Malawisee

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Malawisee
Foto des Malawisees aufgenommen in 563 km Höhe aus dem Space Shuttle Endeavour während der Mission STS-61 im Jahr 1993
Geographische Lage Tansania Tansania
MosambikMosambik Mosambik
Malawi Malawi
Ostafrika
Zuflüsse Ruhuhu, Bua, Dwangwa, Linthipe, Lufira, Nördlicher Rukuru, Songwe, Südlicher Rukuru
Abfluss Shire
Inseln Chizumulu, Likoma
Orte am Ufer Nkhata Bay, Karonga, Nkhotakota, Chipoka, Mbamba Bay
Daten
Koordinaten 12° S, 34° OKoordinaten: 12° S, 34° O
Höhe über Meeresspiegel 474 m
Fläche 29.600 km²
Länge 570 km
Breite 75 km
Volumen 8400 km³dep1
Maximale Tiefe 704 m
Mittlere Tiefe 292 m
Einzugsgebiet 126.500 km²[1]

Besonderheiten

Fischartenreichster See der Erde

Der Malawisee oder Njassasee (nach Nyasa in Tansania, Niassa in Mosambik; von Yao nyasa „See“) in Ostafrika ist der neuntgrößte See der Erde. Sein Abfluss ist der Shire. Die Anrainerstaaten des Sees sind Tansania, Malawi und Mosambik, wobei Malawi die längste Uferlinie hat und fast das komplette Westufer umfasst.

Beschreibung

Lage des Malawisees im Südlichen Rift des Großen Afrikanischen Grabenbruchs

Der Malawisee ist einer der Afrikanischen Großen Seen im Großen Afrikanischen Grabenbruch. Mit einer Länge von 560 Kilometern, einer Breite bis zu 80 Kilometern (durchschnittlich 50 Kilometern) und einer Tiefe von bis zu 704 Metern ist er der drittgrößte See Afrikas und wird dort hinsichtlich seiner Fläche nur vom Tanganjikasee und vom Viktoriasee übertroffen. Da der See seit mehr als einer Million Jahren existiert, gehört er zu den Langzeitseen der Erde.[2] Er ist bekannt für seine Vielzahl an Fischarten.

Geographie

Nach Norden hin werden die Ufer steiler. Ganz im Norden ragen auf tansanischer Seite die Livingstone-Berge mit Steilwänden bis zu fast 2500 Metern Höhe direkt aus dem See. Hier können sehr starke Winde mit hohem Wellengang und tückische Fallwinde auftreten. Wer hier segelt oder windsurft, muss diese Gefahren beachten. Die gegenüberliegende malawische Seeseite zwischen Karonga und Chilumba ist weit weniger schroff als die zwischen Chilumba und Nkhata Bay.

Hydrologie

Er hat ein Einzugssystem von 126.500 km². Über den Malawisee entwässern kleinere Teile Tansanias (26.600 km²) und Mosambiks (12.370 km²). Den größten Teil seines Einzugsgebietes stellt allerdings der gesamte Norden Malawis mit 87.530 km².[1] Im Westen sind die Einzugsgebietsgrenzen praktisch identisch mit den malawischen Landesgrenzen.[3]

Der Malawisee entwässert über den Shire nach Süden in den Sambesi.

Ökologie

Das Wasser des Sees ist sehr klar. Am Seeufer lässt sich bis auf den Grund schauen. Unzählige Seeadler leben am Malawisee. Zu achten ist vor allem auf Flusspferde, die zu Wasser wie zu Lande sehr beweglich und schnell sind. Sie sind zwar Pflanzenfresser, greifen Menschen aber an, wenn sie ihnen den Fluchtweg ins offene Wasser abschneiden. Sie versuchen ihre Opfer unter Wasser zu ziehen und zu ertränken. Es kommen jedes Jahr mehr Menschen durch Nilpferde zu Tode als durch Krokodile, die im fischreichen See genug Nahrung finden. Wer zu kleineren, unbewohnten Inseln fährt, sollte auf Wildtiere gefasst sein, darunter Seepythons und große Warane. An bewohnten Stellen ist der See vergleichsweise ungefährlich.

