Mickey Rooney

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Mickey Rooney (1986)

Mickey Rooney (* 23. September 1920 als Joe Yule junior in New York; † 6. April 2014 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Seine Karriere vor der Kamera umfasste über 300 Filme zwischen 1926 und 2014 und gilt mit 88 Jahren als eine der längsten, die ein Schauspieler jemals im Kino zustande gebracht hat.[1]

Als Kinderstar verkörperte er vorwiegend freche Charaktere und zählte zeitweise zu Hollywoods erfolgreichsten Stars. Mit Judy Garland bildete er ein populäres Leinwandpaar in neun Filmen. Auch im Erwachsenenalter konnte er als Charakterdarsteller seine Karriere erfolgreich fortsetzen und er hatte bis zuletzt Auftritte in Filmen. Bei den Oscars erhielt er 1939 den Juvenile Award und 1983 den Ehrenoscar, außerdem wurde er mit zwei Golden Globes und einem Emmy ausgezeichnet.

Leben

Frühes Leben

Mickey Rooney wurde als Joe Yule in eine Familie von Vaudeville-Künstlern geboren. Sein Vater Joe Yule (1892–1950) arbeitete als Schauspieler und kam aus Glasgow, seine Mutter Nelly stammte aus Kansas City. Im Alter von 14 Monaten soll er auf die Bühne seiner Eltern gekrabbelt sein und so stellte ihn sein Vater dem Publikum vor. Von diesem Moment an war Rooney Teil der Vaudeville-Show seiner Eltern. Als sich seine Eltern im Jahre 1923 scheiden ließen, zog seine Mutter mit ihm zu ihrer Tante in ihre Geburtsstadt Kansas City. Seine Mutter war interessiert daran, ihren Sohn in eine Showkarriere zu bringen. Sie plante unter anderem einen Einstieg für ihren Sohn bei den Kleinen Strolchen, allerdings wurden ihr nur fünf US-Dollar am Tag angeboten, während andere Kinder teilweise das Fünffache erhielten.[2]

Karriere als Kinderstar

Seine Mutter kam mit ihm 1925 nach Hollywood. Sie änderte den Namen Joe Yule in Mickey Rooney um, angeblich soll sogar Walt Disney laut einer bekannten Geschichte den Vornamen seiner Mickey Mouse an Rooneys Künstlernamen angelehnt haben.[3]

Bald darauf erhielt Rooney die Titelrolle in der Filmreihe Mickey McGuire, einer Serie von Kurzfilm-Komödien, die sich an den Kleinen Strolchen orientierten und den Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm meisterten. Die Mutter musste ihrem Sohn mit Korkkohle die Haare schwarz färben, da für die Rolle des Mickey McGuire eigentlich ein schwarzhaariger Junge gesucht wurde.[4] Bis 1934 entstanden 78 Filme für die Serie. Zur selben Zeit sprach er die Zeichentrickfigur Oswald the Lucky Rabbit für die Filme der Walter-Lantz-Produktion. Rooney besuchte unterdessen die Hollywood Professional School, wo er Klassenkameraden wie Nanette Fabray, Judy Garland und Lana Turner hatte. 1938 machte er seinen Abschluss an der Hollywood High School.

Mickey Rooney mit Judy Garland und MGM-Studioboss Louis B. Mayer auf einem Publicity-Foto

In der aufwendigen Shakespeare-Verfilmung Ein Sommernachtstraum von Max Reinhardt hatte Mickey Rooney im Jahre 1935 eine größere Rolle als Elf Puck, wobei er im Film an der Seite von Stars wie James Cagney, Olivia de Havilland, Dick Powell und Joe E. Brown spielte. Rooneys markantes, sommersprossiges Gesicht, seine roten Haare und sein respektloses und lockeres Auftreten wurden zu seinen Markenzeichen und begeisterten sowohl das Publikum als auch die Kritiker. An der Seite von Freddie Bartholomew, einem zu dieser Zeit noch beliebteren Kinderstar, spielte er 1936 in Der kleine Lord als Schuhputzer Dick sowie ein Jahr später in Manuel.

