Marie Louise von Larisch-Wallersee

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Marie Louise von Wallersee

Marie Louise Elisabeth Freiin von Wallersee, geborene Marie Louise Elisabeth Mendel, verheiratete Gräfin von Larisch-Moennich, in zweiter Ehe Marie Brucks, in dritter Marie Meyers (* 24. Februar 1858 in Augsburg; † 4. Juli 1940 ebenda) war die Nichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich.

Kindheit und Jugend

Eine Gedenktafel am Haus Maximilianstraße 87 in Augsburg erinnert an Marie Louise von Larisch-Wallersee

Marie Louise wurde als uneheliche Tochter des Herzogs Ludwig in Bayern und der Schauspielerin Henriette Mendel im Haus Maximilianstraße 87 in Augsburg geboren. Ihre Eltern heirateten ein Jahr nach ihrer Geburt 1859 morganatisch. Ebenfalls 1859 wurde Henriette Mendel in den Adelsstand erhoben und durfte sich seither Freifrau von Wallersee nennen. Der erbliche Adelstitel galt auch für die Nachkommen dieses Paares. Die Familie lebte in Augsburg, München und Garatshausen.

Marie erlebte eine recht freie Kindheit und wurde gut erzogen. Sie konnte ausgezeichnet reiten und fechten. Als 1869 ihre Tante Elisabeth zu Besuch kam, fand diese Gefallen an ihr und lud sie zu einem Besuch nach Wien und 1876 auch auf ihr Schloss Gödöllő in Ungarn ein. Hier lebte sie mehrere Monate im Kreis ihrer Tante und deren Gästen. Die Kaiserin umgab sich mit einem Schleier der Femme fatale und machte Marie zu ihrer Vertrauten – misstrauisch und eifersüchtig beäugt von den anwesenden Adeligen, zu denen auch die Baronin Helene Vetsera gehörte. Die Tochter einer Schauspielerin als Vertraute der Kaiserin war nicht „comme il faut“.

Ehe mit Graf Larisch

Marie Louise (rechts) mit Erzherzogin Marie Valerie (links)

Durch die Vermittlung der eifersüchtigen Hofdame Gräfin Marie Festetics, die Marie gern weit weg vom Hof sehen wollte, weil "die kleine Wallersee" aufgrund ihrer Herkunft und guten Reitkünste gute Chancen hatte, die Hofdame der Tante zu werden, wurde Marie Louise dem Grafen Georg Larisch-Moennich (1855–1928) vorgestellt, den sie auf Druck ihrer Tante Elisabeth am 20. Oktober 1877 heiratete.

Marie wurde zur Palastdame ernannt, Georg zum Kämmerer. Das Paar zog in die Nähe von Troppau (Schlesien), wo die Kinder Franz Joseph (1878) und Marie Valerie (1879) geboren wurden. Taufpaten waren der Kaiser von Österreich Franz Joseph, und seine jüngste Tochter, Erzherzogin Marie Valerie.

Einige Jahre noch begleitete Marie die Kaiserin auf ihren Reisen. Schließlich wurde dieser Kontakt lockerer. 1881 und 1887 half sie der Tante noch beim heimlichen Druck ihrer Gedichte und Geschichten.

Scheidung, Beziehung zu Baltazzis und Vetseras

Die arrangierte Ehe mit Graf Larisch verlief unharmonisch. Da es sich um eine ihr aufgezwungene Ehe handelte, glaubte Marie Louise, sich auch nicht an ihren ehelichen Treueschwur halten zu müssen. Außerdem verschuldete sich die Gräfin immens, denn der Graf hielt sie knapp und der Bedarf an Toiletten war groß.

