NMS Bern

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NMS Bern
Schulform Volksschule, Gymnasium, Fachmittelschule, Institut Vorschulstufe und Primarstufe
Gründung 1851
Ort Bern
Kanton Bern
Staat Schweiz
Koordinaten 600483 / 199860Koordinaten: 46° 56′ 59″ N, 7° 26′ 42″ O; CH1903: 600483 / 199860
Schüler etwa 850
Leitung Annette Geissbühler[1]
Website www.nmsbern.ch

BW

Die NMS Bern ist eine Schule in Bern, die aus Volksschule, Gymnasium, Fachmittelschule und dem Institut Vorschule und Primarstufe (IVP NMS)[2] besteht. Insgesamt wird die Schule von etwa 850 Schülern sowie am IVP NMS von 250 Studierenden besucht.

Geschichte

Die NMS Bern wurde als freie evangelische Mädchenschule (Neue Mädchenschule) im Jahre 1851 gegründet. Der Unterricht für 63 Schülerinnen fand in gemieteten Räumen an der Marktgasse 80 statt. Erst 136 Jahre später wurden auch Knaben in der Schule aufgenommen. Zwei Jahre nach der Gründung eröffnete das Lehrerinnenseminar der NMS seine Pforten: Hier wurden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts 40 % der Lehrerinnen des Kanton Berns ausgebildet. Nach dem Bau des Schulgebäudes am Waisenhausplatz, das auch heute noch als Hauptgebäude genutzt wird, richtete die Schule – als erste in der Stadt Bern – 1877 einen Froebel-Kindergarten ein, zwanzig Jahre danach bildete die Schule neben Lehrerinnen auch Kindergärtnerinnen aus. Erst über hundert Jahre nach der Gründung der Schule, ab 1974, begann der Kanton Bern mit regelmässigen Beiträgen von 30 bis 40 % die Schule mitzufinanzieren. Im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte wurden die Diplommittelschule (heute Fachmittelschule), das Gymnasium sowie des Berner Seminar für Erwachsenenbildung (welches sich später von der Schule verselbständigt) an der Schule gegründet, während mit dem umgebauten Aarhof am Ufer der Aare ein neuer Standort für die Volksschule gefunden werden konnte. Seit dem Sommer 2019 führt die NMS Bern auch die Primarschule Guttannen als externen Standort.

2001 eröffnete an der NMS das tertiäre Institut für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, welches der Universität Bern angegliedert war und das Lehrer- und Kindergärtner-Seminar ersetzen würde. Nur vier Jahre später wurde die Lehrerausbildung im Kanton Bern allerdings der Pädagogischen Hochschule Bern überantwortet, sodass das Institut Vorschulstufe und Primarstufe (IVP NMS) heute einerseits eine Abteilung der NMS bildet, gleichzeitig aber der PH Bern angegliedert ist.

Inserat für die Neue Mädchenschule Bern am Waisenplatz
Inserat von 1937
Hauptgebäude der NMS Bern

Aus der Neuen Mädchenschule wurde 1987 – mit der Aufnahme der ersten männlichen Schüler – zur Neue Mittelschule Bern, später nannte sich die Schule Pädagogisches Ausbildungszentrum NMS, heute nun lautet der offizielle Name NMS Bern.

Abteilungen

Volksschule

Die Volksschule richtet sich nach dem Lehrplan des Kantons Bern. Sie besteht aus der Primar- (1.–6. Klassen, inkl. Progymnasium ab 5. Klasse) und der Sekundarstufe 1 (Oberstufe: 7.–10. Klassen). Ab der 7. Klasse werden 3 Niveaus geführt: 4-jährige Sekundarschule, 3-jährige Sekundarschule, Untergymnasium. Unterrichtet wird an der Oberstufe mit dem innovativen Modell „Lernwelt“ (von der OECD ausgezeichnet). Die Primarschule bietet Tagesbetreuung an. Neben dem regulären Unterricht verbringen die Kinder die Mittagszeit mit der Klassenlehrperson. Nach Schulschluss werden Hausaufgaben- und Kinderbetreuung angeboten. An der Primarschule sind Begabungsförderung und erste Schritte im eigenständigen Lernen eingebaut. Der Fremdsprachenunterricht beginnt in der 1. Klasse (Englisch). Französisch folgt ab der 3. Klasse. Die Inhalte werden zuerst spielerisch, danach strukturierter vermittelt. An allen Klassen der Volksschule werden regelmässig Beratungen mit jedem Kind durchgeführt, was zu einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrperson führt. An der Oberstufe ist der Unterricht nach dem Modell „Lernwelt“ organisiert. In Deutsch, Französisch, Mathematik, Englisch und „Natur-Mensch-Gesellschaft NMG“ vermitteln die Lehrpersonen in 20-Min-Einheiten Inputs, anhand derer Lernende im Atelier eigenständig weiterarbeiten. Ausgewertet werden diese Arbeiten in einem folgenden Input. Parallel finden interaktive Einheiten statt, wo aktives Mitmachen und Handeln im Zentrum stehen. Alle anderen Fächer werden in regulären Lektionen unterrichtet. Englisch wird an der Oberstufe in Niveaugruppen geführt. Am Ende der 9. Klasse werden die europäischen Sprachdiplome A2/B1/B2 angestrebt. Französisch kann ebenfalls mit einem Sprachdiplom (A2/B1) abgeschlossen werden. In der 9. Klasse findet ein obligatorischer Sprachaufenthalt in einem selber gewählten Sprachgebiet statt. Am Ende der 4-jährigen Sekundarschule (10. Klasse) kann mit einer Vergleichsprüfung der Sekundarstufenabschluss des Kantons Bern erlangt werden. Die 3-jährige Sekundarschule bereitet sowohl auf die Berufslehre als auch auf weiterführende Schulen vor und das Untergymnasium ist der erste Teil der 6-jährigen gymnasialen Ausbildung.

