Mogelpackung

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Vermeintliche Mogelpackung bei Mokka-Bohnen: Die Papp-Verpackung ist sehr groß dimensioniert
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Beispiel für eine Mogelpackung: bauchige Verpackung und schmale Likörflasche

Mogelpackung nennt man umgangssprachlich eine Verpackung für ein Konsumprodukt, die über die wirkliche Menge oder Beschaffenheit des Inhalts hinwegtäuscht. Im übertragenen Sinn wird der Begriff für ein Angebot verwendet, hinter dem sich weniger oder anderes verbirgt, als es den Anschein hat.

Rechtsgrundlagen

In § 43 Mess- und Eichgesetz sind die Anforderungen an Fertigpackungen geregelt. Fertigpackungen müssen so gestaltet und befüllt sein, dass sie „keine größere Füllmenge vortäuschen, als in ihnen enthalten ist“. Falls doch eine größere Füllmenge vorgetäuscht wird, kann man von einer Mogelpackung sprechen. Die Fertigpackungsverordnung enthält Einzelheiten zur Bemessung des Inhalts.

Aus Gründen des Verbraucherschutzes ist eine Verpackung nicht zulässig, wenn die Füllmenge einer undurchsichtigen Fertigverpackung von dem Fassungsvermögen des Behälters um mehr als 30 % abweicht – mit anderen Worten: Wenn die Verpackung zu rund einem Drittel Luft enthält. Davon ausgenommen sind Fälle, wo die Abweichung produktbedingt oder technisch unumgänglich ist.[1]

Häufiger und für den Verbraucher oft schwerwiegender als die eigentlichen Mogelpackungen sind inzwischen Mogelkennzeichnungen, die die wahre Beschaffenheit eines Produktes verschleiern.

Fälle von Mogelpackungen

Im Mai 2011 untersuchten die Verbraucherzentrale Hamburg zusammen mit der Eichdirektion Nord in Hamburg 30 Produkte. Bei 23 Produkten befand sich in der Verpackung mehr als 30 % Luft.[1] Die größten Mogelpackungen waren Nimm 2 Lolly (90 % Luft), Fisherman’s Friend (88 %), Reiskugeln „Curry“ von Maggi (75 %), Thunfischsteaks von Edeka (65 %), Eduscho Gala Nr. 1 Kaffeepads (63 %), Salbei-Bonbons mit Vitamin C von Dallmann & Co. (63 %), Milky Way Minis (61 %), M&M’s (61 %) und Penne mit Broccoli von Knorr (60 %).[2] Von der Eichdirektion wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.[2]

Seit 2013 verleiht der Verein den Negativpreis „Mogelpackung des Monats“. Dabei werden in erster Linie versteckte Preiserhöhungen aufgedeckt, die mit der Verkleinerung der Packungsmenge einhergehen. Am Jahresanfang können Verbraucher zudem die „Mogelpackung des Jahres“ wählen. 2014 entfielen auf die Windeln Pampers Baby-Dry von Procter & Gamble 29,3 % der Verbraucherstimmen. Fünfmal in acht Jahren wurde die Anzahl der Windeln pro Packung reduziert, von ursprünglich 47 Stück auf zuletzt 31 Stück (Stand: 2014). 2015 wurde das Produkt bebe Zartcreme von Johnson & Johnson mit einem Ergebnis von 32,6 % zum Sieger gewählt. Dabei wurde im Jahr 2015 die Füllmenge bei drei verschiedenen Packungsgrößen verringert. Die Dosengröße blieb in zwei Fällen jedoch gleich. Darüber hinaus wurde der Konservierungsstoff Phenoxyethanol hinzugefügt. 2016 stimmten 38,3 % für das Mineralwasser Evian von Danone Waters. Die Füllmenge der Flasche wurde im April 2016 von 1,5 auf 1,25 Liter reduziert, gleichzeitig wurde der Preis für das Mineralwasser angehoben. 2017 votierten 36,5 % dafür, dass das Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker den Negativpreis erhält. Dr. Oetker hatte nach Angaben der Verbraucherschützer die Füllmenge von 600 auf 500 Gramm gesenkt, der Preis blieb jedoch gleich. 2018 stimmten 58,7 % für die Chipsletten von Lorenz Snack-World. Der Inhalt der Dose schrumpfte von 170 auf 100 Gramm bei gleichem Preis. 2019 verliehen 36,6 % den Negativpreis an Mirácoli von Mars. In der Packung ist kein Käse mehr, weniger Tomatensoße und Würzmischung, der Preis ist allerdings gleich geblieben. 2020 stimmten 54,5 % für das Frucht Müsli von Seitenbacher. Die Füllmenge sank von 1000 auf 750 Gramm, der Preis wurde gleichzeitig erhöht.[3] 2021 entschieden sich 50,6 % für die Paprika Sauce von Homann Feinkost. Die Füllmenge wurde von 500 auf 400 Milliliter gesenkt, gleichzeitig stieg der Preis.[4]