Ende der 1930er Jahre wurde Rooney von MGM unter Vertrag genommen. Der kleine Familienfilm A Family Affair über die Familie Hardy aus dem Jahre 1937 wurde zu einem Überraschungserfolg. Rooney spielte hier den jugendlichen Sohn des Richters Hardy, gespielt von Lionel Barrymore und später von Lewis Stone. Die Serie handelte von den romantisch-komödiantischen Erlebnissen der Familie Hardy, wobei der Fokus schnell von der Figur des Richters auf die von Rooney dargestellte Rolle des Andy Hardy verschob. Von der bald so genannten Andy Hardy-Serie produzierte MGM zwischen 1937 und 1947 (und einmalig 1958) insgesamt siebzehn Spielfilme. Im Film Love Finds Andy Hardy (1938), der im Jahr 2000 Eingang in das National Film Registry der Library of Congress fand, spielte Rooney erstmals mit Judy Garland zusammen. Diese spielte in der Serie Andys Freundin Betsey und so wurden Garland und Rooney zu einem beliebten Leinwandpaar.

Eine ernstere Rolle hatte er 1938 in dem Film Teufelskerle von Norman Taurog über die Boys-Town-Jugendhilfe des katholischen Geistlichen Edward Flanagan. Rooney spielt einen arroganten Jungen, der von Father Flanagan (Spencer Tracy) auf die rechte Bahn zurückgeführt wird. Für seine Darstellung erhielt er den Juvenile Award, einen Oscar für junge Schauspieler. 1939 war er Hauptdarsteller von Die Abenteuer des Huckleberry Finn und ab demselben Jahr mit Garland als Partnerin Star diverser Musicals, darunter Babes in Arms, Babes on Broadway, Heiße Rhythmen in Chicago und Girl Crazy. In Kleines Mädchen, großes Herz (1944) spielte er neben der zwölfjährigen Elizabeth Taylor. Im März 1940 war Rooney auf dem Titelblatt der Time zu sehen, mit folgendem Text:

„Hollywoods Nr. 1 an den Kinokassen im Jahre 1939 war weder Clark Gable noch Errol Flynn oder Tyrone Power, sondern ein rothaariges Kind mit einer Kazoo-ähnlichen Stimme und einem komischen Gesicht, der bisher nie in einem Film aufgetreten ist ohne überfallartig aufzufallen oder Overacting zu betreiben. Sein Name ist Mickey Rooney, und für eine große Gruppe der amerikanischen Kinobesucher ist sein Name zu einem Synonym für einen Lausbuben geworden.“[5]

1991 wurde er beim Young Artist Award für seine frühe Filmkarriere mit dem Young Artist Former Child Star Lifetime Achievement Award geehrt. Der Preis ist inzwischen auch als Mickey Rooney Award bekannt.

Im Zweiten Weltkrieg

1944 trat Rooney der amerikanischen Armee im Zweiten Weltkrieg bei. Er war 21 Monate im Einsatz, bis kurz nach dem Ende des Krieges. Dabei betätigte er sich als Truppenunterhalter in Amerika und Europa und arbeitete für das American Forces Network. Mickey Rooney wurde wegen seiner Arbeit als Truppenunterhalter mit dem Bronze Star sowie weiteren Auszeichnungen geehrt.

Datei:Mickey Rooney (2000).jpg
Mickey Rooney mit seiner achten Frau Jan Chamberlin (2000)

Spätere Karriere

Nach dem Krieg und der Einstellung der Andy-Hardy-Serie tat sich der mittlerweile fast 30-jährige Rooney schwer, weiterhin Arbeit zu finden. Eine Zeit lang vermittelte er kleineren Filmstars Rollen und betreute sie auch als Agent. In späteren Jahren erklärte er häufiger in Interviews, er habe Norma Jeane Baker 1948 ihren Künstlernamen Marilyn Monroe gegeben (zusammengesetzt aus dem Vornamen des Filmstars Marilyn Miller und dem Nachnamen Monroe, da dies der Geburtsname von Norma Jeane Bakers Mutter war). Rooneys Behauptung gilt aber als umstritten.[6][7]

Mickey Rooney am Set von Illusion Infinity (2004), mit dem Regisseur Roger Steinmann

Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte Rooney ab den 1950er Jahren schließlich Erfolge als Charakterdarsteller verzeichnen. Er stellte unter anderem den Gangster Babyface Nelson in Don Siegels So enden sie alle (1957) dar und verkörperte einen Boxtrainer in Die Faust im Gesicht (1962). Im Filmklassiker Frühstück bei Tiffany (1961) spielte er den kurzsichtigen japanischen Nachbarn von Holly Golightly (Audrey Hepburn), wobei diese Rolle bis heute häufig als stereotypisch und beleidigend gegenüber Asiaten kritisiert wird. In Anerkennung seiner Verdienste als populärer Komödiendarsteller der 1930er und 1940er Jahre wirkte Rooney als unfreiwilliger Bruchpilot auch in Eine total, total verrückte Welt (1963) mit, in dem zahlreiche Filmstars Cameo-Auftritte absolvierten. 1958 gab es den Versuch einer Wiederbelebung von Andy Hardy, doch es wurde kein durchschlagender Erfolg und so blieb es bei einem Film.

