Michael Achmeteli

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Michael Achmeteli (georgisch მიხეილ ახმეტელი, Mikheil Akhmeteli; * 27. April 1895 in Bordschomi; † 1963) war ein georgischer Gelehrter, ein Experte für die sowjetische Landwirtschaft und später Chef des Wannsee-Instituts, ein geheimes Forschungsinstituts des Sicherheitsdienstes für Osteuropa-Studien in Berlin während des Dritten Reichs.

Michael Achmeteli wurde 1895 in Bordschomi in Süd-Zentral-Georgien geboren, damals Teil des russischen Reiches. Nach dem Besuch des humanistischen Adelsgymnasiums in Tiflis studierte Achmeteli an der Universität Charkow (zwischen 1915 und 1917) und erhielt von der Regierung des neuen unabhängigen Georgien ein Stipendium für ein Studium an der Universität Jena im Jahr 1919. Die sowjetische Übernahme von Georgien verhindert seine Rückkehr in seine Heimat. Achmeteli promovierte in Jena im Jahr 1924 zum Dr. rer. pol. Ab 1927 arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter und später (Ober-)Assistent am Osteuropa-Institut in Breslau. 1930 promovierte er als Abschluss eines Landwirtschaftsstudiums in Breslau zum Dr. phil. 1934 war er dort als Lehrbeauftragter für Rußlandkunde und russische Wirtschaftskunde tätig. Im Folgejahr hatte er eine Lehrstuhlvertretung für Volkswirtschaftslehre an der TH Breslau inne. 1936 habilitierte er sich. Von Breslau wechselte er 1937 als Außerordentlicher Professor für Volks- und Landeskunde der Sowjetunion an der Universität Berlin.

Im Jahr 1937 wurde Achmeteli durch den SD-Amtsleiter II für Inneres Franz Six (1909–1975) als Direktor des neugeschaffenen Wannsee-Instituts in Berlin ausgewählt und eingesetzt. Er war zunächst freundschaftlich mit Alfred Rosenberg verbunden und der Sicherheitsdienst erwartete von ihm, dass er das Wissen besonders über die Sowjetunion erweiterte. Unter dem Pseudonym Konstantin Michael veröffentlichte er ein Buch über die sowjetische Landwirtschaft und Zwangskollektivierung.[1] Im November 1940 wurde das Wannsee-Institut dann offiziell als Sonderreferat dem Reichssicherheitshauptamt, Amt VI unterstellt und durch den Amtsleiter Heinrich Müller geführt. Fast zeitgleich wurde Achmeteli vom Posten als Chef des Wannsee-Instituts entbunden, um das in Berlin etablierte georgische Nationalkomitee zu leiten. Dies rekrutierte sowjetische Kriegsgefangene georgischer Herkunft für die Mitarbeit in der sogenannten Georgischen Legion. Achmeteli lehrte ab 1941 als ordentlicher Professor für Volks- und Landeskunde der Sowjetunion an der „Auslandshochschule“ bzw. „Auslandswissenschaftlichen Fakultät“ der Universität Berlin (ehemaliges Seminar für Orientalische Sprachen).[2] Auch leitete er das Rußlandinstitut der Universität Berlin.[3]

Nach dem Krieg ließ sich Achmeteli in München nieder und arbeitete an der Ludwig-Maximilians-Universität als Professor. Er blieb ein Gegner der sowjetischen Herrschaft in Georgien und beteiligte sich am antibolschewistischen Block der Nationen.[4][5]

Achmeteli war mit Ruth Frieda Johanna, geb. Göhring, verheiratet. Aus der Ehe ging ein Kind hervor.[6]

Veröffentlichungen

  • Die wirtschaftliche Bedeutung Transkaukasiens mit besonderer Berücksichtigung Georgiens. Dissertation, Universität Jena, 1924.
  • Das Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachses und seine gegenwärtige Beurteilung. Dissertation, Universität Breslau, 1932.
  • Querschnitt durch die Industrie Sowjetrußlands. In: Oskar Eugen Günther: Ostraum-Berichte. Nr. 1, Osteuropa-Institut Breslau, 1935, S. 70–128.
  • Die qualitativen Leistungen und die Betriebsverhältnisse der sowjetrussischen Industrie. In: Oskar Eugen Günther: Ostraum-Berichte. Nr. 2, Osteuropa-Institut Breslau, 1935, S. 80 ff.
  • Die Agrarpolitik der Sowjet-Union und deren Ergebnisse. Nibelungen-Verlag, Berlin 1936.
  • Bauern unterm Sowjetstern. Blut-und-Boden-Verlag, Goslar 1938.

Einzelnachweise

  1. Laqueur, Walter (1990), Russia and Germany: A Century of Conflict, S. 194. Transaction Publishers, ISBN 0-88738-349-1.
  2. Michael Grüttner, Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Geschichte der Universität Unter den Linden. Band 2, Akademie-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-004667-9, S. 483.
  3. Achmeteli, Michael.In: Erich Stockhorst: 5000 Köpfe : Wer war was im 3. Reich. VMA-Verlag, Wiesbaden 1967.
  4. Mikaberidze, Alexander (ed., 2006), Akhmeteli, Mikheil. Georgian National Dictionary of Biography. Zugegriffen am 6. Mai 2008
  5. Bakradze, Lasha, ქართველები გერმანელების მხარეზე მეორე მსოფლიო ომში, Georgians on the German side in World War II. (Memento des Originals vom 16. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ftp.nplg.gov.ge National Parliamentary Library of Georgia. Zugegriffen am 6. Mai 2008.
  6. Achmeteli, Michael. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? 12. Ausgabe von Degeners Wer ist's?. Arani, Berlin 1955.