Roger Steinmann

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Roger Steinmann (Bildmitte) mit Pascal Ulli am Set von PhonY, 2018

Roger Steinmann (* 6. November 1961 in Zürich) ist ein Schweizer Film- und Theater-Produzent, Film- und Theater-Regisseur, Drehbuch- und Theater-Autor, sowie Unternehmer.[1]

Steinmanns bekanntestes Werk ist der Hollywood-Film Illusion Infinity (alias Paradise, 2004)[2][3][4] mit Dee Wallace, Mickey Rooney,[5] Timothy Bottoms, Barbara Carrera, Martin Kove, Theresa Saldana[6], and Lilyan Chauvin.

Im Jahr 2018 begann Steinmann, die Komödie PhonY in der Schweiz und Thailand zu drehen.[7][8][9] Das in Los Angeles folgende Segment musste wegen des unerwarteten Todes von PhonY-Hauptdarsteller Burt Reynolds abgesagt werden.[10] Die Neubesetzung der Rolle begann. Im Dezember 2019 erklärte sich Golden Globe Award Gewinnerin Elke Sommer bereit, eine der Hauptrollen in PhonY zu übernehmen.[11][12]

Im Frühling 2020, während des weltweiten Filmstopps durch die Covid-19-Krise, wandte sich Steinmann dem Theater zu und kreierte die Zwei-Personen-Farce WIN=WIN[13] über das top-aktuelle Social Distancing.[14][15]

Karriere

Erste Filme

1975 inszenierte Steinmann seinen ersten Spielfilm, Die Türe. Er besetzte beide Hauptrollen in dieser Krimi-Farce mit seinen Schul-Freunden, den zukünftigen Professoren Peter Bürgisser (in Mathematik und Informatik) und André Bellmont (in Musik). Der Kurzfilm gewann beim Schweizerischen Jugendfilm-Festival 1976 und wurde am 10. April 1976 gemeinsam mit einer Kritik des Oscar-nominierten Regisseurs Markus Imhoof sowie einem Interview mit Steinmann und Bürgisser im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt.[16][17]

Es folgten eine Reihe von kurzen Spiel- und Dokumentarfilmen, von denen einige bei den Schweizerischen Jugendfilmtagen Prädikate erhielten, z. B. Die Welt steht Kopf (1976), Die Zwei vom Klub (1976), Flutkatastrophe (1977), Die Maschinentiere (1977) und Ein Tag in der Tierarztpraxis (1978).[18]

Die Filme Die Maschinentiere und Ein Tag in der Tierarztpraxis wurden vom Schweizer Tierschutz mit je einem Sonderpreis ausgezeichnet.[2][18]

Der Film Flutkatastrophe (1977) wurde in der Schweizer Presse als "Horror-Film" bezeichnet. Steinmann schildert die existierende Gefahr eines Staudammbruches und die darauf folgende Überflutung Zürich's. Im November 1978, wurde auch dieser Film im Schweizer Fernsehen zusammen mit einem Live-Interview mit Steinmann ausgestrahlt.[19]

Fortschreitende Filmambitionen

Schon als Teenager versuchte Steinmann, seine Original-Drehbücher für Lang-Spielfilme zu lancieren. In den Jahren 1978/79 entwickelte er das Konzept Krebs! über das lebensbedrohliche Virus im Organismus einer Frau, visualisiert durch eine gleichzeitige Lebensbedrohung des Organismus einer ganzen Stadt durch eine Godzilla-ähnliche Monsterkrabbe – anspielend auf die Doppelbedeutung des Titels, der Krankheit und des Tieres.

Das Projekt hatte große Dimensionen das Budget, aber auch die zu dieser Zeit erforderlichen Spezialeffekte betreffend. Deshalb kam das Projekt zum Stillstand.[20]

Erste Theateraktivitäten

Steinmann blieb in verschiedenen Funktionen beim Film aktiv, wandte sich jedoch auch dem Theater zu.[21] Im Jahre 1982, in der Funktion als Produzent und Regisseur, brachte er Beschti Referenze (alias Buchhalter Nötzli/Mit besten Empfehlungen) von Hans Schubert als erster auf die schweizerische Bühne. Vier Jahre danach war gerade dieses Stück für den populären Schweizer Volksschauspieler Walter Roderer wohl dessen grösster Erfolg, auf der Bühne wie auch im Film.