In Pardubitz wohnte Heinrich Baltazzi in der Nähe der Reit- und Jagdbegeisterten, der auch ihr Liebhaber wurde. Ein offenes Geheimnis war, dass zwei ihrer Kinder, Marie Henriette (1884) und Georg Heinrich (1886), nicht von ihrem Gatten Georg stammten, aber er erkannte sie als seine eigenen an und wahrte so das Decorum. Mit den zweiten Vornamen verriet die Gräfin den Vater, auch bei ihrem Sohn Friedrich Karl, dessen Vater Karl-Ernst von Otto-Kreckwitz war. Bei diesem Kind, geboren 1894, war allerdings der Schein nicht mehr zu wahren, denn seit 1889 lebte das Paar getrennt, sie in Bayern, der Graf in Schlesien. So kam es 1896 zur Scheidung.

Ihr Liebhaber Baltazzi und ihr Cousin Kronprinz Rudolf, der Sohn ihrer Tante Elisabeth, griffen ihr finanziell unter die Arme. Heinrich Baltazzi sah die Zuwendungen als Alimente an, ließ sich aber später freiwillig unter Kuratel stellen, um nichts mehr zahlen zu müssen. Rudolf schuf sich mit dem Bezahlen ihrer Rechnungen eine Parteigängerin.

Marie Louise und Mary Vetsera (1888)

Der depressive Kronprinz Rudolf war zu dieser Zeit, im Jahre 1888, auf der Suche nach einer Frau, die mit ihm gemeinsam aus dem Leben scheiden wollte. Gräfin Marie Louise verkehrte im Palais Vetsera und erzählte der für den Kronprinzen schwärmenden Nichte Baltazzis, Mary Vetsera, die bereits brieflich Kontakt gesucht hatte, bereitwillig von ihrer hohen Verwandtschaft. In der Folge deckte Marie aus Freundschaft einige Treffen. Auch der Kronprinz bat sie um Vermittlung und ihm war sie nach der Bezahlung einiger Rechnungen verpflichtet. Nachdem Mary Anfang Dezember für einen Skandal in der Oper gesorgt hatte und sich als ernsthafte Konkurrentin von Kronprinzessin Stephanie, der Ehefrau Rudolfs, ansah, zog sich Marie Louise zurück. Rudolf und Mary Vetsera trafen sich weiterhin mit Hilfe von Rudolfs Leibfiaker Bratfisch und der Vetsera'schen Hausangestellten Agnes Jahoda. Am 28. Januar 1889 brachte Marie Louise Mary auf Wunsch des Kronprinzen (angeblich wollte er sich von ihr trennen) in die Hofburg, von wo Mary zur größten Bestürzung der Gräfin floh. In der Nacht zum 30. Januar 1889 setzte der Kronprinz seinen Plan zum gemeinsamen Selbstmord im Jagdschloss Mayerling um, indem er zunächst Mary Vetsera erschoss und sich selbst das Leben nahm.

Während Rudolf seine eigenen, Liebe vortäuschenden Briefe an Mary zurückforderte und verbrannte, ließ er die „der kleinen Vetsera“ und der Gräfin Larisch in seinem Schreibtisch. Er wies sogar in einem Codizill zu seinem Testament extra darauf hin. Ein Brief der Larisch wurde in seiner Uniformjacke gefunden. Aufgrund dieser tragischen Umstände fiel Gräfin Marie Louise bei der Kaiserin Elisabeth in Ungnade und war bei Hof und Familie nicht mehr erwünscht. Man gab ihr keine Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. Schon bald zog sie sich nach Bayern zurück, wo sie in Rottach-Egern in ihrer „Villa Valerie“ wohnte (heute das Rathaus). Dort hatte Kaiserin Elisabeth Marie Louise im Sommer 1888 noch besucht.[1]