Fauna

Der Malawisee ist für seinen Artenreichtum an maulbrütenden Buntbarschen bekannt. Insgesamt leben fast 450 Fischarten in dem See, die meisten sind Buntbarsche. Fast alle Buntbarschgattungen und -arten sind endemisch. Zu den endemischen Buntbarschgattungen gehören Aulonocara, Labeotropheus, Labidochromis, Maylandia, Melanochromis, Pseudotropheus und Sciaenochromis. Sie bilden einen Artenschwarm, der aus einem Haplochromis oder Pseudocrenilabrus-artigen Vorfahren hervorgegangen ist. Die ökologisch an die felsigen Küsten des Sees gebundenen Buntbarscharten werden von den Bewohnern des Seeufers Mbuna genannt, die übrigen Utaka. Neben den Buntbarschen kommen im Malawisee Nilhechte, verschiedene Welsarten, Karpfenfische, Salmler, ein Stachelaal (Mastacembelus shiranus) und drei Arten von Zahnkärpflingen vor.[4][5]

Viele Buntbarsche sind beliebte Aquarienfische. Für die menschliche Ernährung von Bedeutung sind der Chambo, eigentlich vier Buntbarscharten der Gattung Oreochromis, und der Kampango, eine Welsart (Bagrus meridionalis), die auch exportiert werden. Allerdings wird nur der südlichste Teil des Malawisees wirtschaftlich nach ihnen befischt. Auch Fischer in Pirogen angeln nach ihnen, nicht jedoch in markttauglichen Mengen. Zum Schutz der Brutstätten der Fische wurde 1980 am Südufer des Sees bei Monkey Bay der Malawisee-Nationalpark eingerichtet, der seit 1984 auch auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes steht.

Tourismus

Auf dem Malawisee findet Passagier- und Frachtverkehr mit der MS Ilala statt. Die Häfen sind von Süden nach Norden: Monkey Bay, Chipoka, Makanjila, Nkhotakota, Nkhata Bay, Mphandi Port, Ruarwe, Charo, Mlowe, Chilumba, Kambwe bei Karonga. Die Hin- und Rückfahrt Monkey Bay–Karonga dauert fünf Tage. Von Nkhata Bay werden zweimal wöchentlich die Inseln Chizumulu und Likoma angelaufen.

Der Fährverkehr zwischen Mbamba Bay und Nkhata Bay ist derzeit (2016) aufgrund von Streitigkeiten zwischen Malawi und Tansania um Nutzungsrechte am See eingestellt, doch fahren gelegentlich kleine, private Boote die neben Waren auch eine geringe Anzahl von Personen befördern.

Der Distrikt Mangochi bietet mit zahlreichen Hotels, Lodges und Camps für Touristen die beste Infrastruktur. Weiter nördlich befindet sich der Badeort Senga mit ähnlich gutem, doch weit weniger umfassendem Angebot. Bei Rucksacktouristen haben sich Nkhata Bay und Cape MacLear als Ziele etabliert.

Der Malawisee ist nur teilweise frei von Bilharziose. Als Grund für das im Vergleich zu anderen afrikanischen Seen geringere Vorkommen von Schistosoma-Larven im Wasser wird ein hoher Magnesiumgehalt des Wassers vermutet, aber auch, weil Buntbarsche Schnecken, also das Wirtstier des Schistosomiasis-Erregers, fressen. Es handelt sich um Spekulationen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommen Schistosoma allgemein in seichtem Wasser und an Flussmündungen zahlreicher vor als an Sandstränden, in bewegtem und in tiefem Wasser. Für den Malawisee wurden bei Wasseruntersuchungen regional, abhängig von der Ufervegetation, Wassertiefe und anderen Faktoren unterschiedliche Konzentrationen des Erregers festgestellt. Jährlich werden zahlreiche Einheimische und Touristen von Schistosoma infiziert, wobei das höchste Risiko einer Erkrankung um Cape MacLear besteht.[6] Vor 1985 waren die offenen Teile des Sees frei von Schistosomiasis-Erregern, seitdem hat deren Vorkommen, vor allem im Süden, stark zugenommen. Möglicherweise ist die Überfischung der Buntbarsche eine Ursache.[7]

Geschichte

Der Malawisee wurde von dem britischen Entdeckungsreisenden David Livingstone und seinen Begleitern am 16. September 1859 für die europäische Wahrnehmung entdeckt.

In der Kolonialzeit wurde eine Eisenbahnlinie von Mtwara am Indischen Ozean nach Mbamba Bay am Malawisee geplant, doch wurde der Plan nicht verwirklicht. Heute gibt es noch immer Pläne, die Eisenbahnstrecke, die sogenannte Mtwara Development Corridor zu bauen, um Kohlevorkommen im Mchuchuma-Katewake-Gebiet zu erschließen sowie eine alternative Seeverbindung für Malawi zu schaffen.

Nkhotakota ist einer der ältesten Marktplätze Afrikas südlich der Sahara. Seine Geschichte ist wenig erforscht.

