Martin Alexander Schoeller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Martin Alexander Schoeller (* 6. Dezember 1955) ist ein deutsch-schweizerischer Diplom-Ingenieur, Unternehmer und Buchautor („Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft“).[1] Er fungiert als Vorstand des Familienverbands der Unternehmerfamilie Schoeller und engagiert sich im Verband „Die Familienunternehmer“ (Bayern)[2] sowie als Honorarkonsul von Togo.[3]

Mit der Africa First Foundation (ehemals: Desert Food Foundation)[4] und als Gründungsmitglied der Off-Grid Water Alliance[5] treibt er innovative solar-getriebene Entsalzungs- und Bewässerungsprojekte in Afrika voran. Zudem hat er das Africa First Network[6] ins Leben gerufen, das afrikanische Unternehmer und europäische Investoren zusammenbringt und die Zusammenarbeit zwischen den Kontinenten fördert.

Darüber hinaus ist Schoeller Initiator und Mitgründer der Stiftung Initiative Mehrweg, die 1996 auf Initiative des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer in Berlin gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, die Mehrweg-Anteile und damit die Kreislaufwirtschaft zu fördern [7]. Zudem gehört er dem Freundes- und Förderkreis Deutsches Museum e. V. an, das von seinem Urgroßvater Oskar von Miller gegründet wurde.

Familie

Die Schoeller-Familie ist seit Jahrhunderten unternehmerisch aktiv. Die Wurzeln reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert in der Eifel (Hellental): Die Familie war damals als Eisen-, Papier-, Zucker- und Tuchfabrikanten aktiv. In Österreich wurde die Schoellerbank 1833 gegründet und 1992 verkauft. Im Gegensatz zu anderen prominenten Unternehmerfamilien stand bei den Schoellers nie ein einzelnes Unternehmen im Mittelpunkt: Mitglieder der Familie haben unterschiedliche Firmen und Zweige aufgebaut in Düren, Jülich, Osnabrück, Schlesien, Zürich, Wien, Hamburg, Berlin etc., die unabhängig voneinander agieren und über einen Familienrat kooperieren. Das Manager Magazin bezeichnete die Schoellers 2019 als „Deutschlands umtriebigste Unternehmerdynastie“.[8]

Martin Schoellers Vater Alexander (1911–1972) gründete 1937 eine Fabrik für Verpackungstechnik, nachdem die Jülicher Zuckerfabrik seines Vaters Max Schoeller (der auch Bücher schrieb über seine Afrika-Expeditionen in den 1890-iger Jahren) verkauft worden war. 1958 erfand Alexander Schoeller, ein Pionier der Kunststoff-Industrie, den Flaschenkasten aus Kunststoff und war ab 1966 von München aus mit dem Lizenz- und Ingenieurunternehmen Schoeller International tätig. Der Dipl.-Ing. (ETH) hatte 9 Kinder, Martin und Christoph Schoeller entstammen seiner 2. Ehe mit Christina, geborene von Miller (später Gräfin Podewils). Aus Schoeller International ist die heutige Schoeller Holding[9] mit Sitz in Pullach bei München hervorgegangen.

Unternehmer

Seit 1984 wird die Schoeller Gruppe, München, von Martin Schoeller und seinem Bruder Christoph Schoeller geleitet. Die beiden Brüder haben aus dem Familienunternehmen, das damals ca. 50 Mitarbeiter beschäftigte, eine weltweit operierende Firmengruppe geformt[10], die mehr als 4000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von in der Summe mehr als 1,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Unter dem Dach der Holding sind mehrere international tätige Tochterunternehmen vereint, darunter Schoeller Allibert (ein führender Anbieter von Mehrweg-Transportverpackungen) sowie der Logistik-Spezialist trans-o-flex. An den beiden Kernunternehmen sind auch der Finanzinvestor Brookfield und die Logistik-Unternehmerfamilie Amberger beteiligt.

