Nahverkehrswagen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nahverkehr Anfang des 20. Jahrhunderts: Abteilwagen in Ballungsräumen …
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
… Plattformwagen (hier: Donnerbüchse) in der Fläche
Silberlinge waren lange Zeit die häufigsten Nahverkehrswagen der DB
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Wendezug mit modernen Doppelstockwagen

Als Nahverkehrswagen werden Reisezugwagen der Eisenbahn bezeichnet, die bevorzugt für den Nahverkehr eingesetzt werden.

Im Unterschied zu Schnellzugwagen sind sie für schnellen Fahrgastwechsel ausgelegt, weisen also viele und breite Einstiegtüren auf. Insbesondere im S-Bahn-Verkehr sind die Bahnsteighöhe und Einstieghöhe in der Regel aufeinander abgestimmt, an den Einstiegen gibt es große Auffangräume und keine Türen zwischen Einstieg und Fahrgastbereich. Nahverkehrswagen sind heute stets Großraumwagen mit Mittelgang. Die Inneneinrichtung ist auf größtmögliche Kapazität (auch mit Stehplätzen) ausgelegt (daher sind im Nahverkehr oft Doppelstockwagen zu finden) und robuster als im Fernverkehr gestaltet, um Vandalismus entgegenzuwirken. Toiletten sind nur in geringerer Zahl beziehungsweise gar nicht vorhanden. Die erste Klasse bietet, sofern vorhanden, nur wenige Plätze und unterscheidet sich im Komfort nur wenig von der zweiten; Komfortmerkmal ist im Nahverkehr eher die geringere Besetzung. Da Nahverkehrszüge häufig die Fahrtrichtung wechseln, sind Nahverkehrswagen heute meistens wendezugfähig und teilweise als Steuerwagen ausgeführt.

Deutschland

Bis um 1920 wurden insbesondere in Ballungsräumen Abteilwagen ohne Seitengang für den Nahverkehr beschafft, die hier dank ihrer vielen Einstiegstüren noch geeignet erschienen, während im Fernverkehr bereits Seitengangwagen eingesetzt wurden. Im ländlichen Raum dominierten Großraumwagen mit Endplattformen, deren letzte große Serie die ab 1921 gebauten Donnerbüchsen waren.

Für Eilzüge wurden ab 1930 serienmäßig die Eilzugwagen mit doppelt breiten Einstiegen an beiden Enden beschafft (Bauart E 30), zunächst noch in genieteter Wagenkastenbauart. Mit geschweißten Wagenkästen und weiteren Verbesserungen, wie größere Fenster, kam 1936 eine ähnliche Serie als E 36 in den Betrieb. Mit Wagenschürzen versehen wurde ab 1942 eine weitere Bauart in Dienst gestellt. Die ersten Serien dieser Wagen hatten zunächst nur Scherengitter als Übergang. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Umbau mit Faltenbalg-Übergängen. Sie wurden bis in die 1970er Jahre eingesetzt und waren zuletzt nur noch in Nahverkehrszügen zu finden.

Um dem Wagenmangel im Zweiten Weltkrieg schnell begegnen zu können, entstanden Behelfspersonenwagen, deren Bauart von gedeckten Güterwagen abgeleitet war.

Nach mehreren ein- und doppelstöckigen Prototypen beschaffte die DB ab 1951 die Mitteleinstiegswagen des späteren Typs -yl, die mit ihren zusätzlichen Einstiegsräumen in der Mitte für den Eilzugverkehr ausgelegt waren, auch wenn sie zunächst in Leichtschnellzügen eingesetzt wurden. Mitte der 1950er Jahre wurden sie schließlich in den Eilzugdienst überführt. Erst in den späten 1970er Jahren wanderten diese Wagen in Nahverkehrszüge ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele veraltete Wagen vorhanden, andererseits bestand ein großer Bedarf an Nahverkehrswagen, der mit Neubauten noch nicht zu decken war. Die DB baute daher ab 1953 ältere Bauarten zunächst in drei- und ab 1958 in vierachsige Umbauwagen um, die DR ab 1960 in zwei-, drei- und ab 1965 in vierachsige Reko-Wagen.

Ab 1959 beschaffte die DB die n-Wagen (Silberlinge) mit doppelt breiten Einstiegen, die von keinem Platz mehr als eine Viertel Wagenlänge entfernt sind, und erstmals pneumatischer Türschließung. In den 1960er bis 1980er Jahren war dies die häufigste Wagenbauart in Nahverkehrs- und Eilzügen der DB. 1976 folgten Prototypen von LHB, die als Nachfolger der Silberlinge gedacht waren, jedoch nicht in größerer Serie gebaut wurden.

Für die S-Bahn-Systeme Rhein-Ruhr und Nürnberg wurden ab 1981 (Prototypen 1979) die x-Wagen gebaut, die mit drei Einstiegen ohne Trittstufen und luftgefederten Drehgestellen für einen höhengleichen Einstieg vom 96-cm-Bahnsteig (S-Bahnsteig) optimiert sind.

Ab 1978 baute das RAW Halberstadt für die DR Mitteleinstiegswagen mit einer Türanordnung ähnlich der DB-Silberlinge.

Bereits ab 1952 wurden Doppelstockwagen für die DR in Serie gebaut, zunächst als Doppelstockzüge mit dreiachsigen Jakobsdrehgestellen und Doppelstockgliederzüge mit kurzen Zwischenelementen. Ab 1973 folgten Doppelstock-Einzelwagen mit Tiefeinstiegen in mehreren Serien. Die DB, DR und Deutsche Bahn beschafften bis heute zahlreiche weitere Serien Doppelstockwagen, die auf vielen Strecken einstöckige Wagen abgelöst haben.

Seit den 1990er Jahren werden lokbespannte Züge mit Nahverkehrswagen zunehmend von Triebwagen abgelöst.

Österreich

Ähnlich wie in Deutschland und anderen Ländern lief in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Programm zum Umbau veralteter zwei- und vierachsiger Wagentypen, diese Umbauwagen wurden in Österreich als Spantenwagen bezeichnet.

In den Jahren 1955 bis 1961 entstanden außerdem mehrere kleine Serien neu gebauter Wagen mit zwei Mitteleinstiegen, ab 1962 gefolgt von 26,4 m langen Mitteleinstiegswagen, die den Eilzugwagen der DB ähnelten, aber einige modernere Merkmale wie Drehfalttüren aufwiesen.

Die ab 1965 nach Schweizer Lizenz gebauten Schlierenwagen und ihre ab 1981 in Serie beschafften Nachfolger wurden zunächst im Inlands-Fernverkehr eingesetzt und gingen später in den Nahverkehr.

Ab 1996 folgten die Nahverkehrs-Doppelstockwagen der ÖBB als bislang letzte Entwicklung für lokbespannte Nahverkehrszüge.

Schweiz

In der Schweiz wurden lange keine speziellen Nahverkehrswagen beschafft, sondern ältere Großraumwagen des Inlands-Fernverkehrs im Nahverkehr eingesetzt. So wurde ein großer Teil der Einheitswagen I und II (Baujahr 1956 bis 1976) ab den 1980er Jahren zu Mittelwagen für die NPZ-Triebwagen umgebaut.

Die Anordnung, Breite und Fußbodenhöhe der Einstiege der Leichtstahlwagen wurde allerdings bereits mit Blick auf den Nahverkehr konzipiert, auch wenn diese Wagen zunächst in Städteschnellzügen liefen.

Für die S-Bahn Zürich wurden ab 1990 Doppelstockwagen beschafft, die mit der SBB Re 450 zu festen Pendelzügen (DPZ) gekuppelt laufen.