Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr
Film | |
Deutscher Titel | Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr |
Originaltitel | Padre padrone |
Produktionsland | Italien |
---|---|
Originalsprache | Italienisch |
Erscheinungsjahr | 1977 |
Länge | 113 Minuten |
Stab | |
Regie | Paolo Taviani Vittorio Taviani |
Drehbuch | Paolo Taviani Vittorio Taviani |
Produktion | Giuliani G. De Negri |
Musik | Egisto Macchi |
Kamera | Mario Masini |
Schnitt | Roberto Perpignani |
Besetzung | |
|
Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr (Originaltitel: Padre padrone) ist ein italienischer Film der Regisseure Paolo und Vittorio Taviani von 1977, der die allmähliche Befreiung eines jungen Mannes aus der jahrelangen Unterdrückung durch seinen Vater beschreibt. Die literarische Vorlage bildet der autobiographische Roman Padre padrone von Gavino Ledda.
Inhalt
Gavino, der Sohn einer sardischen Familie, wird von seinem gewalttätigen Vater im Alter von sechs Jahren gezwungen, die Schule zu verlassen, um die Schafe zu hüten. So verbringt er seine Jugend weitgehend abgeschieden in Sardiniens unwirtlichen Bergen. Erst im Alter von 20 Jahren beginnt sein Ausbruch aus Isolation und Knechtschaft. Beim Militär lernt er Lesen und Schreiben und begeistert sich für das literarische Schreiben. Anschließend nimmt er ein literaturwissenschaftliches Studium auf – gegen den massiven Widerstand des Vaters, von dem sich Gavino jedoch mehr und mehr abnabeln kann. Nach der Promotion kehrt er in das Dorf seiner Eltern zurück – dort hat sich nichts verändert.
Hintergrund
Gavino Leddas autobiographischer Roman Padre padrone bildet die literarische Vorlage des Films. Darin hat der von Sardinien stammende Schriftsteller seine von extremer Knechtschaft und Isolation geprägten Jugendjahre, die anschließende Bewusstwerdung und den Beginn seiner Universitätskarriere beschrieben.
Kritik
Der Film der Brüder Taviani gilt für die Filmkunst als das, was Leddas Roman für die Literatur und insbesondere für den Entwicklungsroman bedeutet: Ein eindrucksvolles Werk über die Unterdrückung des Menschen, für den jedoch, wenn auch beschwerlich, ein Ausbruch möglich ist. Mein Vater, mein Herr ist mit mehreren europäischen Filmpreisen ausgezeichnet worden, darunter mit der Goldenen Palme und dem FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Beide Auszeichnungen zugleich hatte bis dahin noch kein Film gewinnen können.
Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden gab diesem Film das Prädikat „Besonders Wertvoll“. In der Begründung des FBW-Gutachtens heißt es u. a.: Der Film, der einen starken dokumentarischen Eindruck hinterläßt, ist dennoch die freie Bearbeitung eines Romans. Gerade in dieser Verbindung von Dokument und künstlerischer Gestaltung bekommt er jedoch eine Inte[…]nsität, die es erlaubt, die Emanzipation eines Menschen gegenüber der Tradition seiner Kultur, gegenüber der zwingenden Macht der Familie, gegenüber der versklavenden Bildungslosigkeit nach- und mitzuerleben. Dies wird unterstützt durch die künstlerischen Mittel, deren vorsichtiger, reflektierter Einsatz ihre Wirkung noch erhöht: wie hier Musik und Geräusche zur Darstellung einer Lebenswelt herangezogen werden, wie Sprache mehr wird als nur ein Vehikel der Mitteilung, sondern Verstehen ermöglicht oder verunmöglicht – das verstärkt jene Einheit der Gestaltungselemente, die fast unbemerkt, aber intensiv, die Thematik des Films verdeutlicht.
Auszeichnungen
- 1977 – Internationale Filmfestspiele von Cannes 1977: Goldene Palme und FIPRESCI-Preis
- 1977 – Internationale Filmfestspiele Berlin 1977: Interfilm Grand Prix
- 1978 – BAFTA Award: Nominiert für den Nachwuchsdarsteller-Preis (Marconi)
- 1978 – David di Donatello: Spezialpreis für die Brüder Taviani
- 1978 – Nastro d’Argento des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani (des italienischen Filmkritikerverbands) in den Kategorien Bester italienischer Film und Bester Newcomer (Marconi)
- Werner Herzog: Vom Ende des Analphabetismus. In: Die Zeit, Nr. 48/1978, Kritik
- Rezension In: taz, 11/2002