Ehe mit Opernsänger Otto Brucks

In Rottach-Egern lernte sie den bayerischen Hofopernsänger Otto Brucks kennen, den sie 1897 heiratete. Aus Solidarität mit dem österreichischen Kaiserhaus wurde er nicht mehr auf den bayerischen Bühnen und Hofopern beschäftigt. Bei jeder Kritik waren Hintergrundberichte über seine Ehe mit „jener Gräfin Larisch, die in Mayerling....“ wichtiger als seine musikalische Leistung. Brucks begann zu trinken. 1899 wurde der gemeinsame Sohn Otto geboren. Aus Geldnot schrieb Marie Brucks ihr Wissen über ihre kaiserlichen und königlichen Verwandten auf. Kaiser Franz Joseph wollte ihre Enthüllungen verhindern und kaufte ihr die ersten Manuskripte gegen einen hohen Betrag und eine Rente ab. Trotzdem geriet sie, im Versuch, ihren Ruf zu rehabilitieren, und wegen weiterer hoher Schulden, immer wieder in Kontakt mit Verlegern und Journalisten, die ihre Nähe zur kaiserlichen Familie auszunutzen versuchten.

1906 wurde Otto Brucks Theaterdirektor in Metz. 1907 und 1909 starben Marie Louises Kinder aus ihrer Verbindung mit Baltazzi: Marie Henriette an den Schwarzen Blattern, Georg Heinrich beging in Neapel Selbstmord. In ihren Memoiren würde Marie Louise später die Behauptung aufstellen, ihr Sohn habe sich aus Scham erschossen, nachdem er ein Buch über die Mayerling-Affäre gelesen habe, in dem ihre Rolle krass überzeichnet worden sei. Dies kann nicht zutreffen, da ein Brief existiert, aus dem hervorgeht, dass er 1906 bereits alle verfügbaren Bücher dazu gelesen hatte.[2] Unter Umgehung ihrer Pflichten aus den Verträgen mit dem Kaiserhaus knüpfte sie 1913 Kontakte zu einer englischen Journalistin, mit deren Hilfe das Buch My Past entstand. Es erreichte hohe Auflagen (und wurde offiziell und als Raubdruck im selben Jahr noch in Deutschland veröffentlicht), wurde aber durch den Krieg nicht der erhoffte finanzielle Erfolg. 1914 starb Otto Brucks an einer Leberzirrhose. Im Jahr darauf starb die älteste Tochter Marie Valerie an einer Tropenkrankheit, die sie sich als Missionsschwester zugezogen hatte. Im Ersten Weltkrieg war die verwitwete Frau Brucks als Rotkreuzschwester an der Westfront tätig sowie als Operationsschwester in München. 1920 drehte sie einen Stummfilm über Kaiserin Elisabeth, in dem sie sich selbst spielte.

In den folgenden Jahren lebte sie in großer Armut und arbeitete auch als Haushälterin in Berlin. Dieser Situation wollte sie durch eine Emigration in die USA entgehen und eine Journalistin schrieb 1924 einen Artikel über die Nichte der Kaiserin und ihr jetziges bedauernswertes Leben, garniert mit Bildern der jungen Gräfin und kaiserlichen Verwandtschaft vor 40 Jahren. Er enthielt auch ein Angebot, denjenigen zu heiraten, der ihr und ihrem Sohn die Überfahrt zahlen würde.

Ehe mit dem Amerikaner William Henry Meyers

So kam Marie Louise im Alter von 66 Jahren in Kontakt mit einem Farmer und Immobilienmakler aus Florida, William Henry Meyers, der für sie und ihren Sohn Karl die Überfahrt in die USA zahlte. Drei Tage nach ihrer Ankunft heiratete sie ihn wie versprochen als Gegenleistung und um einen Aufenthaltstitel zu bekommen. Sie betonte immer, dass es eine Scheinehe war. Ihr Ehemann entpuppte sich jedoch als Hochstapler, der gehofft hatte, als Gatte einer (jungen) europäischen Gräfin zu Ansehen und Geld zu kommen. Er misshandelte seine Ehefrau, die 1926 nach New Jersey floh, wo sie als Köchin und Putzfrau arbeitete. Einem deutschamerikanischen Schriftsteller erzählte sie ihr Leben, der unter Hinzufügung von verkaufsträchtigen „scandals“ zwei Bücher schrieb, sie aber um die Einnahmen betrog. Wegen dieser Bücher wurde Marie Louise als bösartige und geldgierige Exgräfin angesehen, die für Geld ihre kaiserliche und königliche Familie verkauft hatte.

1929 kehrte sie nach Augsburg zurück, lebte sehr arm und zurückgezogen, immer mit ihrer Rehabilitation beschäftigt und wieder von einem Verlegerkonsortium betrogen. Marie Louise von Larisch-Wallersee starb völlig verarmt am 4. Juli 1940 in einem Altenheim. Nach ihrem Tod wurde ihr Zimmer von einem Augsburger Gestapobeamten durchsucht und Manuskripte beschlagnahmt. Ihre sterblichen Überreste wurden neben denjenigen ihres Vaters Herzog Ludwig und ihres Sohnes Friedrich Karl auf dem Münchner Ostfriedhof beigesetzt. Ihr Sohn war am 10. Oktober 1929 in München mit 35 Jahren nach einer Grippeerkrankung an Herzschwäche verstorben.

Marie Louise aber blieb weiter „...jene Gräfin Larisch“.

Tafel am Grab mit dem Mädchennamen

Ihr Wunsch, ein Grabstein, auf dem ihr Geburtsname steht, wurde ihr nicht erfüllt. Viele Jahrzehnte blieb ihr Grab anonym und wurde nicht gepflegt. Erst 2012 bekam ihr Grab ein einfaches Holzkreuz mit einer kleinen Namenstafel. (Grab M-li-251/253)

Familie

Sie heiratete ihren ersten Mann, den Grafen Georg Larisch von Moennich (* 27. März 1855; † 7. Januar 1928), am 20. Oktober 1877. Die Ehe wurde 1896 geschieden.

  • Franz-Joseph Ludwig Georg Maria (1878–1937)
  • Marie Valerie Franziska Georgine (1879–1915)
  • Marie (Mary) Henriette Alexandra (1884–1907)
  • Georg Heinrich Maria (1886–1909)
  • Friedrich Karl Ludwig Maria (1894–1929)

Sie heiratete dann am 15. Mai 1897 in München den Sänger Otto Brucks (* 28. November 1858; † 16. Januar 1914).

  • Otto Brucks, jr. (1899–1977)

Nach dem Ersten Weltkrieg wanderte sie in die USA aus und heiratete am 2. September 1924 in Elizabeth, New Jersey William Meyers (* 1859). Die Ehe wurde nicht geschieden, wie vielfach zu lesen ist.

Werke

  • Ein Königsmärchen. Spohr, Leipzig 1898
  • Eine arme Königin. F. Fontane, Berlin 1900
  • Meine Vergangenheit. Verlag Es werde Licht, Berlin 1913 (Digitalisat bei Austrian Literature Online). Neuauflage 1937 (My Past, London 1913).
  • Kaiserin Elisabeth und ich. Eisentraut, Leipzig 1935, Digitalisat; englisch Her Majesty Elizabeth of Austria-Hungary, New York, 1934
  • Die Heldin von Gaeta. Tragödie einer Königin. Goten-Verlag, Leipzig 1936 (My Royal Relatives, London 1936, Les Secrets d'une Maison Royal, Paris 1935)
  • Gekrönte Frauen, Liebe und Tod, 1943 (enthält die letzten drei genannten Werke in einem Band)

Literatur

  • Brigitte Sokop: Jene Gräfin Larisch. Marie Louise Gräfin Larisch-Wallersee: Vertraute der Kaiserin – Verfemte nach Mayerling. 4. Auflage. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2006, ISBN 3-205-77484-1.

Weblinks

Commons: Countess Marie Larisch von Moennich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herbert Russer: ROTTACH-EGERN Ortsgeschichte. 19. September 2016, abgerufen am 1. März 2022.
  2. Brigitte Sokop: Jene Gräfin Larisch: Marie Louise Gräfin Larisch-Wallersee; Vertraute der Kaiserin - Verfemte nach Mayerling. 4. Auflage. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2006, ISBN 3-205-77484-1, S. 363.