Maria 1.0

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Logo der Initiative Maria 1.0

Maria 1.0 ist eine von Frauen in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ausgehende Initiative, die sich unter dem Motto „Maria braucht kein Update“ für den Erhalt der „überlieferten katholischen Lehre“ und eine Neuevangelisierung einsetzt. Nach eigenen Angaben hat die Bewegung im Juni 2021 knapp 3.000 Unterstützer.[1]

Gründung

Die Initiative Maria 1.0 – Maria braucht kein Update wurde als Reaktion auf die „Kirchenstreik“-Bewegung Maria 2.0 im Mai 2019 von der Lehrerin Johanna Stöhr aus Schongau gemeinsam mit weiteren Frauen gegründet.[2] Maria 1.0 versteht sich nach eigener Aussage nicht als Gegenbewegung zu Maria 2.0, sondern als eine „Fürbewegung zu Gott“.[2] Allerdings forderten sie in einem Offenen Brief im Sommer 2019 die Bewegung Maria 2.0 auf, ihre „medienwirksamen Aktionen“ einzustellen, da deren Forderungen für die Gläubigen und die Kirche nicht gut seien. Man denke nicht, dass dies „die Krise der katholischen Kirche und des Glaubensabfalls in unserem Land positiv beeinflussen“ würde. Nur die Treue zu Jesus und der Kirche würden Frucht bringen.[3] Die Initiatorinnen machen auf einer Homepage, mittels Pressemitteilungen sowie durch Medienarbeit auf ihr Anliegen aufmerksam.

Seit Mai 2021 hat Clara Steinbrecher die Leitung der Initiative inne.[4] Sie ist Treuhänderin der am 16. Mai 2021 von Johanna Stöhr gegründeten Treuhandstiftung Maria 1.0 mit 500 € Stiftungskapital.[5]

Am 24. April 2022 wurde die Expansion in die Schweiz bekanntgegeben.[6]

Positionen

Die Initiatorinnen wenden sich gegen eine Neuinterpretation Marias, der Mutter Jesu, und gegen eine von ihnen so gesehene Instrumentalisierung Marias für kirchliche Strukturreformen.[7] Im November 2019 schlug Maria 1.0 die Weihe der römisch-katholischen Kirche Deutschlands an Maria vor.[8]

Maria 1.0 fordert eine „feierliche und würdige Feier der Liturgie“ und die Einhaltung der römisch-katholischen Glaubens- und Morallehre. Die Kirche dürfe nicht auf eine „Glückskeksfabrik“ reduziert werden, die noch „nette Sinnsprüche für das Wohlbefinden“ geben dürfe, aber kein „Eckstein“ mehr sei, an dem man sich stoße, so die Initiatorin Johanna Stöhr.[9] Viele Gläubige, so die Einschätzung der Bewegung, seien nicht einverstanden mit dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, sondern sie hätten Sorge, dass die hiesige Kirche einen Sonderweg gehe, der zur Abspaltung von der Weltkirche führe.[10] Die Einführung eines Frauenpriestertums in der katholischen Kirche lehnen die Unterstützerinnen von Maria 1.0 ab. Die Kirche sei kein Unternehmen, sondern der lebendige Leib Christi.[11] Die Menschen sollten wieder in die Kirche gehen, weil sie Sehnsucht nach den Sakramenten hätten und nicht, weil der Pfarrer eine Frau habe oder sei, so die Initiative.[12]

In einer Pressemitteilung vom 14. August 2019 mahnten die Initiatorinnen an, dass beim Synodalen Weg, bei dem die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland beraten, auch über die Neuevangelisierung im deutschen Raum gesprochen werden müsse, wie es Papst Franziskus in seinem „Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ gefordert hat.[13][14] Auf ihrer Homepage urteilt die Bewegung, beim Synodalen Weg werde „zum wiederholten Male versucht, verstaubte Reformideen neu aufzuwärmen“.[15] Ein Mitglied von Maria 1.0, Dorothea Schmidt, wurde 2020 von der Deutschen Bischofskonferenz als Mitglied des Synodalen Wegs benannt.[16] Dort wurde unter anderem gefordert, dass der deutsche Reformprozess einen neuen Namen und eine neue Stoßrichtung brauche.[17]

Die Initiative setzt sich aktiv für den Lebensschutz ein und sendet regelmäßig Vertreter zu Großveranstaltungen wie beispielsweise dem Marsch für das Leben. Maria 1.0 forderte im Juli 2022 Irme Stetter-Karp angesichts ihrer Aussagen zum Schwangerschaftsabbruch zum Rücktritt als Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken auf, da ihre Position „klar gegen die katholische Lehre“ sei.[18][19]

