Miroslav Filipović

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Miroslav Filipović

Miroslav Filipović (Ordensname von Juni 1932 bis Juli 1942: Tomislav; Pseudonym ab Juni 1942: Miroslav Majstorović; * 5. Juni 1915 in Jajce, Österreich-Ungarn; † 1946 in Zagreb, Jugoslawien[1][2]) war ein römisch-katholischer Priester des Franziskanerordens, späterer Kriegsverbrecher und Kollaborateur mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte er sich im „Unabhängigen Staat Kroatien“ als Militärgeistlicher[3] der Ustascha an Massakern an Serben, Juden und Roma. Nach seinem Ordensausschluss war er vorübergehend Kommandant des KZ Jasenovac und des KZ Stara Gradiška. Nach dem Kriegsende wurde Filipović wegen Kriegsverbrechen angeklagt und zum Tode durch Hängen verurteilt.

Leben

Filipović wurde am 5. Juni 1915 als Sohn von Ante und Marica Filipović (geborene Radulović) in Jajce geboren. Er schloss das Franziskaner-Gymnasium in Visoko ab und begann im Juni 1932 in Livno sein Noviziat in der Bosnischen Provinz des Franziskanerordens. Bei seiner Einkleidung nahm er den Ordensnamen Tomislav an. 1933 legte er das Ordensgelübde ab und begann sein Philosophie- und Theologiestudium in Sarajevo. 1939 wurde er zum Priester geweiht und beendete sein Studium in Kraljeva Sutjeska. Mitte 1940 ging er als Priester in das Franziskaner-Kloster von Petrićevac, einem Stadtteil von Banja Luka.[4]

Nach dem Balkanfeldzug der deutschen Wehrmacht und der Errichtung des „Unabhängigen Staates Kroatien“, eines Vasallenstaats des nationalsozialistischen Deutschlands, im Jahr 1941 trat Filipović im Januar 1942 der Ustascha bei. Er betätigte sich bis Juni 1942 in Banja Luka als Militärgeistlicher des 2. Poglavnik-Leibwache-Bataillons (Poglavnikova tjelesna bojna – PTB)[4], einer Ustascha-Elitetruppe.[2] Nachdem diese Einheit drei serbische Ortschaften überfallen und dabei ca. 2.730 Serben ermordet hatte, allein über 2.300 Serben (darunter Frauen und Kinder) beim Massaker von Banja Luka, wurde Filipović am 28. April 1942, nach einer vorläufigen Suspendierung, aus dem Franziskanerorden ausgeschlossen.[3][5][6][7][8][9] Aufgrund des Massakers wurde er von einem deutschen Kriegsgericht wegen „übertriebener Verbrechen, die den Aufstand auslösten“ angeklagt. Der Ustascha-Kontrolldienst ordnete am 1. März 1942 die Verhaftung Filipovićs an. Er wurde als vorrangiger Anstifter der Massaker beschuldigt und verbrachte 105 Tage im Gefängnis.[10] Vjekoslav Luburić erreichte seine Freilassung und ernannte ihn im Juni 1942 unter dem Pseudonym Miroslav Majstorović[4] zum Kommandanten des KZ Jasenovac,[8][2] wo er bis Oktober 1942 blieb.[11][12] Als Kommandant war er, auch nach eigener Aussage, für den Tod von bis zu 40.000 Menschen verantwortlich.[13][14][15] Er gestand, über 100 Personen persönlich umgebracht zu haben.[9] Am 22. Oktober 1942 übernahm er die Kontrolle über das KZ Stara Gradiška.[16] In beiden Lagern ermordete er nach Aussagen von Überlebenden Gefangene – Männer, Frauen wie auch Kinder – auf sadistische und brutale Weise durch Hämmer, Messer oder Schusswaffen. Nach dem Krieg wurde Filipović von den Behörden des kommunistischen Jugoslawien in Zagreb angeklagt „in Bosnien an verschiedenen sogenannten Säuberungen teilgenommen“ zu haben.[17] Am 29. Juni 1945[4] wurde er zum Tode durch Hängen verurteilt.[6][18]

Literatur

  • Zdravko Dizdar: FILIPOVIĆ, Miroslav. In: Darko Stuparić (Hrsg.): Tko je tko u NDH : Hrvatska 1941.–1945 [Wer ist wer im NDH : Kroatien 1941–1945]. Minerva, Zagreb 1997, S. 114 f. (kroatisch).
  • Tomislav Dulić: Utopias of nation : Local mass killing in Bosnia and Herzegovina, 1941–42 (= Acta Universitatis Upsaliensis, 218). Uppsala 2005, The Perpetrators at Jasenovac, S. 268 ff. (ausführlich zu seiner Rolle als KZ-Kommandant).
  • Sabrina P. Ramet: Personalities in the History of the NDH. In: Totalitarian Movements and Political Religions. Band 7, Nr. 4, 2006, S. 494.

Weblinks

Commons: Miroslav Filipović – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Samuel Totten, Paul Robert Bartrop, Steven L. Jacobs: Dictionary of Genocide: A–L. Greenwood Press, 2008, S. 231.
  2. a b c Vladimir Dedijer: Jasenovac : Das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Ahriman, 1988, S. 166.
  3. a b Sabrina P. Ramet: Personalities in the History of the NDH. In: Totalitarian Movements and Political Religions. Band 7, Nr. 4, 2006, S. 494.
  4. a b c d Zdravko Dizdar: FILIPOVIĆ, Miroslav. In: Darko Stuparić (Hrsg.): Tko je tko u NDH : Hrvatska 1941.–1945 [Wer ist wer im NDH : Kroatien 1941–1945]. Minerva, Zagreb 1997, S. 114 f.
  5. Lazar Lukajić: Fratri i ustaše kolju. Belgrad 2005, S. 341–402 (Liste der ermordeten Serben).
  6. a b Randall Meadow, Giuseppe Grillo: The 15th City. 2011, S. 127 f.
  7. Vladimir Dedijer: Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Ahriman, 1988, S. 136.
  8. a b Zeev Milo: Im Satellitenstaat Kroatien: eine Odyssee des Überlebens 1941–1945. Hartung-Gorre, Konstanz 2002, S. 71.
  9. a b Sabrina P. Ramet: The three Yugoslavias: state-building and legitimation, 1918–2005. Indiana University Press, Bloomington 2006, S. 122 ff.
  10. Tomislav Dulić: Utopias of nation : Local mass killing in Bosnia and Herzegovina, 1941–42 (= Acta Universitatis Upsaliensis, 218). Uppsala 2005, The Perpetrators at Jasenovac, S. 269 f. (ausführlich zu seiner Rolle als KZ-Kommandant).
  11. Eugen Drewermann: Jesus von Nazareth: Befreiung zum Frieden. Walter, 1996, S. 694.
  12. Verein Romano Centro: Roma: das unbekannte Volk : Schicksal und Kultur. Böhlau, 1994, S. 101.
  13. Juan A. Herrero: Medjugorje - Ecclesiastical Conflict, Theological Controversy, Ethnic Division. In: Joanne Marie Greer, David O. Moberg (Hrsg.): Research in the social scientific study of religion. 1999, S. 142.
  14. Michael Phayer: The Catholic Church and the Holocaust, 1930–1965. Indiana University Press, Bloomington 2000, S. 38.
  15. Edmond Pâris: Genocide in satellite Croatia, 1941–1945: a record of racial and religious persecutions and massacres. American Institute for Balkan Affairs, 1961, S. 137.
  16. Jure Krišto: Katolička crkva i Nezavisna Država Hrvatska 1941–1945. 1998, S. 223.
  17. Milan Bulajić: Ustaški zločini genocida i suđenje Andriji Artukoviću 1986. godine. Band 1. Izdavačka radna organizacija „Rad“, Beograd 1988, S. 663.
  18. Ladislaus Hory, Martin Broszat: Der kroatische Ustascha-Staat, 1941–1945. Deutsche Verlags-Anstalt, 1964, S. 173.