Österreich

In Österreich gibt es keine vergleichbare Verordnung.[5] – Herstellern steht es grundsätzlich frei zu entscheiden, in welchen Mengen sie ihre Ware anbieten. Für zahlreiche Konsumenten stellt das Missverhältnis zwischen großer Verpackung und geringem Inhalt ein Ärgernis dar.[6] Viele wenden sich in dieser Sache an den Verein für Konsumenteninformation (VKI). Der VKI veröffentlicht in der Rubrik „Lebensmittelcheck“ regelmäßig Beispiele für Mogelpackungen.[7] Auch die Arbeiterkammer Vorarlberg thematisiert – mit Hilfe der Konsumenten – Mogelpackungen und veröffentlicht Informationen zu diesem Thema.[8]

Vereinigte Staaten

In den USA sind Mogelpackungen (dort bezeichnet als slack fill, d. h. in etwa „lose Füllung“) Gegenstand zahlreicher und (Stand 2019) zunehmender Sammelklagen gegen Nahrungsmittelhersteller, oft durch darauf spezialisierte Anwälte.[9] Teilweise wird dies auch durch District Attorneys (lokale Staatsanwälte) verfolgt, so zahlten etwa 2019 die zu Lindt & Sprüngli gehörenden Schokoladenhersteller Ghirardelli und Russell Stover 750.000 US-Dollar Strafe für „überwiegend leere“ Verpackungen.[10]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Mogelpackung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mogelpackung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Verbraucherzentrale Hamburg: Viel Luft in Tüten – Röntgenblick in Lebensmittelpackungen, 5. Mai 2011.
  2. a b Verbraucherzentrale Hamburg: Die größten Luftpackungen der Untersuchung@1@2Vorlage:Toter Link/www.vzhh.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Mai 2011.
  3. Verbraucherzentrale Hamburg: Frucht Müsli von Seitenbacher ist »Mogelpackung des Jahres 2020«, abgerufen am 25. Januar 2021.
  4. Verbraucherzentrale Hamburg: Paprika Sauce von Homann ist »Mogelpackung des Jahres 2021«, abgerufen am 25. Januar 2022.
  5. Immer mehr versteckte Preiserhöhungen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: help.orf.at. 30. März 2013, archiviert vom Original am 2. März 2015; abgerufen am 30. März 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/help.orf.at
  6. Verpackungsärger mit Mogelpackungen. Stand: Februar 2013, abgerufen am 13. April 2017.
  7. Lebensmittelcheck – Mogelpackungen. Stand: April 2017, abgerufen am 13. April 2017.
  8. Arbeiterkammer Vorarlberg – Mogelpackungen (Memento des Originals vom 17. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vbg.arbeiterkammer.at. Stand: April 2017, abgerufen am 13. April 2017.
  9. Kaitlyn Tiffany: Half-empty boxes of Milk Duds, underfilled Halo Top: people keep suing over "slack fill" in food. Vox, 31. Juli 2019, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
  10. Jared Gilmour: Ghirardelli, Russell Stover to pay $750,000 over air-filled chocolate packages. In: The Sacramento Bee. 29. Januar 2019, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).