Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben

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Film
Originaltitel Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2022
Länge ca. 105[1] Minuten
Stab
Regie Stefan Bühling
Drehbuch Marco Rossi
Produktion Tillman Geithe,
Regina Ziegler
Musik Leonard Petersen
Kamera Jan Prahl
Besetzung

Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben ist ein deutscher Fernsehfilm von Stefan Bühling aus dem Jahr 2022. Das Historiendrama basiert auf Motiven des Romans Dem Paradies so fern von Sophia Mott und stellt Martha Liebermann (1857–1943) in den Mittelpunkt. Die jüdische Witwe des Malers Max Liebermann versucht mit Hilfe des Solf-Kreises ihrer Deportation durch die Nationalsozialisten zu entkommen. Die Hauptrolle übernahm Thekla Carola Wied.

Die Uraufführung erfolgte im Juni 2022 beim Festival de Télévision de Monte-Carlo, wo das Werk zweifach preisgekrönt wurde. Ein Ausstrahlungstermin durch den auftraggebenden Sender ARD ist noch nicht bekannt.

Handlung

Berlin im Jahr 1943: Die 85-jährige Jüdin Martha Liebermann steht vor einer schweren Entscheidung. Soll die großbürgerliche Witwe des berühmten Malers Max Liebermann weiterhin auf eine Ausreisegenehmigung der Nazis hoffen? Oder soll sie mithilfe von Hanna Solf und deren von Frauen angeführte Widerstandsgruppe in die Schweiz fliehen? Der alten Dame ist bewusst, dass Ruhm und Reichtum früherer Zeiten sie nicht mehr lange vor der Deportation in ein Konzentrationslager bewahren werden. Schweren Herzens beschließt Martha, ihre geliebte Heimat auf illegalem Weg zu verlassen. Dadurch muss sie auch die Werke ihres verstorbenen Mannes zurücklassen.[2]

Bei den Vorbereitungen auf die Flucht wird Hanna und ihren Freunden von dem Gestapo-Kommissar Teubner eine Falle gestellt. Diese bringt auch Marthas Haushälterin Luise in ernste Gefahr. Um Luise und die anderen Helfer zu retten, trifft Martha eine mutige Entscheidung.[2]

Entstehungsgeschichte

Literarische Vorlage

Der Film basiert frei auf Motiven des 2019 veröffentlichten Romans Dem Paradies so fern von Sophia Mott.[2] Es handelte sich um das zweite Werk der deutschen Autorin nach dem Roman Der Fall Doria (2002) über die Ehe von Elvira und Giacomo Puccini. Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1935 war Martha Liebermann immer stärker unter den Druck der Nationalsozialisten geraten und wurde von diesen verfolgt. Sie beging Anfang März 1943 kurz vor der geplanten Deportation in das KZ Theresienstadt Suizid. In ihrem Buch berichtet Mott von den letzten zwei Lebensjahren Martha Liebermanns.[3] Neben einen Blick auf die Retter erzählt sie in Rückblenden auch vom Zusammenleben des Ehepaars Liebermann. Die Autorin habe sich Jahre vor der Buchpublikation für das Schicksal Martha Liebermanns zu interessieren begonnen. In der Folge habe Mott umfangreiche und detaillierte Recherchen angestellt, die sie nach Berlin, in die Schweiz und nach Schweden geführt hätten.[4] In einem persönlich gehaltenen Epilog im Buch versicherte sie, dass „außer ein paar Nebenfiguren [...] niemand erfunden“ sei.[5]

Anders Zorn: Porträt Martha Liebermann (1896)

