Myra Hindley
Myra Hindley (* 23. Juli 1942 in Gorton, England; † 15. November 2002 in Bury St Edmunds, Suffolk, England) war eine britische Serienmörderin.
Leben
Myra Hindley wuchs in einer Arbeiterfamilie in einem Vorort von Manchester auf; später gab sie an, sehr unter ihrem gewalttätigen Vater gelitten zu haben. Mit 15 verließ sie die Schule und arbeitete fortan als Sekretärin in einer kleinen Chemiefabrik. 1960 traf sie dort ihren späteren Komplizen Ian Brady. Der vorbestrafte Brady gab ihr seine Lieblingsbücher zu lesen: Hitlers Mein Kampf und Schriften des Marquis de Sade.
1963 begann das Paar mit seiner Mordserie, der mindestens fünf Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren zum Opfer fielen.
Ihre Opfer
Ihr erstes Opfer war die 16-jährige Pauline Reade. Hindley sprach sie mit der Bitte an, ob das Mädchen ihr helfen könne; sie habe ihren Handschuh verloren. Mit der Aussicht auf Finderlohn lockte sie Reade in das bei Manchester gelegene Saddleworth Moor und überwältigte sie dann gemeinsam mit Brady. In ihrer gemeinsamen Wohnung missbrauchten und ermordeten sie das Mädchen.
Auch die anderen Opfer des Paars, John Kilbride (12), Keith Bennett (12), Lesley Ann Downey (10) und Edward Evans (17), wurden meist von Hindley angesprochen. An der Stelle, an der sie Kilbrides Leiche verscharrt hatten, posierte Hindley für ein Foto mit ihrem Schoßhund; dieses Foto führte die Polizei später zum Fundort im Saddleworth Moor. Im Sommer 2013 wurde von einer Fernsehdokumentation des britischen Senders ITV die Vermutung geäußert, dass es sich bei den Fotos, die Brady und Hindley machten, um Hinweise ähnlich einem Grabkreuz zu den Gräbern der Opfer handle. Die Leiche von Keith Bennett, die bisher trotz wiederholter Suche im Saddleworth Moor nicht gefunden werden konnte, soll sich dem Fernsehsender zufolge demnach an den Ramshaw Rocks oberhalb von Leek und dem Tittesworth Reservoir in Staffordshire und damit über 60 km entfernt vom Saddleworth Moor befinden.[1]
Brady und Hindley versuchten wiederholt, auch andere Menschen für ihre Taten zu begeistern, unter anderem Hindleys 17-jährigen Schwager David Smith, vor dessen Augen Brady 1966 den 17-jährigen Edward Evans folterte und ermordete. Smith floh aus dem Haus und alarmierte die Polizei.
Der Prozess
Hindley und Brady wurden festgenommen und am 6. Mai 1966 nach einem zweiwöchigen Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Als Beweismittel wurde im Gerichtssaal unter anderem ein Tonband abgespielt, auf dem das Paar die Ermordung von Lesley Ann Downey aufgezeichnet hatte. Auf dem Tonband hörte man die Zehnjährige um ihr Leben flehen. Dieser Prozess blieb so über Jahrzehnte im öffentlichen Bewusstsein präsent.
Hindley beteuerte lange ihre Unschuld und legte erst 1987 ein Geständnis ab. In jenem Jahr half sie – wie auch Brady – der Polizei bei einer Durchsuchung des Moors; die Leiche Keith Bennetts wurde aber bis heute nicht gefunden. Einige Jahre hatten sich Hindley und Brady noch Liebesbriefe geschrieben, sich aber schließlich überworfen. Hindley konvertierte zurück zum Katholizismus und begann seit ihrer Läuterung, Menschen für ihre Freilassung zu mobilisieren, insbesondere den exzentrischen Adligen Lord Longford. Ein Berufungsgericht lehnte 1998 eine Begnadigung ab, ebenso das britische Oberhaus 2000. Hindley wollte ihren Fall bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte tragen – durchaus mit Aussicht auf Erfolg. Bevor es dazu kam, starb Hindley 2002 an einer Lungenentzündung.
Rezeption
Das Schwarzweißfoto, das die Polizei nach Hindleys Verhaftung von ihr aufnahm, wurde in England zu einer Ikone des Bösen. 1997 stellte der britische Künstler Marcus Harvey ein Gemälde in der Londoner Royal Academy aus, das Hindleys Antlitz mit Abdrücken von Kinderhänden reproduzierte. Das Bild löste einen Skandal aus und wurde zweimal von Protestierern beschädigt.[2] Harvey restaurierte das Bild, das anschließend hinter Panzerglas und Bewachung wieder ausgestellt wurde.
Myra Hindley wird im Song No one is innocent der Sex Pistols, gesungen von Ronald Biggs, erwähnt. Die britische Anarcho-Punk-Band Crass nahm im Song Mother Earth auf sie Bezug. Auch die britische Gruppe The Smiths beschäftigte sich mit dem Thema der Moormörder in ihrem Song Suffer Little Children, ebenso wie die britischen Industrial-Vorreiter Throbbing Gristle, die ihr und Ian Brady 1975 den Song Very friendly widmeten. Auch die britische Psychobilly-Band Coffin Nails widmete ihr auf dem Album Ein Bier Bitte den Song mit dem Titel Myra Hindley.[3]
Die Taten von Brady/Hindley wurden vom amerikanischen Künstler Edward Gorey als Grundlage für sein Buch The Loathsome Couple, 1977 (dt. Das verabscheuungswürdige Paar, 1979) verwendet.
2006 entstand der Fernsehfilm Longford (deutscher Titel Die Moormörderin von Manchester), in dem Samantha Morton die Rolle von Myra Hindley verkörperte und dafür unter anderem für den Emmy und BAFTA nominiert wurde.
Literatur
Peter & Julia Murakami: Lexikon der Serienmörder. 10. Auflage. Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2012, ISBN 978-3-548-35935-9, S. 45–47.
Weblinks
- Entschieden scheußlich. Der Spiegel 20/1996, 9. Mai 1966, S. 102–106
- Fiona Steel: Murder on the Moors: The Ian Brady and Myra Hindley Story. (Memento vom 8. November 2013 im Internet Archive) Crime Library, von TruTV (englisch)
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Hindley, Myra |
KURZBESCHREIBUNG | britische Serienmörderin, Moormörderin |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1942 |
GEBURTSORT | Manchester, England |
STERBEDATUM | 15. November 2002 |
STERBEORT | Bury St. Edmunds, Suffolk, England |