Fachmittelschule

Die Fachmittelschule der NMS Bern setzt sich zum Ziel, die Lernenden besonders in ihrer Selbständigkeit und Studierfähigkeit zu unterstützen.[3] Zu diesem Zweck arbeitet sie als einzige Fachmittelschule des Kantons Bern ab dem zweiten Schuljahr mit dem Modell Weissenstein PLUS und bezieht Leistungen ausserhalb der regulären Prüfungen und Tests („Unterrichtskompetenzen“ genannt)[4] in die Notengebung mit ein. Ebenfalls ab dem zweiten Fachmittelschuljahr wird in berufsfeldbezogenen Schwerpunkten (Soziale Arbeit und Gesundheit) unterrichtet. Mit dem Doppelabschluss ist nach erfolgreichem Abschluss der Fachmittelschule neben der Fachmaturität Soziale Arbeit oder Gesundheit auch der Erwerb der Fachmaturität Pädagogik möglich. Diese Fachmaturität eröffnet den Weg in die Lehrerbildung, da Fachmaturanden damit prüfungsfrei an die Pädagogische Hochschule (Studiengang Vorschulstufe und Primarstufe) übertreten können, während die anderen Fachmaturitätstypen den Zugang zu Fachhochschulen eröffnen. Neben den Fremdsprachen Französisch und Englisch, die in allen Schwerpunkten verpflichtend sind, können die Schüler und Schülerinnen ab dem zweiten Jahr Kurse zum Erwerb des FCE-Zertifikates (Englisch) und des DELF-Zertifikates (Französisch) besuchen. Zur Unterstützung der Lernenden gibt es neben den regelmässigen Beratungsgesprächen mit den Klassenlehrpersonen auch das Angebot des Lerncoachings durch einen ausgebildeten Lerncoach, psychologische Beratung durch die Schulpsychologin sowie begleitete Hausaufgabenunterstützung (Lernen PLUS). Die Fachmittelschule der NMS gibt jährlich einen Studienführer mit allen wichtigen Informationen heraus, der auch auf der Homepage der NMS Bern publiziert wird.

Modell Weissenstein Plus

Das Unterrichtsmodell Weissenstein Plus ist 2019 aus dem Modell Weissenstein hervorgegangen, das an der FMS der NMS Bern seit dem Jahr 2008 eingesetzt und bei der Einführung durch die PHBern wissenschaftlich unterstützt wurde. Ziel des Modells Weissenstein ist, die Selbstkompetenz der Lernenden zu verbessern und sie auf das tertiäre Lernen an der Hochschule vorzubereiten. Für die Erweiterung zum Modell Weissenstein PLUS wurden neue Elemente hinzugefügt, um die Lernprozesse der Lernenden noch besser zu unterstützen. Aus dem Zusammenspiel der Elemente hat sich unter anderem auch ein attraktiver Rhythmus entwickelt, der den Schulalltag belebt. Alle Lernsituationen fördern die Anwendung von unterschiedlichen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen.

Gymnasium

Das Gymnasium NMS führt in vier Jahren zu einer kantonal und schweizerisch anerkannten Matura und öffnet damit den Zugang zu einem Studium an Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Eidgenössischen Technischen Hochschulen sowie – mit gewissen Auflagen, z. B. Praktika – auch an Fachhochschulen.