Dem Paradies so fern wurde bei seiner Veröffentlichung kaum rezensiert. In der ersten Auflage sind Illustrationen der Porträts von Martha und Max Liebermann von Anders Zorn aus dem Besitz der Dargestellten zu sehen, mit deren heimlichen Verkauf Freunde noch zuletzt vergeblich versucht hatten, die Reichsfluchtsteuer über 50.000 Schweizer Franken für ihre Ausreise zusammenzubekommen. Beide Kunstwerke schmuggelte der Helfer Edgar von Uexküll im November 1942 nach Schweden. Später schenkte Käthe Riezler (1885–1952), das einzige Kind von Martha und Max Liebermann, von Uexküll die Bilder zum Dank für seine Bemühungen. Heute befinden sie sich im Zornmuseet in Mora. Laut Andreas Conrad (Der Tagesspiegel) sei Mott mit ihrem Roman „ein durchaus berührendes, trotz des bekannten tragischen Endes auch spannendes Buch über Martha Liebermann gelungen“. Als „geschickt“ eingesetzt beurteilte er die im Werk verwobenen Rückblenden und verwies darauf, dass Max Liebermann und einige Nebenfiguren „hemmungslos berlinern“ würden. Dennoch bemerkte Conrad einige künstlerische Freiheiten und erkannte, dass es sich bei dem Verwandten Walther Rathenau nicht wie im Buch beschrieben um den Neffen Max Liebermanns handele.[5]

Filmproduktion

Bei dem Fernsehfilm (Arbeitstitel: Martha[2] bzw. Wer ist Martha[6]) handelt es sich um eine Koproduktion von Ziegler Film und MIA Film im Auftrag der ARD Degeto für die ARD.[2] Die Regie übernahm Stefan Bühling, während Marco Rossi für das Drehbuch verantwortlich zeichnete. Für die Titelrolle wurde Thekla Carola Wied verpflichtet. Sie hatte bereits zuvor mit Produzentin Regina Ziegler an der Fernsehreihe Familie Bundschuh zusammengearbeitet. In weiteren Rollen sind Lana Cooper als Haushälterin Luise, Franz Hartwig als Gestapo-Kommissar Teubner, Rüdiger Vogler als Max Liebermann, Johanna Polley als Lagi von Ballestrem, Fritzi Haberlandt als Hanna Solf sowie Katinka Auberger als Käthe Riezler zu sehen.

Die Dreharbeiten fanden von Ende September[6] bis Anfang November 2021[2] in Berlin (u. a. an der Liebermann-Villa[7]), Prag und Umgebung statt.[6] Für die Kameraführung wurde Jan Prahl verpflichtet.[2]

Veröffentlichung

Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben wurde als einziger deutscher Beitrag in den Wettbewerb des 61. Festival de Télévision de Monte-Carlo eingeladen. Dort konkurrierte die Produktion in der Kategorie Fiction mit Fernsehfilmen und -serien aus den Färöern, Italien, Norwegen, Ungarn, Spanien, den USA und dem Vereinigten Königreich.[8] Die Festivalpremiere in Monaco erfolgte am 20. Juni 2022.[1]

Ein Ausstrahlungstermin durch die ARD ist noch nicht bekannt.

Auszeichnungen

Im Rahmen des Festival de Télévision de Monte-Carlo erhielt Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben die Goldene Nymphe als bester Fernsehfilm, während Thekla Carola Wied als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.[9]

Literatur

Sophia Mott: Dem Paradies so fern. Martha Liebermann. Berlin: ebersbach & simon, 2019. – ISBN 978-3-86915-172-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Festival Programme. In: tvfestival.com (abgerufen am 28. Juni 2022).
  2. a b c d e f g Abgedreht: „Martha“ (AT). In: degeto.de (abgerufen am 27. Juni 2022).
  3. Harry Nutt: Dem Paradies so fern. In: Berliner Zeitung, 5. April 2019, S. 24.
  4. Dem Paradies so fern. In: Lauterbacher Anzeiger, 21. März 2019, S. 21.
  5. a b Andreas Conrad: Abschied vom Paradies. In: Der Tagesspiegel, 13. Juni 2019, Nr. 23853, S. 10.
  6. a b c Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben bei crew united (abgerufen am 27. Juni 2022).
  7. Jochen Müller: Historiendrama "Martha" im Nymphen-Rennen. In: beta.blickpunktfilm.de, 3. Mai 2022 (abgerufen am 28. Juni 2022).
  8. 2022 Official Selection – #GoldenNymphAwards – Nominees List. In: tvfestival.com (abgerufen am 28. Juni 2022).
  9. 2022 Official Selection – #GoldenNymphAwards. In: tvfestival.com (abgerufen am 27. Juni 2022).