Nachdem der Schauspieler in den Jahren 1954 und 1955 insgesamt 33 Folgen der Mickey Rooney Show im amerikanischen Fernsehen präsentiert hatte, wandte er sich ab dem Ende der Dekade verstärkt diesem Medium zu, ohne dass seine Kinokarriere zum Erliegen kam: 1977 erinnerte man sich bei Disney an Rooney und übertrug ihm die Rolle des Leuchtturmwärters Lampie im Film Elliot, das Schmunzelmonster. 1981 steuerte er auch die Stimme von Fuchs Cap im Zeichentrickfilm Cap und Capper bei. 1979 spielte er den reaktivierten Pferderenntrainer in Der schwarze Hengst, 1989 den Großvater von Erik, dem Wikinger und 2006 einen der Nachtwächter in Nachts im Museum. Neben seiner Filmkarriere war er auch am Broadway über mehrere Jahre in den erfolgreichen Musicals Sugar Babies (1979–1982) und The Will Rogers Follies (1991–1993) zu sehen.[8] Im Fernsehen gewann er für seine Darstellung eines leicht geistig behinderten Mannes im Fernsehfilm Bill: On His Own (1982) den Emmy Award.[9] Noch wenige Wochen vor seinem Tod drehte Rooney an dem dritten Teil von Nachts im Museum, Nachts im Museum: Das geheimnisvolle Grabmal (2014).

Bereits 1983 erhielt er den Ehrenoscar für sein Lebenswerk, obwohl er bis zu seinem Tod noch etliche weitere Kino- und Fernsehfilme drehte. Einen regulären Oscar bekam er nie, obwohl er viermal nominiert war: 1939 für Musik ist unsere Welt, 1943 für Und das Leben geht weiter, 1956 für Ein Fetzen Leben und 1979 für Der schwarze Hengst.

Bis 1996 wurde Rooney häufig von Gerd Duwner synchronisiert.

Privatleben

Datei:Mickey Rooney Grave.JPG
Grab von Mickey Rooney

Für Aufsehen sorgte sein überschwänglicher Lebensstil. Im Laufe seines Lebens hatte Rooney immer wieder mit Alkohol und anderen Drogen sowie finanziellen Problemen (unter anderem durch Spielsucht verursacht) zu kämpfen.[10]

Er führte acht Ehen und hatte neun Kinder. Seine erste Ehefrau war von 1942 bis 1943 der spätere Filmstar Ava Gardner. Nur ein Jahr später ging er seine zweite Ehe mit der Sängerin B. J. Baker (1927–2002) ein, die bis 1948 hielt. Aus dieser Ehe kamen zwei Söhne. Mit der Schauspielerin Martha Vickers war er von 1949 bis 1951 verheiratet, sie hatten einen Sohn. Auch diese Ehe endete in Scheidung. Mit der Schauspielerin Elaine Devry war er von 1952 bis zur Scheidung 1958 verheiratet. Aus der fünften Ehe mit Barbara Ann Thomason kommen vier Kinder. Die Ehe wurde 1958 eingegangen und hielt bis zum Jahre 1966, als seine Frau zusammen mit Miloš Milošević, einem serbischen Stuntman und ehemaligen Bodyguard von Alain Delon, unter nicht restlos geklärten Umständen eines gewaltsamen Todes starb (siehe auch Marković-Affäre).[4][11] Seine kürzeste Ehe führte er mit Marge Lane von 1966 bis 1967. Aus seiner siebten Ehe mit Carolyn Hockett ab 1969 entstammte eine Tochter, außerdem adoptierte Rooney einen Sohn von Carolyn aus früherer Ehe. Diese Ehe endete 1975. Seit 1978 war er mit der Sängerin Jan Chamberlin (* 1939) verheiratet. Rooney sagte einmal zu seinen vielen Ehen:

„Heirate immer frühmorgens! Wenn es nicht funktioniert, hat man sich wenigstens nicht den ganzen Tag versaut.“[12]

2011 hielt Rooney im US-Senat eine Rede gegen Missbrauch und Gewalt gegenüber älteren Menschen.[13] Nach Rooneys Angaben behandelte ihn sein Stiefsohn zeitweise mit Essens- und Medikamentenentzug, um finanzielle Unterstützung von ihm zu bekommen;[14] eine Behauptung, die eine ausführliche Recherche des Hollywood Reporter im Oktober 2015 bekräftigte. Demnach sei Rooney sogar regelmäßig geschlagen worden, woran auch seine Ehefrau Jan beteiligt gewesen sein soll. Ab 2012 lebte Rooney getrennt von seiner Ehefrau Jan und dem Stiefsohn, stattdessen lebte er bei einem anderen seiner Kinder.[15] Er starb am 6. April 2014 im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in North Hollywood.[16] Er wurde auf dem Hollywood Forever Cemetery in Hollywood, Kalifornien beigesetzt.[17][18]

Auf dem Hollywood Walk of Fame sind für Rooney vier Sterne eingelassen.

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

  • 1939: Juvenile Award mit Deanna Durbin für ihren bedeutenden Beitrag, den Geist und die Personifikation von Jugend auf die Leinwand zu bringen und als jugendliche Schauspieler einen hohen Standard an Begabung und Vollendung zu setzen
  • 1940: Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller für Musik ist unsere Welt
  • 1944: Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller für Und das Leben geht weiter
  • 1960: Drei Sterne auf dem Hollywood Walk of Fame (Film, Fernsehen, Radio)
  • 1957: Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller für Ein Fetzen Leben
  • 1964: Golden Globe Award als bester Fernsehschauspieler für Mickey
  • 1980: Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller für Der schwarze Hengst
  • 1982: Emmy Award als Bester Darsteller für Bill
  • 1983: Ehrenoscar für sein Lebenswerk
  • 1991: Young Artist Award als Young Artist Former Child Star Lifetime Achievement Award

Weblinks

Commons: Mickey Rooney – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manuel Brug: Er war Hollywoods berühmtester Straßenköter. Welt Online, 7. April 2014; abgerufen am 7. April 2014.
  2. Life Is Too Short. 1991, ISBN 978-0-679-40195-7; Autobiografie.
  3. Kira Albin: Mickey Rooney: Hollywood, Religion and His Latest Show. grandtimes.com; Interviewbericht aus dem Jahr 1995 (englisch); abgerufen am 7. April 2014.
  4. a b Amerikas ewiger Kinderstar. Spiegel Online, 7. April 2014; abgerufen am 7. April 2014.
  5. Cinema: Success Story. In: Time, 18. März 1940 (englisch, abgerufen am 7. April 2014).
  6. Starr Report. In: New York Post. 7. August 2003 (nypost.com [abgerufen am 6. April 2018]).
  7. Rooney Didn’t Find Marilyn Monroe. (nytimes.com [abgerufen am 6. April 2018]).
  8. Mickey Rooney in der Internet Broadway Database (englisch), abgerufen am 23. Februar 2021.
  9. Bill Sackter, a Retarded Man Portrayed in TV Movie, Dies. (nytimes.com [abgerufen am 6. April 2018]).
  10. Tears and Terror: The Disturbing Final Years of Mickey Rooney | Hollywood Reporter. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  11. Tolle Kerle. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1969 (online).
  12. Hollywood trauert um Schauspiel-Legende Mickey Rooney. (Memento vom 9. April 2014 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung, 7. April 2014; abgerufen am 7. April 2014.
  13. Tom Cohen: Mickey Rooney tells Senate panel he was a victim of elder abuse. CNN, 3. März 2011 (englisch, abgerufen am 7. März 2014).
  14. Thomas Klingenmeier: Kesser Bursche mit Problemen. In: Stuttgarter Zeitung, 7. April 2014; abgerufen am 7. April 2014.
  15. Artikel. In: Hollywood Reporter.
  16. Hollywood-Star Mickey Rooney ist tot. Spiegel Online, 7. April 2014; abgerufen am 7. April 2014.
  17. Grab von Mickey Rooney. knerger.de
  18. Mickey Rooney in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 23. Februar 2021 (englisch).