Mohammed El-Kurd

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Mohammed El-Kurd (arabisch محمد الكرد, DMG

Muḥammad al-Kurd

; geboren 15. Mai 1998 in Sheikh Jarrah, Jerusalem) ist ein palästinensischer Schriftsteller, Journalist und Aktivist. 2021 wählte die Zeitschrift Time ihn in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres.

Beruflicher Werdegang

Mohammed el-Kurd studierte in New York Literatur im Masterstudiengang und verfasste Gedichte und Essays für internationale Zeitungen.[1] Wegen des Gerichtsprozesses um das Haus seiner Familie kehrte er 2021 nach Jerusalem zurück.

Rolle als politischer Aktivist

2009 zogen israelische Siedler in einen Teil des Hauses, in dem die Familie wohnt.[1] Dies war der Anlass für den Dokumentarfilm My Neighbourhood von Julia Bacha and Rebekah Wingert-Jabi über Mohammed el-Kurd.[2] Mohammeds Vater hatte das Haus ohne Genehmigung der israelischen Behörden gebaut, das Gebäude stand auf Abriss. Die Siedler aber durften 2009 dort einziehen.[1] 2021 wandten sie sich nochmals an das Gericht und beanspruchten auch den Teil des Hauses, der den El-Kurds verblieben war.[1]

Gemäß einem Urteil eines israelischen Bezirksgerichts von Anfang 2021 gehört das Grundstück, auf dem Mohammed El-Kurd mit seiner Zwillingsschwester Muna El-Kurd und anderen Familienmitgliedern in Sheikh Jarrah in Ostjerusalem lebt, der israelischen Siedlerorganisation Nahalat Shimon.[3][4] Auch drei Nachbarfamilien sind betroffen.[4] Über soziale Medien brachten die Geschwister ihren Fall an die Öffentlichkeit.[3] Mohammed El-Kurd wurde zu einer der Galionsfiguren der palästinensischen Protestbewegung.[1] Hunderttausende folgen ihm in den sozialen Medien.[1] Die britische Tageszeitung The Times bezeichnete den Aktivisten als „Social Media Star“ und „weltberühmt“.[5]

Die Betroffenen legten gegen das Urteil des Bezirksgerichts Einspruch beim Obersten Gericht Israels ein.[3] Mehrmals wurde die Anhörung dazu vertagt, was mit der angespannten politischen Situation in Zusammenhang gebracht wird: Die möglicherweise nach einer Entscheidung anstehenden Räumungen hatten bereits im Vorfeld wochenlange Proteste zur Folge gehabt und werden als einer der Auslöser für den 11-tägigen Konflikt zwischen Hamas und Israel in Gaza im Mai 2021 gesehen.[4] Wiederholt hatte das US-Außenministerium sich angesichts der Pläne besorgt gezeigt.[4]

Die Richter schlugen einen Kompromiss vor: Die palästinensischen Familien sollten gegen eine niedrige Miete die Garantie erhalten, mindestens 15 Jahre in den Gebäuden wohnen bleiben zu können.[6] Im Gegenzug sollten sie den Eigentumsanspruch der israelischen Siedler anerkennen. Der Vorschlag wurde von den betroffenen Familien mit der Begründung abgelehnt, es handle sich um „den Kolonialismus von Siedlern“.[1][6] Eine Entscheidung des Gerichts steht derzeit (Dezember 2021) noch aus.

Am 6. Juni 2021 wurde Muna El-Kurd von den israelischen Sicherheitsbehörden vorübergehend festgenommen, befragt und später wieder freigelassen.[5] Ihr wurde vorgeworfen, an Aufständen teilgenommen zu haben.[3] Als ihr Bruder von der Festnahme erfuhr, begab er sich zu den Behörden. Auch er wurde verhört und wie seine Schwester anschließend freigelassen.[3]

Auszeichnungen

Mohammed El-Kurd wurde vom Time Magazine zusammen mit seiner Zwillingsschwester Muna El-Kurd als eine der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2021 ausgewählt bzw. auf die Liste Time 100 gesetzt.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Paul Middelhoff: Mohammed el-Kurd: Der Feind im Haus. In Ostjerusalem verdrängen israelische Siedler palästinensische Bewohner. Der Student Mohammed el-Kurd wurde zur Führungsfigur des Widerstands. DIE ZEIT, 4. August 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021.
  2. Rebekah Wingert-Jabi, Julia Bacha, Source: Just Vision Picture by Emily Smith: My Neighbourhood: a Palestinian boy's view of Israeli settlements - video. In: The Guardian. 17. März 2013, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 27. Dezember 2021]).
  3. a b c d e Israel arrests Palestinian activist Muna el-Kurd in East Jerusalem. In: BBC News. 6. Juni 2021 (bbc.com [abgerufen am 26. Dezember 2021]).
  4. a b c d Deutsche Welle (www.dw.com): Ostjerusalem: Palästinensischen Familien droht Zwangsräumung | DW | 01.08.2021. Abgerufen am 26. Dezember 2021 (deutsch).
  5. a b Charlotte Edwardes: The Gen Z activist twins of Sheikh Jarrah, Jerusalem. The Times, 17. Juli 2021, S. 40, abgerufen am 26. Dezember 2021 (englisch).
  6. a b tagesschau.de: Ost-Jerusalem: Palästinenser-Familien lehnen Kompromiss zu Häusern ab. Abgerufen am 26. Dezember 2021.
  7. The 100 Most Influential People of 2021. Abgerufen am 26. Dezember 2021 (englisch).