Martina Gebhardt

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Martina Gebhardt (* 1959 in München) ist eine deutsche Naturkosmetik-Unternehmerin und Architektin. Seit 2014 ist sie Eigentümerin von Kloster Wessobrunn.

Leben und Wirken

Martina Gebhardt beschäftigte sich nach eigenen Angaben mit Heilkräutern, seit sie 17 Jahre alt war. Sie begann mit selbst angerührten Cremes auf Pflanzenbasis zu experimentieren und sie zu vertreiben.[1] Damit finanzierte sie ihr Studium der Architektur[2] an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, das sie 1986 mit Diplom abschloss. Im Oktober desselben Jahres gründete sie ihre Firma Martina-Gebhardt-Naturkosmetik als GmbH in Issing im Landkreis Landsberg am Lech. Mit den Produkten belieferte sie Naturkostläden. Parallel leitete sie ihr eigenes Architekturbüro. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen des Landratsamtes Landsberg für die Renovierung historischer Bausubstanz und die Planung eines gewerblichen Gebäudes in Utting am Ammersee.[3] Der Firmensitz ist seit 1992 in einem ehemaligen Zehnthof des Klosters Wessobrunn in Pessenhausen (Landkreis Landsberg am Lech) mit über 1.000 m² Büro- und Produktionsfläche untergebracht, der nach ihren Plänen denkmalschutzgerecht umgebaut worden war.

Gebhardts Kosmetik basiert auf Kräuterauszügen, fetten Ölen und ätherischen Ölen. Tenside und Emulgatoren verwendet sie ebenso wenig wie isolierte pflanzliche und vorgefertigte Wirkstoffe. Alle volldeklarierten Inhaltsstoffe ohne Tierversuche werden selbst gemischt.[4] Ihre Rezepturen entstammen nach eigenen Angaben historischen Aufzeichnungen aus Klöstern und traditionellem Heilpflanzenwissen.[5] 2010 wurde ihr Sortiment als erstes Kosmetikunternehmen weltweit Demeter-zertifiziert.[6] Gebhardt produziert mit ca. 35 Mitarbeitern rund 140 Produkte. Ihr Unternehmen macht fünf Millionen Euro Umsatz im Jahr.[7]

Um ihre Produktion erweitern zu können, kaufte sie im Jahr 2014 das Kloster Wessobrunn mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche und 48.000 Quadratmetern Grund. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Sie ließ es nach eigenen Plänen mit Unterstützung des Landesamts für Denkmalpflege sanieren.[7][8] Seit 2014 ist dort ihr Vertrieb untergebracht. Räume für die Salbenmanufaktur mussten nach einer Richtlinie für die Herstellung von Kosmetika hergerichtet werden. Die Fabrikation soll 2019 einziehen.[6] Ihr Nutzungskonzept sieht auch andere Werkstätten und kulturelle Veranstaltungen vor. Heilkräuter für die Gebhardt-Kosmetik werden auf einem Hektar der Gartenfläche des Klosters angebaut.[5] Gebhardt sieht sich laut Die Zeit nicht nur „in der Tradition klösterlicher Arzneimittel- und Salbenproduktion“, sondern „will das denkmalgeschützte Ensemble mit den prächtigen Stuckdekorationen der Wessobrunner Schule für die Öffentlichkeit weiter zugänglich halten“.[9]

Gebhardt pendelt zwischen ihren Wohnsitzen in Deutschland und den USA. Sie lebte seit den 1990er Jahren auf einer Farm in der Wüste von Utah, wo sie Pflanzenessenzen für ihre Kosmetikrezepturen gewonnen hat; 2004 zog sie nach New Mexico.[1] In Ranchos de Taos kaufte sie ein 230 Jahre altes Lehmhaus der Anasazi, das im 19. Jahrhundert als Old Martinez Hall ein legendärer Tanzsaal und Zentrum des Gemeinschaftslebens des Ortes wurde. Das Gebäude gegenüber der Kirche San Francisco de Asis stand kurz vor dem Einsturz. Gebhardt restaurierte es und baute es mit massiven Lehmwänden zu einem Restaurant und Veranstaltungsort aus.[7][1] Es wurde 2012 eröffnet und heißt nach ihr Old Martina's Hall.[10][11]

Martina Gebhardt hat einen Sohn (* 1995).[12]

Veröffentlichungen

  • Natürliche Hautpflege für Babys und Kinder. Midena Verlag, Augsburg 1997, ISBN 978-3-310-00257-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Gebhardt, Martina (Unternehmerin und Heilkundlerin. Stellt eine Naturkosmetiklinie her und gewinnt besondere Pflanzenessenzen auf einer Wüstenfarm in Utah) | Programm | SWR1 Baden-Württemberg. 31. August 2016, abgerufen am 1. Januar 2021.
  2. Inge Ahrens: Unternehmerinnen: Die Schönheits-Königinnen. Martina Gebhardt, Brigitte.de 2018,
  3. Martina Gebhardt. In: Kloster Wessobrunn. Abgerufen am 1. Januar 2021 (deutsch).
  4. Die Alchemistin, Öko-Test, Ratgeber Kosmetik 13/2013
  5. a b Eine Beauty-Unternehmerin geht ins Kloster, Interview von Susanne Dembsky mit Martina Gebhardt, Frankfurter Allgemeine Zeitung. online 13. Mai 2018
  6. a b Die Wurzelsucherin | Demeter e.V. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  7. a b c Sarah Kanning: Kloster Wessobrunn - Kloster wird Kosmetikfabrik. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  8. Zwischen Spessart und Karwendel: Eine Chance für Wessobrunn? | ARD Mediathek. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  9. Georg Etscheit: Immobilien: Wer kommt nach den Nonnen? In: Die Zeit. 3. September 2015, abgerufen am 1. Januar 2021.
  10. Matthew van Buren: New life for Old Martínez Hall in Ranchos de Taos. Abgerufen am 1. Januar 2021 (englisch).
  11. Mike Butler: High Road to Taos, Arcadia Publishing, New Mexico 2016, ISBN 9781467116053 (Ansicht)
  12. Die Inspiration kommt aus der Wüste. Abgerufen am 1. Januar 2021.