1986 kreierte Steinmann Achtung-Fertig-Los ! (alias Nume Theater mit em Sunntigsbsuech). Diese Farce mit der ungewöhnlichen Konzeption, da Schauspieler nicht nur auf der Bühne, sondern auch inmitten der echten Zuschauer agieren, produzierte er ebenfalls. Sein Kollaborator Markus Imthurn führte die Regie.[22][23]; Imthurn avancierte in den nachfolgenden Jahrzehnten bis dato zu Steinmann's engstem kreativen Mitarbeiter.

1988 wurde Steinmann als Regisseur von Schelmereie von dem 1909 gegründeten Volkstheater Oberentfelden engagiert.[24]

Hollywood

Ab 1991 lebte Steinmann alternativ in Zürich und Los Angeles. Dort schrieb er mehrere Drehbücher auf spec, allein oder auch in Kollaboration, z. B. Bum and the Kid (Bum und das Kind) mit Robert Scott Steindorff, Storylines, z. B. The Love of my Life (Die Liebe meines Lebens) mit Don Mankiewicz und dem Umschreiben von Drehbüchern, z. B. Project Metalbeast.[2][25][26][27]

Steinmanns Vorbilder sind: Billy Wilder, welcher seinem Ideal des eleganten erzählen von Geschichten in Kombination mit einer engen Handlung am nächsten kommt; William Wyler, dessen brillante Regie die allerbesten Schauspielerleistungen hervorbrachte; und John Huston für sein faszinierendes Œuvre, aber auch für sein abenteuerliches Privatleben.[1]

Illusion Infinity (alias Paradise, 2004)

Roger Steinmann (rechts) mit Mickey Rooney am Set von Illusion Infinity, 2004

Gemeinsam mit Casting Director Gerald I. Wolff war Steinmann in der Lage für Illusion Infinity sieben bekannte Hollywood-Schauspieler zu verpflichten: Dee Wallace, Mickey Rooney, Timothy Bottoms, Barbara Carrera, Martin Kove, Theresa Saldana, und Lilyan Chauvin.[3][5][6][28]

Obwohl Illusion Infinity als Biographie bezeichnet wurde, war es eine Originalgeschichte von Steinmann über die, nur vermeintlich reale, Las Vegas Sängerin Patricia Paradise (verkörpert von Dee Wallace) und ihrer lebenslangen Suche nach einem Seelenverwandten im traumhaften "Shangri-La".[4]

Projekte The PartyKillers und Ladies First

In 2014 interessierte sich der thailändische Film- und Popstar Mike Angelo für Steinmann's Drehbuch The PartyKillers.[1] Diese Screwball-Komödie von Steinmann, nach einer Original-Geschichte von ihm und Rodney Heeringa,[29] Markus Imthurn und Sidonia Held (geschrieben 1995/98), erzählt die Geschichte über den Versuch eines Erfinders, seine neuste Erfindung einem reichen Industriellen auf dessen Hochzeitsfest zu verkaufen. Nachdem er dem Bräutigam die Party verdirbt (daher „Partykiller“) endet er zwar nicht mit Geld, jedoch der Braut.[2]

Ein anderes Konzept passte noch besser zu Mike Angelo’s Talent: Die Geschichte eines jungen, männlichen Sängers, welcher jedoch nur Erfolg hat, wenn er als Frau auftritt. Die witzigen Komplikationen erhöhen sich, wenn er nicht nur als Mann seine Freundin betört, sondern auch noch als Frau deren Vater. Mit Angelo`s Zusage entwickelte Steinmann 2015 das Original-Drehbuch zu Ladies First.[1][2][30]

Erneute Theateraktivitäten

Durch die filmische Inaktivität im Frühling 2020 wandte sich Steinmann erneut dem Theater zu. Er kreierte zwischen April und September 2020 WIN=WIN, eine Zwei-Personen-Farce über Social Distancing. Das Original in Deutsch adaptierte er zugleich in Englisch. Neben der schweizerischen Produktion sind und waren auch namhafte internationale Schauspieler an den Rollen interessiert, u. a. Timothy Bottoms, Didi Hallervorden und kurz vor seinem Tod Karl Dall.[15]

Durch Nachfrage im Amateur-Theater-Bereich modernisierte Steinmann seine 1986er-Farce NUME THEATER MIT EM SUNNTIGSBSUECH (alias Nur Theater mit dem Sonntagsbesuch) im 2020/21.