Reaktionen

Der frühere Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat sich 2019 lobend über die Initiative Maria 1.0 geäußert. Er sei allen Frauen dankbar, die sich treu und zuverlässig für die Belange der Kirche vor Ort einsetzten.[20]

Die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF, Simone Curau-Aepli, kritisierte im April 2022 die Positionen von Maria 1.0 zur Frauenfrage, da diese den Bestrebungen von Frauen dafür schadeten, dass Frauen in der Kirche dieselben Rechte erhalten und auf allen Ebenen mitdiskutieren und mitentscheiden dürfen. Bei Maria 1.0 seien „streng katholische Frauen jeglichen Alters dabei, die sich gegen jegliche Veränderung stellen“. Diese Gruppe habe durchaus ihren Platz in der katholischen Kirche, aber sie sei sehr klein und werde marginal bleiben.[21]

Weblinks

Commons: Maria 1.0 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Clara Steinbrecher von Maria 1.0: „Wir stehen für die katholische Lehre ein“. In: Die Tagespost. 2. Juni 2021, abgerufen am 16. Juli 2021.
  2. a b «Maria 1.0» – Bayerische Katholikin antwortet auf Kirchenstreik. In: kath.ch. 14. Mai 2019, abgerufen am 27. März 2021.
  3. KNA: Maria 1.0 fordert Ende der Initiative Maria 2.0. In: zeit.de. 18. September 2019, abgerufen am 31. März 2021.
  4. Leitung. In: mariaeinspunktnull.de. Abgerufen am 14. Juli 2021.
  5. Satzung der Treuhandstiftung. In: mariaeinspunktnull.de. Abgerufen am 5. Februar 2022.
  6. Eva Meienberg: «Maria braucht kein Update»: «Maria 1.0» expandiert in die Schweiz. In: kath.ch. 24. April 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  7. Initiative Maria 1.0. In: mariaeinspunktnull.de. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  8. Maria ist das perfekte Modell. Marienweihe im Rahmen des Synodalen Weges. In: mariaeinspunktnull.de. 26. November 2019, abgerufen am 31. März 2021.
  9. Rudolf Gehrig: Die Kirche ist keine Glückskeks-Fabrik. In: Die Tagespost. 22. Mai 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  10. KNA: Führt der synodale Weg zur Kirchenspaltung? In: domradio.de. 26. November 2019, abgerufen am 31. März 2021.
  11. Rudolf Gehrig: Wir vertreten nur das, was die Kirche immer schon geglaubt hat. In: Die Tagespost. 14. Mai 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  12. gho: "Maria 1.0": Bischofskonferenz hat falsche Antworten auf Krise. In: katholisch.de. 23. Juli 2019, abgerufen am 27. August 2019.
  13. KNA: Maria 1.0 fordert Forum "Neuevangelisierung" bei "synodalem Weg". In: katholisch.de. 15. August 2019, abgerufen am 2. Juli 2021.
  14. Forum Neuevangelisierung beim synodalen Weg erforderlich. In: mariaeinspunktnull.de. 14. August 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  15. Synodaler Weg. In: mariaeinspunktnull.de. Abgerufen am 18. Juli 2021.
  16. Kontaktdaten Mitglieder Synodalversammlung. 28. Januar 2020, abgerufen am 27. März 2021.
  17. tmg/KNA: Nach Papstschreiben "Querida Amazonia" "Maria 1.0" fordert neuen Namen und Schwerpunkt für den Synodalen Weg. In: katholisch.de. 20. Februar 2020, abgerufen am 14. April 2021.
  18. KNA: "Maria 1.0" fordert Rücktritt von ZdK-Präsidentin Stetter-Karp. In: katholisch.de. 18. Juli 2022, abgerufen am 23. Juli 2022.
  19. Maria 1.0 ist entsetzt über die „verabscheuenswürdige(n)“ (Gaudium et Spes 51) Aussagen von ZdK-Präsidentin Stetter-Karp zu Schwangerschaftsbeendigungen und fordert ihren Rücktritt. In: mariaeinspunktnull.de. 18. Juli 2022, abgerufen am 23. Juli 2022.
  20. Maximilian Lutz: Augsburger Bischof lobt Maria 1.0. In: Die Tagespost. 22. Mai 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  21. Eva Meienberg: Frauenbund kritisiert Maria 1.0 und Sexismus-Zitat. In: kath.ch. 29. April 2022, abgerufen am 18. Juli 2022.