Die Schoeller Gruppe ist darüber hinaus in den Bereichen Apparatebau, Herstellung organischer Kaffee-Kapseln, Logistik-Dienstleistungen für Pharma- und Elektrofachhandel sowie Immobilien tätig. Schoeller Allibert ist der europäische Marktführer für Mehrwegbehälter in der westlichen Hemisphäre[11] und bedient zehn Branchen mit mehr als 1000 verschiedenen Modellen. Das Unternehmen betreibt Werke in Europa und den USA und hat Lizenznehmer in 50 Ländern auf sämtlichen Kontinenten. Im Fokus der Gruppe stehen “zero waste packaging“, circular economy und die nachhaltige Lieferketten („sustainable supply chains“)

Von 2012 bis 2020 leitete Martin Schoeller als Landesvorsitzender die bayrische Sektion des Verbandes „Die Familienunternehmer“, wo er weiter als Vorstandsmitglied fungiert (siehe oben).

Werdegang

Martin Schoeller studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und schloss als Diplom-Ingenieur ETH ab. Seine berufliche Laufbahn begann er 1980 als Betriebsleiter in Brasilien. Von 1982 bis 1984 war er dann für den internationalen Vertrieb von Lizenzen und Werkzeugen verantwortlich, bevor er gemeinsam mit seinem Bruder Christoph an die Spitze der Schoeller Holding rückte.[12]. In dieser Zeit gründeten die Brüder ein neues Produktionsunternehmen in Düsseldorf, das sie 1989 mit der Gruppe fusionierten, wobei sie gleichzeitig ihre Geschwister aus dem Familienunternehmen herauskauften.

Zum offiziellen Start des EU-Binnenmarkts 1993 war die Schoeller Gruppe mit eigenen Werken in sechs europäischen Ländern vertreten. Im Jahr 1992 gründeten die Schoeller-Brüder zudem die Firma IFCO, aus der sie den weltgrößten Mehrwegbehälterpool-Operator[13] formten (spezialisiert auf frische Produkte). IFCO wurde 2011 gemeinsam mit Apax verkauft an CHEP, und noch heute ist Schoeller Allibert Hauptlieferant und Entwickler der faltbaren O+G Behälter von IFCO, die in fast jedem Supermarkt vertreten sind.

In der Schoeller Holding fungiert Martin Schoeller gemeinsam mit seinem Bruder Christoph als Co-Chairman. Martin kümmert sich um den Industrie-Bereich, Christoph Schoeller um die Logistik-Dienstleistungen (trans-o-flex).

Engagement für Afrika & Europa

Seit seiner Zeit in Brasilien beschäftigt sich Martin Schoeller auch mit den Ursachen der Armut in der südlichen Hemisphäre. Sein besonderer Fokus gilt Afrika, wo er mit der Africa First Foundation (einst: Desert Food Foundation, siehe oben) aktiv ist. Schoeller ist überzeugt, dass die soziale Marktwirtschaft in der Lage ist, die extreme Armut zu beenden und setzt sich dafür ein, dass die sozialen Standards, die Europa breiten Wohlstand gebracht haben, mit Handels-, Kooperations- und Finanzierungsverträgen verknüpft werden.[14]

Das Weltproblem von Armut und Überbevölkerung lässt sich nach Schoellers Überzeugung mit der sozialen Marktwirtschaft lösen, weil mit zunehmenden Einkommen das Bevölkerungswachstum sinkt. In seinem Buch „Afrika First!“ beschreibt er u.a., dass ab einem Durchschnittseinkommen von umgerechnet rund 300 Dollar pro Monat, die Geburtenrate auf zwei Kinder pro Frau sinkt und das Bevölkerungswachstun aufhört. Damit ließen sich zwei große Menschheitsprobleme simultan lösen.

Seit 2018 fungiert Schoeller, dessen Großvater Max Schoeller Afrika-Forscher war, als Honorarkonsul von Togo in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen (siehe oben).

Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft

Im November 2020 erschien sein Buch „Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft“, in dem er gemeinsam mit dem Wirtschaftsjournalisten Daniel Schönwitz eine neue Entwicklungspolitik skizziert („investieren statt helfen“). Afrika brauche keine Almosen, sondern positive Impulse – vor allem in Form von Infrastrukturinvestitionen gekoppelt mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft und insbesondere einem Mindestlohn für Arbeiter, der die Ernährung seiner Familie ermöglicht (und nicht nur die eigene). Das im Dezember 2021 angekündigte Global-Gateway-Programm der EU ähnelt in vielen Punkten Vorschlägen aus dem Buch.[15]

Buchpräsentation Dezember 2021

Bei der Buchpräsentation sprachen führende Politiker und Afrika-Experten[16], darunter der damalige Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (der auch das Vorwort geschrieben hat) und der ehemalige britische Premierminister Tony Blair (der mit seinem Institute for Global Change Entwicklungsländer berät). Das Buch stieß auf großes mediales Interesse, das sich in Interviews[17], Gastbeiträgen[18] und Rezensionen[19] niederschlug. Antonella Mei-Pochtler, Strategieberaterin der österreichischen Regierung und Initiatorin des Kofi-Annan-Preises, schrieb ein Grußwort für das Buch.

Nach Erscheinen des Buches hat Martin Schoeller das Africa First Network ins Leben gerufen, das Investitionen in Afrika fördert, indem es Unternehmen, Investoren und Interessierte zusammenbringt.

Darüber hinaus setzt sich Schoeller für ein starkes Europa ein. 70 Jahre Frieden und Freiheit, Wohlstand, Menschenrechte und sozialer Schutz sollen auch für die nächsten Generationen fortgesetzt werden. So initiierte er in seiner Zeit als Landesvorsitzender des Verbands „Die Familienunternehmer“ in Bayern die Münchner Europa Konferenz (Munich European Conference)[20] – eine offene, überparteiliche und internationale Plattform, die die politische Integration eines demokratischen Europas fördern will. Sie wird inzwischen vom langjährigen Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) geleitet.

Neuerdings engagiert Schoeller sich zudem für innovative Energiewende-Konzepte. So plädiert er dafür, Atomkraftwerke in große Energiespeicher umzuwandeln statt sie abzureißen.[21]

Einzelnachweise

  1. Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft Amazon, abgerufen am 14. Januar 2022.
  2. Verband Die Familienunternehmer (Landesvorstand Bayern) Webseite, abgerufen am 24.01.2022
  3. Honorarkonsul der Republik Togo in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen Webseite, abgerufen am 24.01.2022
  4. Desert Food Foundation(heute: Africa First Stiftung)
  5. Off-Grid Water Alliance Webseite, abgerufen am 24.01.2022
  6. Africa First Network – Impact Investing and Project Development Webseite, abgerufen am 24.01.2022
  7. Webseite der Stiftung Initiative Mehrweg
  8. Der unbekannte Schoeller-Clan - Das ist Deutschlands umtriebigste Unternehmerdynastie Manager Magazin, 30.09.2019
  9. Webseite der Schoeller Holding in Pullach
  10. Schoeller Holding – Unternehmenshistorie
  11. Schoeller Allibert – Daten und Fakten
  12. Schoeller Allibert – Daten und Fakten
  13. IFCO-Webseite
  14. Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft Amazon, abgerufen am 14. Januar 2022.
  15. Pressemitteilung der Europäischen Kommission zum Infrastruktur-Programm Global Gateway vom 1. Dezember 2021
  16. Afrika First Konferenz Summary – Mitschnitt der Buchpräsentation „Afrika First! Die Agenda für unsere gemeinsame Zukunft“ auf YouTube, u.a. mit Martin Schoeller, Gerd Müller, Tony Blair und Daniel Schönwitz
  17. Die Zukunft Afrikas – Martin Schoeller, Buchtipp & Interview, WDR 5, 13.01.2021
  18. 1000 Milliarden für Afrika – Warum jetzt eine einmalige Chance für den Kontinent da ist Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau, 12.01.2021
  19. Ein dringend überfälliger neuer Blick auf deutsche und europäische Wirtschaftsstrategien Rezension, Stern, 1. Juni 2021
  20. Münchner Europakonferenz – Wer wir sind
  21. #Atomkraftwerke können in Energiespeicher umgebaut werden um einen größeren Anteil der grünen Energie, die zur falschen Zeit kommt, in Deutschland auffangen und nutzen zu können. (…) Tweet vom 15.09.2021