Andere Aktivitäten und Fakten

  • 1981: Steinmann schließt seine kaufmännische Ausbildung an der Swiss Business School in Zürich ab.[1]
  • 1983: Steinmann gewinnt in der bekannten deutschen TV-Quizshow Alles oder Nichts 10.000 DM, moderiert von Max Schautzer.[31]
  • 1983: Steinmann erfindet einen automatischen Flaschenverschluss, Patent CH661024: FLASCHENVERSCHLUSS. Angemeldet am 26. September 1983, veröffentlicht am 30. Juni 1987, Erfinder: Roger Steinmann.
  • 1984: Steinmann gründet die Rotsch AG um seine Erfindung zu vermarkten. Zu dieser Zeit war er 22 Jahre alt und wurde der jüngste Präsident eines solchen Unternehmens in der Schweiz.[1][32]
  • 1986: Steinmann beginnt mit der Vermarktung von Glückwunschkarten in der Rotsch AG. Nach anfänglichen Erfolgen mit importierten Karten, erweitert er sein Sortiment durch eigenproduzierte Geschenkkarten im Luxus-Segment.[1]
  • 1995: Steinmann gründet die Filmproduktionsfirma Sunset International AG, welche auch den aktuellen Film PhonY produziert.[1][33]
  • Steinmann spricht Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch und verfügt über Grundkenntnisse in Portugiesisch, Italienisch und Thailändisch.[1]
  • Steinmann lebt in Zürich und Phuket.[1]

Filmografie

Film (Auswahl)

  • 1969: Zürich (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1976: Die Türe (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion, TV)
  • 1976: Die Zwei vom Klub (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1976: Die Welt steht Kopf (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1977: Die Maschinentiere (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1977: Die Flutkatastrophe (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion, TV)
  • 1978: Ein Tag in der Tierarztpraxis (Kurzfilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1990: Rotsch (Werbefilm; Regie, Buch, Produktion)
  • 1995: Projekt Metalbeast (Kinofilm; Co-Autor)
  • 2004: Illusion Infinity (alias Paradise) (Kinofilm; Regie, Buch, Produktion)
  • seit 2016: PhonY (Kinofilm in Produktion; Regie, Autor und Produzent)

Theater (Auswahl)

  • 1982: Beschti Referenze (alias Buchhalter Noetzli; Regie, Produktion)
  • 1985: Achtung-Fertig-Los! (alias Nume Theater mit em Sunntigsbsuech; Original-Buch, Produktion)
  • 1988: Schelmereie (Regie)
  • 1989: Der Zahnklempner (Original-Buch; noch nicht aufgeführt)
  • 1990: Sturmfrei (Original-Buch; noch nicht aufgeführt)
  • 2020/21: Nume Theater mit em Sunntigsbsuech (alias Nur Theater mit dem Sonntagsbesuch; Neu-Adaption)
  • 2020/21: WIN=WIN (Original-Buch in Deutsch sowie Adaption in Englisch; Produktion und Regie)
  • 2021/22: WENN DER DRILLING MIT DER ZWILLING (Original Buch, Krimikomödie; Produktion und Regie in Vorbereitung für 2023/24)
  • Seit 2021: DAS TAGEBUCH DER RUTH MADOFF (Original Buch in Deutsch und Englisch; Ein-Damen-Drama)