Bei Karonga liegt der Fundort des ältesten zur Gattung Homo gestellten Fossils, das bisher von Paläoanthropologen entdeckt wurde. Der mehr als zwei Millionen Jahre alte, bezahnte Unterkiefer erhielt die Sammlungsnummer UR 501 und wurde von seinem Entdecker, Friedemann Schrenk, als Homo rudolfensis eingeordnet.

Im Verlaufe der frühen Regierungszeit (seit 1966 Präsident) des malawischen Präsidenten Hastings Kamuzu Banda entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Südafrika. Malawi war zu dieser Zeit der offenkundig einzige afrikanische Staat, der sich gegenüber dem Apartheidregime kooperationsbereit zeigte. Das war die Grundlage für die Gründung der Marine von Malawi mit südafrikanischer Unterstützung. Der Hafen in der südlich gelegenen Monkey Bay sollte ein erster Flottenstützpunkt werden. Eine kleine Gruppe malawischer Militärs war in den 1970er Jahren nach Südafrika zur Marineausbildung nach Langebaan in der Saldanha Bay gekommen. Es war sogar geplant, ein ehemaliges Schulschiff von Südafrika auf dem Wasser- und Landweg hierher zu verlegen. Der Plan scheiterte 1975 nach erheblichen Vorbereitungen an den politischen Veränderungen im benachbarten Mosambik. Die vorgesehene Crew kehrte nach Malawi zurück. Südafrika ließ später einen Attaché seiner Marine in Malawi akkreditieren.[8] Monkey Bay entwickelte sich später zum Heimathafen der Malawi Defence Force – Marine Unit.[9][10]

Politik

Es gibt Grenzstreitigkeiten zwischen Malawi und Tansania. Malawi wurde 1890 bei den kolonialen Grenzziehungen der gesamte See zugesprochen (Helgoland-Sansibar-Vertrag).[11] Tansania beansprucht die Gebiete, die nach aktuellem internationalem Recht auf seiner Hälfte des Sees liegen. Der Konflikt verschärfte sich, als 2012 auf tansanischer Seite Öl- und Gasvorkommen entdeckt wurden, die Malawi ökonomisch nutzen will.[12]

Literatur

  • David H. Eccles: An outline of the physical limnology of Lake Malawi. In: Limnology and Oceanography. Band 19, Nr. 5, September 1974, S. 730–742 (psu.edu, PDF; 1,21 MB)

Weblinks

Commons: Malawisee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. a b Naturalisation of Lake Malawi Levels and Shire River Flows (PDF).
  2. Geoffrey Fryer: Evolution in ancient lakes: radiation of Tanganyikan atyid prawns and speciation of pelagic cichlid fishes in Lake Malawi. In: Hydrobiologia. September 2006, Band 568, Nr. 1 Supplement, 2006, S. 131–142.
  3. Lobina Gertrude Palamuleni, Preksedis Marco Ndomba, Harold John Annegarn: Evaluating land cover change and its impact on hydrological regime in Upper Shire river catchment, Malawi. In: Regional Environmental Change. Band 11, Nr. 4, 2011, ISSN 1436-378X, S. 845–855, doi:10.1007/s10113-011-0220-2.
  4. Fishbase Fishspecies in Lake Malawi
  5. Petru Banaescu: Zoogeography of Fresh Waters. AULA, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-480-1, S. 1152.
  6. Martin J. Genner und Ellinor Michel: Fine-scale habitat associations of soft-sediment gastropods at Cape MacLear, Lake Malawi. In: Journal of Molluscan Studies. London 2003 (malawicichlids.com, PDF; 102 kB).
  7. J. R. Stauffer, H. Madsen, K. McKaye u. a.: Schistosomiasis in Lake Malawi: Relationship of Fish and Intermediate Host Density to Prevalence of Human Infection. In: EcoHealth Journal. 2006 (sfr.cas.psu.edu PDF).
  8. Ivor C. Little: Project Dobbin. The story of a South African patrol boat - P1558. In: Military History Journal. South African Military History Society, Band 14, Nr. 5, 2009, (englisch, samilitaryhistory.org).
  9. Guy Martin, Oscar Nkala: Malawi Defence Force Marine Unit takes delivery of BR850 interceptors. Meldung vom 12. November 2013 auf defenceweb.co.za (englisch)
  10. Enelless Nyale: Malawi’s Banda, arms firm rock the boat. Mail & Guardian, Meldung vom 29. Januar 2016 auf mg.co.za (englisch).
  11. Deutschlandfunk – Sardinen und Erdöl
  12. Hanns-Seidel-Stiftung, Quartalsbericht, Tansania, IV/2012 (PDF; 553 kB).