Meister von St. Sigmund

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Als Meister von St. Sigmund wird ein spätgotischer Maler bezeichnet, der zwischen 1426 und 1450 im Pustertal im heutigen Südtirol tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach den von ihm 1435 gemalten Bildern auf den Flügeln des Altars in der Kirche des Dorfes St. Sigmund im Pustertal westlich von Kiens.

Die Flügel des Altars in St. Sigmund

Der Meister von St. Sigmund bemalte die Flügel des Altars in St. Sigmund auf der Innenseite mit vier Szenen aus dem Marienleben[1], auf der Außenseite sind Heilige wie z. B. der Heilige Christophorus, Patron der Reisenden dargestellt. Eventuell war der Altar, dessen Mittelteil aus Schnitzfiguren besteht, insgesamt eine Stiftung von Adeligen im Pustertal zur Erinnerung an die Geburt des Herzogs Sigmund im Jahr 1427[2].

Das Retabel ist aus Zirbelholz und gilt als selten gut erhalten. Es zeigt im Hauptschrein drei senkrechte Gefache mit Blendmaßwerk, deren mittleres mit einem Kielbogen überhöht ist. Die untere Bühne zeigt einen Dreifigurenansatz.[3][4]

Stil

Stilistisch steht das Werk des Meisters von St. Sigmund am Übergang der Spätgotik zur Renaissance. Der Einfluss der Malerei der italienischen Frührenaissance in Oberitalien z. B. aus Siena ist erkennbar. Das Werk des bis 1450 nachweisbaren Meisters kann als ein Vorläufer des Stils von Michael Pacher gesehen werden[5], dieser hatte ab etwa 1460 im Pustertal eine Werkstatt.

Werke

Dem Meister von St. Sigmund werden neben dem Flügelaltar in St. Sigmund einige weitere Werke zugeschrieben, z. B. Die Geburt Christi im Wallraf-Richartz-Museum in Köln[6].

Identifizierung

Es wird vorgeschlagen, den Meister von St. Sigmund als Mitarbeiter des Malers Hans von Bruneck oder als diesen selbst zu identifizieren[7].

Der Bildschnitzer des Altars in St. Sigmund

Der Bildschnitzer, der die Figuren des Altars in St. Sigmund geschaffen hat, wird manchmal ebenfalls als Meister von St. Sigmund bezeichnet[8].

Einzelnachweise

  1. s. z. B. R. Ingruber: Auf in das ewig leben. -Die Interpretation des Marientodes durch Simon von Taisten. In: Heimatblätter. Heimatkundliche Beilage zum “Osttiroler Bote”, Nr. 6/2007, S. 2
  2. F.-H. Hye: Der Altar von St. Sigmund im Pustertal: ein Denkmal zur Erinnerung an die Geburt Herzog Sigmunds des Münzreichen?. In: Der Schlern, 46.1972, S. 120–124
  3. Theodor Müller: Gotische Skulptur in Tirol. Tyrolia-Verlag, Bozen-Innsbruck-Wien 1976, S. 23, 432, Abb. 68, XVI, XVII, 69.
  4. Herbert Schindler: Der Schnitzaltar. Pustet, Regensburg 1978, ISBN 3-7917-0550-4, S. 34.
  5. M. Koller: Der Flügelaltar von Michael Pacher in Sankt Wolfgang. Wien 1998, S. 80
  6. s. z. B. Thomas Blisniewski: „Großes Lob diesem Manne“ Der kochende Heilige Joseph und ‘Die Geburt Christi’ auf einer Tafel des Meisters von St. Sigmund. In: Kölner Museums-Bulletin. Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln (4) 2000, S. 2–13
  7. E. Egg: Zur Brixener Malerei in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In: Der Schlern 41 (1961), S. 87–94
  8. W. Pippke, I. Leinberger: Dumot Kunst Reiseführer Südtirol: Landschaft und Kunst einer Gebirgsregion unter dem Einfluß nord- und südeuropäischer Traditionen. Ostfildern 2010, S. 134