Als Schwerpunktfächer werden Bildnerisches Gestalten, Biologie/Chemie, Musik, Philosophie / Pädagogik / Psychologie, Wirtschaft/Recht und als Ergänzungsfächer Anwendungen der Mathematik, Geschichte, Geographie, Psychologie/Pädagogik, Religionslehre und Sport angeboten.

Im Zentrum steht die Schülerin und der Schüler: Individuelle Begleitung, Förderung und Wertschätzung gehören ebenso zum Gymnasium wie entwicklungs- und ausbildungsbezogene Leistungsanforderungen. Schülerinnen und Schüler können sich nur dann ihren Möglichkeiten entsprechend entwickeln und ihr Potential ausschöpfen, wenn sie sich im Schulalltag wohl fühlen und ein positives Selbstbild entwickeln. Der respektvolle Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden ist ein wesentliches Element der Schulkultur.

Wissen und Kompetenzen: Was erwarten Universitäten und Hochschulen von Maturandinnen und Maturanden? Dass sie studierfähig seien. Deswegen legen die Verantwortlichen am Gymnasium grossen Wert auf einen sorgfältigen Aufbau von Fachwissen und auf den Aufbau von überfachlichen Kompetenzen – unter dem Motto „Dem Lernen Raum und Zeit geben“. Dabei orientieren sie sich an den klassischen Kategorien Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz; dahinter stehen diverse Kompetenzfelder wie Zeitplanung, Lernstrategien, Umgang mit Texten, Konfliktbewältigung etc. Diese Kompetenzen werden über die vier Jahre hinweg systematisch aufgebaut, und die Schülerinnen und Schüler dokumentieren sie in einem persönlichen Kompetenzenportfolio. Dieser Kompetenzenaufbau erfolgt sowohl im Fachunterricht mit entsprechenden Unterrichtskonzepten und -Gefässen, als auch in Spezialwochen, Praktika und Projekten des selbständig organisierten Lernens (SOL).

Institut Vorschule und Primarstufe (IVP NMS)

Das Hochschulinstitut Vorschule und Primarstufe NMS (IVP NMS)[5] bietet einen 3-jährigen Bachelor-Studiengang für Lehrpersonen der Vorschulstufe (Kindergarten) und der Primarstufe (1.–6. Schuljahr) an. Das Studium führt zu einem kantonal und schweizweit anerkannten Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe und einem Bachelor der PHBern (Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education). Am Institut werden zudem anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte und ausgewählte Weiterbildungskurse durchgeführt. Der Studiengang legt Wert auf eine umfangreiche Praxisausbildung und setzt inhaltliche Schwerpunkte in den musisch-gestalterisch-sportlichen Fächern. Seit 2013 wird am IVP NMS ein Studienmodell für Quereinsteigende ab 30 Jahren durchgeführt. Das Studienmodell 30+ ermöglicht ab dem 2. Studienjahr eine Kombination von Ausbildung und teilzeitlicher Anstellung an einer Schule. Das IVP NMS wurde 2001 als Abteilung der NMS Bern gegründet und 2005 der der deutschsprachigen Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) angegliedert. Die rund 250 Studierenden des IVP NMS sind an der PHBern immatrikuliert. Die Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern führt die direkte Aufsicht über das IVP NMS. Seit 2001 hat das IVP NMS rund 1'000 Lehrdiplome und Bachelors of Arts verliehen.

Betrieb und Entwicklung

In der Abteilung Betrieb und Entwicklung sind sämtliche Querschnittsfunktionen und -aufgaben der Organisation angegliedert: Finanzen, Informatik, Administration/Sekretariat, Kommunikation, Marketing, HR, Mediothek, Kantine, Hausdienst sowie die Immobilienbewirtschaftung und -entwicklung. Ausserdem werden aus der Abteilung heraus abteilungsübergreifende Entwicklungsprojekte begleitet und durchgeführt.

Finanzierung

Die NMS Bern ist vereinsrechtlich organisiert. Als Schule privater Trägerschaft deckt sie ihre Kosten je nach Abteilung mit 40 % bis 100 % über Schulgelder (ausgenommen das IVP, welches dieselben Gebühren wie die PH Bern erhebt) und freiwillige Zulagen der Eltern, erhält aber auch Zuschüsse des Kantons.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leitung. In: www.nmsbern.ch. Abgerufen am 5. Mai 2021.
  2. Hochschulinstitut IVP. In: www.nmsbern.ch. Abgerufen am 5. Mai 2021.
  3. Wäckerlin, Mirjam: Studienführer Einleitung, 2015, 5.
  4. Wäckerlin, Mirjam: Studienführer Unterrichtskompetenzen, 2015, 18.
  5. Institut Vorschulstufe und Primarstufe. In: www.ivp-nms.ch. Abgerufen am 5. Mai 2021.