Nationalratswahlkreis Unterwallis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Nationalratswahlkreis Unterwallis war ein Wahlkreis bei Wahlen in den Schweizer Nationalrat. Er bestand von 1851 bis 1919 (Einführung des heute üblichen Proporzwahlrechts) und umfasste den westlichen Teil des Kantons Wallis.

Wahlverfahren

Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.

Bezeichnung und Sitzzahl

Unterwallis ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. Unterwallis trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) die Nummer 47, ab 1863 die Nummer 45, ab 1872 die Nummer 46, ab 1881 die Nummer 47, ab 1890 die Nummer 50 und ab 1902 die Nummer 47.

Dem Unterwallis standen stets 2 Sitze zur Verfügung.

Ausdehnung

Wahlkreise Kanton Wallis 1848
Wahlkreise Kanton Wallis 1851–1863
Wahlkreise Kanton Wallis 1863–1902
Wahlkreise Kanton Wallis 1902–1919

Bei den Nationalratswahlen 1848 war das Unterwallis das einzige Mal in zwei Wahlkreise mit je 1 Sitz aufgeteilt, geschaffen von der Walliser Kantonsregierung. Wahlkreis III umfasste die Bezirke Conthey, Entremont und Martigny, Wahlkreis IV die Bezirke Monthey und Saint-Maurice. Mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» vom 21. Dezember 1850 wurden beide Wahlkreise zusammengelegt.[1] Der Wahlkreis Unterwallis umfasste:

  • den Bezirk Conthey
  • den Bezirk Entremont
  • den Bezirk Martigny
  • den Bezirk Monthey
  • den Bezirk Saint-Maurice

Zu einer Verkleinerung des Gebiets kam es mit dem «Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 23. Juli 1863. Dabei wurden mehrere Gemeinden des Bezirks Conthey an den Wahlkreis Mittelwallis abgetreten.[2] Der Wahlkreis Unterwallis umfasste fortan:

  • im Bezirk Conthey die Gemeinden Ardon und Chamoson
  • den Bezirk Entremont
  • den Bezirk Martigny
  • den Bezirk Monthey
  • den Bezirk Saint-Maurice

1919 wurden die zwei Walliser Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis Wallis zusammengelegt, in welchem das Proporzwahlrecht gilt.

Nationalräte

  • G = Gesamterneuerungswahl
  • E = Ersatzwahl bei Vakanzen
  • Freisinnige Linke (FL), Freisinnig-Demokratische Partei (FDP)
  • Katholisch-Konservative (KK), Konservative Volkspartei (KVP)
  • Liberale Mitte (LM)
  • Datum Wahl Gewählte Partei
    15.10.1848 G   Maurice Barman (III), Adrien-Félix Pottier (IV) FL
    26.10.1851 G   Maurice Barman, Adrien-Félix Pottier FL
    28.10.1854 G   Maurice Barman, Adrien-Félix Pottier FL
    04.11.1855
    18.11.1855
    16.12.1855
    E   Maurice-Eugène Filliez FL
    07.09.1856 E   Maurice Claivaz FL
    25.10.1857
    06.12.1857
    G   Camille de Werra, Antoine Luder KK
    28.10.1860 G   Louis Barman, Joseph Torrent FL
    25.10.1863 G   Louis Barman, Maurice-Antoine Cretton FL
    28.10.1866 G   Louis Barman, Maurice-Antoine Cretton FL
    31.10.1869 G   Louis Barman, Maurice-Antoine Cretton FL
    31.10.1869 E   Alexandre Dénériaz FL
    27.10.1872 G   Louis Barman FL
      Louis Gross KK
    31.10.1875 G   Louis Barman, Alexandre Dénériaz FL
    27.10.1878 G   Charles de Werra, Fidèle Joris KK
    30.10.1881 G   Charles de Werra, Fidèle Joris KK
    26.10.1884 G   Charles de Werra, Fidèle Joris KK
    05.12.1886
    23.01.1887
    E   Émile Gaillard FL
    30.10.1887 G   Émile Gaillard FL
      Maurice Chappelet LM
    26.10.1890
    09.11.1890
    G   Émile Gaillard FL
      Charles de Werra KK
    29.10.1893 G   Émile Gaillard FL
      Charles de Werra KK
    11.08.1895 E   Henri Bioley KK
    25.10.1896 G   Émile Gaillard FDP
      Henri Bioley KK
    22.11.1896 E   Camille Défayes FDP
    29.10.1899 G   Camille Défayes FDP
      Henri Bioley KK
    26.10.1902 G   Camille Défayes FDP
      Henri Bioley KK
    29.10.1905 G   Camille Défayes FDP
      Maurice Pellissier KK
    25.10.1908 G   Eugène de Lavallaz FDP
      Maurice Pellissier KK
    29.10.1911 G   Eugène de Lavallaz FDP
      Jules Tissières KK
    25.10.1914 G   Eugène de Lavallaz FDP
      Jules Tissières KVP
    28.10.1917 G   Eugène de Lavallaz FDP
      Jules Tissières KVP
    01.09.1918 E   Maurice Pellissier KVP

    Quelle

    • Erich Gruner: Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848–1919. Band 3. Francke Verlag, Bern 1978, ISBN 3-7720-1445-3.

    Einzelnachweise

    1. Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes (vom 21. Dezember 1850). (PDF, 676 kB) In: Bundesblatt Nr. 61 vom 28. Dezember 1850. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 1. November 2014.
    2. Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath. (PDF, 1,0 MB) In: Bundesblatt Nr. 24 vom 6. Juni 1863. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 1. November 2014.