Männerfreundschaften

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Film
Originaltitel Männerfreundschaften
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 85 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Rosa von Praunheim
Drehbuch Rosa von Praunheim, Valentina Schütz
Produktion Rosa von Praunheim, MDR, Arte
Musik Andreas Wolter
Kamera Patrick Richter, Oliver Sechting
Schnitt Mike Shephard
Besetzung

Männerfreundschaften ist ein deutscher Dokumentar- und Historienfilm von Rosa von Praunheim aus dem Jahre 2018.

Er ist inspiriert von der Studie Warm Brothers – Queer Theory and the Age of Goethe (Dr. Robert D. Tobin, Professor für Philosophie, Clark University) und beleuchtet verschiedene berühmte Schriftsteller aus der Weimarer Klassik Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts, beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe, in Bezug auf ihre mögliche Homosexualität und ihre „homoerotischen Beziehungen“. Im Laufe des Films kommen verschiedene Experten in Form von Interviews zu Wort, wodurch sich zum Teil kontroverse Meinungen zu diesem Thema ergeben.

Von Praunheims Werk durchbricht verschiedene Genres und ist ein Mix aus Dokumentation und Spielszenen, die im Rahmen eines Workshops entstanden.

Der Film hatte seine Uraufführung 2018 beim Lichter Filmfest in Frankfurt am Main, wo er als bester Festivalbeitrag ausgezeichnet wurde,[1] und lief unter anderem im selben Jahr bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen in Hamburg, 2019 beim Festival des historischen Films in Potsdam, 2021 beim Portland German Film Festival und 2022 bei den Deutschen Filmtagen in Brașov.[2][3][4][5] Die Kino-Premiere fand 2018 auf Einladung des Oberbürgermeisters Knut Kreuch, verbunden mit einer Einladung des Regisseurs in das Alte Rathaus, in Gotha statt.[6] In der thüringischen Stadt wurden Teile des Films gedreht. Fernsehausstrahlungen folgten 2019 im MDR und auf Arte.[7]

Handlung

Dokumentarfilm über „homoerotische“ oder „homosexuelle“ Beziehungen zur Zeit der Weimarer Klassik von historischen Personen wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Von Praunheim geht der Frage nach, inwieweit diese Freundschaften tatsächlich mit Homosexualität, wie sie Anfang des 21. Jahrhunderts verstanden wird, zu tun haben.

Auszeichnungen

Rezeption

Raimund Gerz bezeichnet Männerfreundschaften in der Zeitschrift epd Film als pädagogisch wertvoll. Er betont die wissenschaftliche Erarbeitung der Thematiken und hebt den unkonventionell scheinenden Stil von Praunheims hervor. Dieser „Workshopcharakter“ bediene sich Elementen aus vergangener Zeit, als Fernsehdokumentationen noch nicht mit spannender Hintergrundmusik versehen waren.[10]

Bianka Pieringer von Spielfilm.de sieht ein wesentliches Charakteristikum des Films in der vertieften Spekulation über die möglichen homosexuellen Liebschaften der genannten historischen Personen. Zur damaligen Zeit drückten Männer ihre seelische Bindung in ihren Briefen sehr dramatisch aus. Somit sollte bei diesen ausschweifenden Formulierungen nicht sogleich auf sexuelle Verhältnisse geschlossen werden.[11]

Gaby Sikorski von Programmkino.de hebt die dokumentarische Seriosität von Rosa von Praunheim (durch den Einsatz von Interviews mit internationalen Historikern, Germanisten und Literaturwissenschaftlern) hervor. Im Film ginge es um den Zusammenhang intellektueller und erotischer Freiheit, den Rosa von Praunheim in einem „lustvollen Umgang mit Goethe und seinen Zeitgenossen zum Ausdruck bringt“. Sie schreibt dem Film eine mit Sorgfalt geschaffene leichte, vergnügliche und sinnliche Atmosphäre zu. Im Ergebnis handele es sich bei dem Film um einen Gewinn für das kunsthistorisch interessierte Publikum.[12]

„Weimar queer zu machen – das ist für ihn [Rosa von Praunheim] keine Frage historischer Akkuratesse, sondern eine Frage der Travestie, und eine spielerische Hypothese – was äußerst vergnüglich ist.“

Experten im Film (Auswahl)

  • Robert D. Tobin
  • Annette Seemann
  • Paul Derks
  • Wolfgang Bunzel
  • Ute Pott
  • Andreas Kraß
  • Florian Mildenberger
  • Monika Utermann
  • Marco Karthe
  • Vinzenz Waldstein
  • Valentina Schütz
  • Lukes Maurice Collin
  • Markus Tiarks

Literatur

  • Christopher Treiblmayr: Bewegte Männer: Männlichkeit und männliche Homosexualität im deutschen Kino der 1990er Jahre. In: L'Homme. Band 19. Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln/Wien, 2015.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auszeichnung bei Lichter Filmfest. Thüringer Allgemeine, abgerufen am 10. März 2022.
  2. Männerfreundschaften. Goethe-Institut, abgerufen am 29. März 2022.
  3. Männerfreundschaften. Filmmuseum Potsdam, abgerufen am 13. April 2022.
  4. WE ARE BACK! Portland German Film Festival, abgerufen am 13. April 2022.
  5. Veranstaltungen - Männerfreundschaften. Deutsches Kulturzentrum Brașov/Goethe-Institut, abgerufen am 13. April 2022.
  6. Filmpremiere "Männerfreundschaften" mit Regisseur Rosa von Praunheim in Gotha. Gotha.de, abgerufen am 10. März 2022.
  7. Männerfreundschfaten. filmportal.de, abgerufen am 10. März 2022.
  8. Auszeichnung bei Lichter Filmfest. Thüringer Allgemeine, abgerufen am 10. März 2022.
  9. Männerfreundschaften. Filmmuseum Potsdam, abgerufen am 10. März 2022.
  10. Raimund Gerz: Kritik zu Männerfreundschaften. In: epd-film. epd-film, 23. November 2018, abgerufen am 12. Dezember 2021 (deutsch).
  11. Bianka Piringer: Kritik: Männerfreundschaften. In: Spielfilme.de. Spielfilme.de, 2018, abgerufen am 12. Dezember 2021 (deutsch).
  12. Gaby Sikorski: Männerfreundschaften. In: Programmkino. Programmkino.de, 2018, abgerufen am 12. Dezember 2021 (deutsch).
  13. Männerfreundschaften. Goethe-Institut (Süddeutsche Zeitung), 2018, abgerufen am 29. März 2022.