Meeresbodenbergbau

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Tiefseebergbau in aller Welt. In der Clarion-Clipperton-Zone haben sich zahlreiche Staaten Explorationsgebiete reserviert.
Quelle: Meeresatlas 2017 – Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean[1]

Meeresbodenbergbau (kurz Meeresbergbau, im Bereich der Tiefsee auch Tiefseebergbau genannt) ist Bergbau, das heißt das Aufsuchen, Erschließen und Fördern von mineralischen Rohstoffen (Bodenschätzen) auf und unter dem Meeresboden.

Rohstoffvorkommen

Metallische Rohstoffe (Erze)

Auf und unter dem Meeresgrund gibt es aufgrund der andersartigen physikalischen Umgebung bedeutende Vorkommen einiger Erze und polymetallischer Mineral-Aggregate aus Metallen, die in der Erdkruste an Land nur selten oder meist in geringer, nicht abbauwürdiger Konzentration auftreten:

Edelsteine

Vor der Küste von Namibia und Südafrika werden Diamanten aus den Sedimentkörpern von Flüssen nach ihrer Einmündung in den Atlantik gewonnen, beispielsweise bei Alexander Bay.

Fossile Energierohstoffe

Seit langem verbreitet ist die Gewinnung von fossilen Rohstoffen für die energetische aber auch die stoffliche Verwertung aus dem Untergrund unter dem Meer.

Die Erschließung der Vorkommen geschieht in der Regel durch eine Bohrinsel oder ein Bohrschiff, anschließend erfolgt die Förderung durch eine Förderplattform von der Wasseroberfläche aus.

Massenrohstoffe (Steine und Erden)

Im küstennahen Flachwasser werden teilweise Massenrohstoffe wie Sand oder Kies mit Schwimmbaggern gewonnen, die vor allem als Baustoff verwendet werden.

Wirtschaftliche Nutzung und Umweltfolgen

Wegen des enormen Aufwandes wird Meeresbergbau hauptsächlich von hochtechnisierten Industrieländern betrieben, allen voran Japan. Um wirtschaftlich zu arbeiten, muss der Tiefseebergbau große Erzmengen fördern: zurzeit 5000 t Manganknollen (nass) pro Tag und pro Abbaueinheit. Pro 5000 t Manganknollen werden mindestens 1 km² des Meeresbodens abgebaut, was Umweltprobleme mit sich bringt:

  • mechanische Zerstörung des Bodens durch Abbaugeräte
  • Bildung von Trübungswolken, wobei bodenlebende Organismen (z. B. Schwämme) durch plötzliche Sedimentation abgedeckt werden
  • Störung des biologischen Gleichgewichts in der Tiefsee durch Mineralentzug

Das Thema Tiefseeressourcen, Tiefseebergbau und seine ökologischen Folgen wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 2015 in die G7-Gespräche der Wissenschaftsminister eingebracht. Auf Grundlage der Forschungsergebnisse ist zu entscheiden, ob und wie ein Tiefseebergbau stattfinden kann. Voraussetzung sind internationale Standards, die höchste Ansprüche stellen, wie marine Ressourcen ökologisch verantwortlich erschlossen werden können.

Allerdings wurden im Dezember 2020 Bestrebungen von den Unternehmen DEME und Lockheed Martin bekannt, sich Zugriff auf Rohstoffe der Tiefsee, für die Entwicklungsländer Lizenzen haben, zu verschaffen, wobei noch keine globalen Umweltregeln für den Tiefseebergbau bestehen.[2]

Erforschung des Tiefseebergbaus

Im internationalen Forschungsprogramm JPI Oceans untersucht die Pilotmaßnahme „Ökologische Auswirkungen des Tiefseebergbaus“, ob ein Abbau der Manganknollen in der Tiefsee die dort lebenden Arten gefährden würde. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, brachen Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für marine Mikrobiologie, des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Alfred-Wegener-Institutes, des Marum und des Senckenberg Forschungsinstitutes im August 2015 mit dem Forschungsschiff Sonne zu einer Fahrt ins Perubecken im östlichen Pazifik auf, um die ökologischen Folgen eines Manganknollenabbaus in der Tiefsee haben würden. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die bisherigen Lebensgemeinschaften in den Regionen, wo Manganknollen entfernt wurden, nicht mehr in der gleichen Artzusammensetzung vorkommen.

Zuständig für den Meeresboden außerhalb der 200-Seemeilen-Zone ist die Internationale Meeresbodenbehörde, wo die Wissenschaftler des JPIO-Projektes im Sommer 2016 ihre Ergebnisse präsentierten, damit diese in die Regularien zum Tiefseebergbau einfließen.

2021 riefen in einem offenen Brief über 350 Meeresforscher und Beschäftigte aus verwandten Wissenschaftszweigen zu einem sofortigen Moratorium aller unterseeischen Bergbauvorhaben auf, um zunächst weitere Risikoforschung bezüglich womöglich irreversibler Biodiversitätseinbußen zu ermöglichen.[3]

Literatur

  • Henning Jessen: Staatenverantwortlichkeit und seevölkerrechtliche Haftungsgrundsätze für Umweltschäden durch Tiefseebodenbergbau. Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR) 02/2012, 71 (PDF)
  • Sebastian Scholz: Rohstoffversorgung durch Meeresbergbau. In: Schiff & Hafen, Heft 5/2011, Seehafen-Verlag, Hamburg 2011, ISSN 0938-1643, S. 72–76.
  • Uwe Jenisch: Tiefseebergbau in der vorkommerziellen Phase. In: Schiff & Hafen, Heft 11/2014, DVV Media Group, Hamburg 2014, ISSN 0938-1643, S. 36–39.
  • Peter E. Halbach, Andreas Jahn: Metalle aus der Tiefsee – aussichtsreiche Quelle oder Illusion? In: Schiff & Hafen, Heft 2/2015, S. 36–41, DVV Media Group, Hamburg 2015, ISSN 0938-1643.
  • Juergen B. Donges: The economics of deep-sea mining. Springer, Berlin 1985, ISBN 0-387-15144-3.
  • Yves Fouquet et al.: Deep Marine Mineral Resources. Springer, Dordrecht 2014, ISBN 978-94-017-8562-4.
  • Rahul Sharma: Deep-Sea Mining – Resource Potential, Technical and Environmental Considerations. Springer, Cham 2017, ISBN 978-3-319-52556-3.

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise