Misha Verollet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Misha Verollet auf dem Immergut Festival 2013

Misha Verollet (* 1981 in Gibraltar als Mischaël-Sarim Vérollet, bekannt auch als Miles Matrix und Misha Anouk) ist ein britischer Synthwave-Musiker[1], Schriftsteller und Werber mit Wurzeln im Poetry Slam.

Leben

Misha Verollet wurde 1981 in Gibraltar geboren. Als er drei Jahre alt war, zog seine Familie nach Bielefeld, wo er aufwuchs und bis Mitte 2010 lebte. Im Oktober 2004 gewann er zum ersten Mal einen Poetry Slam. Er war einer der bekanntesten Slam-Poeten Deutschlands und zählte mit den Autorenkollegen seiner Lesebühne LMBN (Sulaiman Masomi, Andy Strauß und Sebastian 23) zur neueren Generation der Storyteller. Sein erstes Buch, die Kurzgeschichtensammlung Phantomherz, erschien 2005. 2009 veröffentlichte der Carlsen Verlag seinen Kurzgeschichtenband Das Leben ist keine Waldorfschule. 2010 erschien die Novelle All des Königs Pferde, die von Hochschulstudenten als Abschlussarbeit verfilmt wurde.[2] 2011 reiste er im Auftrag des Goethe-Institutes durch Simbabwe und Südafrika und trat im Rahmen eines Literaturfestivals in Kapstadt auf.[3] Im Frühjahr 2013 veröffentlichte Carlsen seinen Kurzgeschichtenband „Irgendwas mit Menschen“. Bis 2016 bloggte er auf seiner Website indub.io regelmäßig über „Bewusstseinskontrolle, Verschwörungstheorien, politische und gesellschaftliche Entwicklungen, Social-Media-Phänomene sowie über Medienkritik“.[4] Im Herbst 2014 erschien im Rowohlt Verlag sein erzählerisches Sachbuch Goodbye, Jehova! Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ unter dem Namen Misha Anouk. 2018 klagten die Zeugen Jehovas gegen das Buch[5]. 2018 erschien sein Buch Mann schmeißt Hund auf Bär[6].

Seit 2019 produziert Verollet unter dem Künstlernamen Miles Matrix Synthwave-Musik[7]. Sein erstes Album Buena Vista erschien im selben Jahr und wurde unter anderem in den Magazinen Orkus und Rock Hard besprochen[8][9], wo er mit Musikern wie Perturbator und Carpenter Brut verglichen wird.

Misha Verollet ist Gründungsmitglied der monatlich in Dortmund stattfindenden Lesebühne LMBN, der auch Sebastian 23, Andy Strauß und Sulaiman Masomi angehören, sowie der Berliner Lesebühne Spree vom Weizen[10], der auch Felix Lobrecht angehörte[11].

Privates

Misha Verollet wurde in eine streng gläubige Familie von Zeugen Jehovas hineingeboren. Im Rahmen seiner Buchvorstellung in der NDR Talkshow berichtete er, dass er mit 20 Jahren den Ausstieg schaffte und seitdem agnostisch ist. In seinem Buch Goodbye, Jehova! schreibt er über diese Zeit. Obwohl Misha Verollet in Deutschland aufgewachsen ist, besitzt er ausschließlich die britische Staatsbürgerschaft.[12] Seine innere Zerrissenheit bezüglich seiner Heimat ist Thema einiger Texte in seinen Büchern Das Leben ist keine Waldorfschule und Warum ich Angst vor Frauen habe.

Misha Verollet ist seit Bielefelder Tagen Fan von Arminia Bielefeld.[13] Er ist mit dem Rapper Casper befreundet und begleitete ihn während vieler Festivals 2011 auf Tour[14]. Im Gegenzug stellte Casper seinen Song Alaska für den Trailer zur Verfilmung von Misha Verollet Novelle All des Königs Pferde zur Verfügung.

Misha Verollet wohnt zusammen mit der Schriftstellerin Marlies Hübner in Wien.[15] Bei beiden ist im Erwachsenenalter Autismus diagnostiziert worden und sie halten Vorträge zu diesem Thema, wobei der Fokus in Kritik an der Applied Behavior Analysis liegt.[16][17]

Misha Verollet arbeitet hauptberuflich in einer Werbeagentur in Wien[18].

Kritik

Das Leben ist keine Waldorfschule

Während Lydia Herms (MDR Sputnik) beispielsweise urteilt, das Buch sei „unbedingt zu empfehlen! (…) Mischa-Sarim Vérollet ist ein Meister, ja, ein Meister eines unaufgesetzten, von Grund auf lustigen Schreibstils.“[19], Jugendbuchtipps.de 4,5 von 5 Sternen vergibt,[20] kritisiert der Münchner Merkur: „Verollets Buch zeigt, wie die Texte ohne seine Performance zusammenschnurren zu belanglosen kleinen Schwänken.“[21] und Literaturkritik.tv bemängelt: „Das Buch, obwohl anders angelegt, plätschert. (…) Poetry Slammer, die ihr Gelesenes in gedruckter Form herausbringen, gehen immer ein gewisses Risiko ein. Nicht jeder vor sich hingesprochene Text, löst sich leise gelesen ebenso schön auf.“[22]

Warum ich Angst vor Frauen habe

Der Nachfolgeroman zum Kurzgeschichtenband Das Leben ist keine Waldorfschule wurde von der Kritik durchgehend wohlwollend aufgenommen. Der Tagesspiegel beispielsweise befand, dass es schwer falle, den Roman nicht ziemlich großartig zu finden: „Meistens ist das komisch, manchmal unfassbar komisch.“[23]. DASDING meinte: „Scheinbar banale Dinge wie eine ungewollte Erektion im Mathe-Unterricht bringt Mischa dabei auf das Katastrophenniveau eines Reaktorunfalls. (…) Ein tolles Buch.“[24]. Und auch der Gießener Anzeiger lobte die „glasklaren, mit schwarzem Humor gespickten Wortbilder, mit denen der Autor und Poetry Slammer direkt auf die Lachmuskeln zielt.“[25]

Goodbye, Jehova! Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ

Das Hamburger Abendblatt nannte Misha Verollets Veröffentlichung "ein bemerkenswertes Buch"[26]. Nina Apin schreibt in der taz, dass die "Zweigleisigkeit" des Buches von "überdrehten Alltagsbeschreibungen" und "nüchternen Erklärpassagen" erstaunlich gut funktioniere: "Je tiefer man in die Alltagswelt des immer stärker zweifelnden Anouk eintaucht, desto weiter dringt man vor ins Geflecht von Jehovas Zeugen."[27] Die evangelische Kirche im Rheinland empfiehlt das Buch als "enorm hilfreich, wenn man das Verhalten der einzelnen Zeugen verstehen möchte oder sich einfach einmal grundlegend informieren möchte"[28].

Auszeichnungen

Preise

Poetry-Slam-Erfolge

  • Teamfinalist National Slam 2011
  • Halbfinalist National Slam 2007, 2008
  • Vize-Champion NRW-Slam 2008
  • Teilnehmer der zweiten und dritten WDR-Poetry-Slam-Staffel
  • Slam-Champion der Stadt Bielefeld 2008, 2009

Veröffentlichungen

Bücher

  • Mann schmeißt Hund auf Bär. Unglaubliche, aber wahre Geschichten. Rowohlt Verlag, Reinbek 2018, ISBN 978-3-499-63302-7.
  • Goodbye, Jehova! Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ. Sachbuch, Rowohlt Verlag, Reinbek 2014, ISBN 978-3-499-62891-7.
  • Irgendwas mit Menschen. Kurzgeschichten, Carlsen Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-551684-85-1.
  • Westfalen. Als Leo Frida suchte und Pumpernickel fand – ein Heimatbuch. Regionalroman, 256 S., Conbook Verlag, Meerbusch 2011, ISBN 978-3-934918-93-1.
  • All des Königs Pferde. Roman, 80 S., Lektora, Paderborn 2011, ISBN 978-3-938-47070-1.
  • Warum ich Angst vor Frauen habe. Roman, 224 S., Carlsen Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3551682406.
  • Poetry Slam – das Buch. Die 40 besten Bühnen-Texte. Anthologie, Carlsen Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3551682376.
  • Das Leben ist keine Waldorfschule. Kurzgeschichten, Carlsen Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-551-68214-7.
  • Lass uns doch Feinde sein. Roman, House of the Poets, Paderborn / Paris 2007, ISBN 3-936706-14-X.
  • Phantomherz. Lektora, Paderborn 2005, ISBN 3-938470-02-X.
  • Texttourismus. Anthologie, u. a. mit Selim Özdogan, Tom Liwa, Markus Kavka, Sibylle Berg. Books on Demand 2005, ISBN 3-833-44040-6.

Weblinks

Commons: Mischa-Sarim Verollet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. MILES MATRIX: … aufgewachsen mit einem Gefühl der ständigen Bedrohung und Weltuntergangsangst. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  2. Markus Freise: Trailer zu All des Königs Pferde - der Film. In: Markus Freise - Blog. 7, 2011.
  3. Mischa-Sarim Vérollet: Ich fliege gen Süden. In: Mischa in Afrika. 16. September 2011 (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  4. Facebook-Seite von indub.io. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  5. Schnellmerker? Zeugen Jehovas klagen gegen ein Buch, das seit drei Jahren auf dem Markt ist. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  6. Mann schmeißt Hund auf Bär. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  7. Posting der Facebook-Seite von Misha Verollet. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  8. MILES MATRIX: … aufgewachsen mit einem Gefühl der ständigen Bedrohung und Weltuntergangsangst. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  9. Posting bei Twitter. Abgerufen am 18. Oktober 2019 (englisch).
  10. MAI 2011-NEWS. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  11. Best of Spree vom Weizen. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  12. Dirk Schneider: Der Vorleser als Rockstar In: Deutschlandradio. 5, 2009.
  13. Mike Litt, 1 Live: 1LIVE - Klubbing: Das Leben ist keine Waldorfschule von Mischa-Sarim Verollet (24.04.09) (Memento vom 5. Mai 2009 im Internet Archive) Klubbing. In: EinsLive Klubbing. 4, 2009.
  14. Mischa-Sarim Vérollet: Von Bielefeld zur Skyline. In: Neue Westfälische Tageszeitung. 12, 2011.
  15. Claudia Haessy: Ein paar Fragen an Marlies Hübner Beitrag vom 26. Juli 2016 auf Frau Haessy schreibt (Website der Autorin), abgerufen am 9. Januar 2017.
  16. Marlies Hübner: Ohne Wenn und Aber. Umstrittener Autismustherapie. In Die Tageszeitung, 2. Dezember 2016, abgerufen am 9. Januar 2017.
  17. Null Acht Vierzehn — Wie normal ist Autismus? (Memento des Originals vom 9. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frei-denken.ch Ankündigung eines Vortrags auf frei denken (Memento des Originals vom 9. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frei-denken.ch (Website der Freidenker-Vereinigung der Schweiz), abgerufen am 9. Januar 2017.
  18. Misha Verollet ist neuer Head of Digital Strategy bei Virtue. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  19. Lydia Herms: Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.sputnik.de Lydias Lesestoff vom 10. März 2009. In: MDR Sputnik. 3, 2009.
  20. Ulf Cronenberg: Buchbesprechung Das Leben ist keine Waldorfschule. In: Jugendbuchtipps.de. 3, 2009.
  21. Marie Schmidt: Poesie als sportliches Spiel. In: Münchner Merkur. 3, 2009.
  22. Bettina Koller: Mischa-Sarim Verollet - Das Leben ist keine Waldorfschule (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  23. Sebastian Leber: Wuschelrock vom 14.10.2010. In: Tagesspiegel. 10, 2010.
  24. Kotaro Dürr: Buchtipp: Mischa-Sarim Vérollet vom 16.12.2010. In: DASDING. 12, 2010.
  25. jx: Von ZKs und ADHS-freier Kindheit. In: Gießener Anzeiger. 25. Oktober 2010. (Memento vom 29. Oktober 2010 im Internet Archive)
  26. Ich war ein Zeuge Jehovas. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  27. Von Sittichen und Dämonen. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  28. Literaturempfehlung. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
  29. nrw-kultur.de: Werkproben 2013/14 (Memento vom 25. September 2015 im Internet Archive)
  30. Kuriosester Buchtitel 2009 (für „Das Leben ist keine Waldorfschule“) (Memento vom 25. November 2009 im Internet Archive)