entfernt waren und keine unmittelbare Gefahr bestand. Beim Hauptalarm hatten die Flugzeuge den 100-km-Radius unterschritten, es bestand nun akute Gefahr. Fliegeralarm oder auch Vollalarm wurden gegeben, wenn mit einem unmittelbaren Angriff gerechnet werden musste.

Nach dem Krieg wurden die Sende- und Empfangseinrichtungen demontiert und die Anlage stillgelegt. Von 1967 bis 1992 richtete die Bundeswehr auf dem Berg den Ausbildungsstützpunkt „Mönkeberg“ ein. Heute steht die Anlage, die im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen ist, leer. Eine Initiative, die Anlage als Resozialisierungsanstalt zu nutzen, ist gescheitert.[4] Auf dem Mackenberg hingegen befindet sich noch heute der Sender Oelde.

Literatur

  • H. Krick: Achtung, Achtung, Primadonna meldet …: Funkstation auf dem Mackenberg, Heimatblätter der Glocke; 1993; S. 366f.
  • Armin Otte-Schacht: Primadonna meldet…, Luftlage-Sender im Zweiten Weltkrieg, Heimatland Lippe. - 98 (2005), 4, S. 53–55
  • Marc Locker: Als die Bomben fielen: Beiträge zum Luftkrieg in Paderborn 1939 bis 1945. bearb. und hrsg. von Marc Locker, Paderborner Beiträge zur Geschichte; Bd. 7, Köln 1998, ISBN 3-89498-053-2
  • Erich Baeumer: Nordpol–Richard 4. Aus der Bomben- und Bunkerzeit im Siegerland, Selbstverlag des Siegerländer Heimatvereins, Siegen 1950

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bielefelder Str. 148, Rheda-Wiedenbrück, heute Restaurant Wang
  2. Erinnerung von Heinrich Heinke
  3. Paderborner Augenzeugenberichten 1933–1948, Paderborn 2005, S. 124.
  4. LZ