Mikwe Sprendlingen (Dreieich)
Mikwe Sprendlingen (Dreieich) | ||
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Ort | Sprendlingen | |
Baustil | aus dem Erdreich ragendes Backsteingewölbe | |
Baujahr | unbekannt (zwischen 16. und 19. Jahrhundert) | |
Grundfläche | 3,40 × 2,35 m² | |
Koordinaten | 50° 0′ 53,3″ N, 8° 41′ 51,8″ O | |
Besonderheiten | ||
Aufgrund des hohen Seltenheitswertes besondere wissenschaftliche und religionsgeschichtliche Bedeutung |
Die Mikwe in Sprendlingen, heute ein Stadtteil von Dreieich im hessischen Landkreis Offenbach, wurde 1979 entdeckt. Die Mikwe an der Schulstraße 49 ist eines der wenigen noch vorhandenen Ritualbäder und ein geschütztes Kulturdenkmal.
Lage und Datierung
Die ehemalige Mikwe liegt im früheren Kern des kleinen Ortes in der Schulstraße 49 bei der Hellgasse 15. Im Hinterhof eines landwirtschaftlichen Anwesens befindet sich der Raum heute in der dortigen Scheune. Über den Entstehungszeitraum und das Alter liegen keine Angaben vor. Anzusetzen ist sie nach den ersten Nachweisen einer jüdischen Gemeinde in Sprendlingen im 16. Jahrhundert und vor der Errichtung der Synagoge im Jahr 1830/31, da diese über ein eigenes Bad verfügte.[1] Angelegt wurde die Mikwe wohl im 18. Jahrhundert[2] und vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. Der Zugang bestand wahrscheinlich noch um 1900, wurde aber mit der Errichtung des darüber liegenden Gebäudes endgültig verfüllt und 1979 vom Heimatverein Freunde Sprendlingens wieder gefunden.[3]
Beschreibung
An der Nordseite des aus dem Erdreich herausragenden Backsteingewölbes, das heute größtenteils abrissen ist, liegt eine Steintreppe als Zugang und führt ins Innere hinab. Die Treppe führt in ein Gewölbe, das eine Ausdehnung von 3,40 Meter mal 2,35 Meter hat und eine Deckenhöhe von 1,68 Meter aufweist. Die Mauern bestehen aus Bruchstein. Vom Gewölbe führen sieben Stufen in das Badebecken, das eine Größe von 1,30 Meter mal 1,10 Meter hat. Es besteht aus einer plattenbedeckten Ebene, wo sich das Grundwasser sammelte, das etwa 1,40 Meter hoch stand. Oberhalb dieser unteren Ebene befindet sich eine zweite Ebene, die mit Ziegelsteinen ausgelegt war und als Ablagefläche diente. Ein Schacht über dem Becken diente als Rauchabzug für ein Feuer, das zu Heizzwecken angemacht werden konnte.[1][3][4]
1995 wurde das Becken restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[5] Die Mikwe liegt auf einem Privatgrundstück und ist nur nach vorheriger Anmeldung zugänglich.
Literatur
- Dagmar Söder: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1987, ISBN 3-528-06237-1.
- Thea Altaras: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Zweite aktualisierte und erweiterte Auflage, aus dem Nachlass herausgegeben, Die Blauen Bücher, Königstein im Taunus 2007, ISBN 978-3-7845-7794-4.
Weblinks
- Jüdische Gemeinde Sprendlingen (Stadt Dreieich, Kreis Offenbach) bei Alemannia Judaica, abgerufen am 13. März 2022
- Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum bei xn--jdische-gemeinden-22b.de, abgerufen am 13. März 2022
- Arno Buschbaum: Jüdisches Leben in Sprendlingen bei freunde-sprendlingens.de (PDF), abgerufen am 13. März 2022
- Freunde Sprendlingens: Mikwe bei freunde-sprendlingens.de (PDF), abgerufen am 13. März 2022
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Mikwe, Sprendlingen In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Einzelnachweise
- ↑ a b Söder, S. 135
- ↑ Alteras, S. 38
- ↑ a b Jüdische Gemeinde Sprendlingen (Stadt Dreieich, Kreis Offenbach) bei Alemannia Judaica
- ↑ Buschbaum
- ↑ Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum bei xn--jdische-gemeinden-22b.de