Weblinks

Commons: Roger Steinmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Roger Steinmann: Biographical Data. In: Official Website. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 4. März 2020 (englisch).
  2. a b c d e Roger Steinmann: Filmography. In: Official Website. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  3. a b dailymotion (Société anonyme): Illusion Infinity full movie with complete credits. In: dailymotion.com. 2008, abgerufen am 10. Januar 2020 (englisch).
  4. a b Illusion Infinity aka Paradise. In: IMDb. Abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  5. a b Alvin H. Marill: Mickey Rooney: His Films, Television Appearances, Radio Work, Stage Shows, and recordings. Hrsg.: McFarland & Company, Inc. Jefferson, NC 2005, ISBN 0-7864-2015-4, S. 161 (englisch, google.com).
  6. a b Cinestranger: THERESA SALDANA - ACTERIEUR DI CINEMA. In: Cinestranger.com. 8. Juni 2016, abgerufen am 2. Januar 2020 (französisch).
  7. Roger Steinmann: PhonY.Film: TEASER #1, Introduction. In: YouTube.com. 30. September 2019, abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  8. PhonY - Official Website. SUNSET International AG, 2020, abgerufen am 22. März 2020 (englisch).
  9. PhonY. In: IMDb. Abgerufen am 24. März 2020 (englisch).
  10. Flavia Schlittler: Schweizer trauern um Burt Reynolds (†82). In: Blick (Ringier). 14. September 2018, abgerufen am 2. Januar 2020.
  11. SUNSET International AG: IN FRONT OF THE CAMERA. In: PhonY. 3. Dezember 2019, abgerufen am 4. März 2020 (englisch).
  12. Elke Sommer: Letter of Interrest. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Roger-Steinmann-com - Film-Documents. 3. Dezember 2019, archiviert vom Original am 10. Januar 2020; (englisch).
  13. WIN=WIN
  14. Hannes Zaugg-Graf: Von Hollywood in die Schweiz. In: Theaterzytig. 28. Oktober 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  15. a b Michel Imhof und Flavia Schlittler: Darum wollte er nie mehr in die Schweiz kommen. In: BLICK. BLICK News Portal, 24. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
  16. IMDb: Die Türe (1976). Abgerufen am 4. März 2020 (englisch).
  17. Anne Weibel: «Eldorado» vertritt die Schweiz im Wettbewerb um einen Oscar. In: Schweizerische Eidgenossenschaft. Bundesamt für Kultur, 25. März 2019, abgerufen am 23. März 2020.
  18. a b Schweizerische Jugend Film Tage und Bund Schweizerischer Film-Amateur-Clubs: Awards in film and else. In: Roger Steinmann - Awards. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2020.
  19. Verschiedene, u. a. Christian Heeb und Candid Lang: Gespräch und Roger (15) setzt Zürich unter Wasser. In: Roger Steinmann - Newspaper Clips. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2020.
  20. Tibor de Viragh: Filmprojekt: Krebs bedroht Zürich. In: Roger Steinmann - Newspaperclips. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2020.
  21. Verschiedene: Theatergesellschaft arbeitet mir jungem Regisseur, Rebellion im Zuschauerraum, Achtung-Fertig-Los! und Beschti Referenze. In: Roger Steinmann - Newspaper Clips. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 21. März 2020.
  22. Markus Imthurn, auf imdb.com
  23. Imthurn Productions - Markus Imthurn - Miniaturen. Abgerufen am 7. September 2020.
  24. Unsere Theaterlinks. Abgerufen am 7. September 2020 (deutsch).
  25. Project Metalbeast. In: Worldcat.org. OCLC Online Computer Library Center, Inc., 1994, abgerufen am 24. März 2020 (englisch).
  26. Project: Metalbeast (1995). In: IMDb. Abgerufen am 22. März 2020 (englisch).
  27. Project: Metalbeast Trailer & Info. In: Quicklookfilms.com. Abgerufen am 22. März 2020 (englisch).
  28. Gerald I. Wolff. In: IMDb. Abgerufen am 22. März 2020 (englisch).
  29. Rodney Heeringa, auf imdb.com
  30. Ladies First. In: WorldCat.org. OCLC Online Computer Library Center, Inc., 2015, abgerufen am 24. März 2020.
  31. Verschiedene, u. a. Benita Cantieni: Zürcher gewann 10000 Mark in TV-Quiz und Glück mit Marylin. In: Roger Steinmann - Newspaper Clips. Roger Steinmann, 13. Januar 2020, abgerufen am 22. März 2020.
  32. Rotsch AG. In: Handelsregister. Handelsregisteramt des Kantons Zürich, 28. März 1984, abgerufen am 22. März 2020 (Seite drucken und den Vorsitzenden und die Mitglieder des Verwaltungsrats zu sehen).
  33. SUNSET INTERNATIONAL AG. In: Handelsregister. Handelsregisteramt des Kantons Zürich, 18. Juli 2014, abgerufen am 23. März 2020.