Netzblatt

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Netzblatt

Die Rosettenblätter vieler Netzblatt-Arten besitzen eine auffällige Musterung; hier das Kriechende Netzblatt (Goodyera repens)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Goodyerinae
Gattung: Netzblatt
Wissenschaftlicher Name
Goodyera
R.Br.

Netzblatt (Goodyera) ist der Name einer Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Die etwa 100 Arten[1] sind vorwiegend nordhemisphärisch verbreitet und besitzen einen Diversitätsschwerpunkt in Südostasien. Einige dieser relativ kleinblütigen Arten sind wegen ihrer attraktiven Blätter bei Orchideenzüchtern als Zierpflanzen beliebt.

Beschreibung

Illustration des Haarigen Netzblattes (Goodyera pubescens) aus John Lindley: Collectanea Botanica, 1821
Blütenstand des Kriechenden Netzblattes

Vegetative Merkmale

Bei Goodyera-Arten handelt sich um ausdauernde krautige Pflanzen. Sie besitzen Rhizome, aus denen sowohl sterile Sprosse mit Blattrosetten als auch fertile, an der Basis meist kriechend-aufsteigende Sprosse abzweigen, die in Blütenständen enden. Viele Arten bilden Ausläufer.

Die ovalen oder lanzettlichen Laubblätter sind kurz gestielt. Meist ist die Blattepidermis entlang der Haupt- und Quernerven deutlich heller als die übrige blaugrüne Blattfläche. Die Blattoberseiten zeigen deshalb meist ein kontrastreiches Netzmuster. Die Stängelblätter sind am Grund gehäuft oder stark reduziert.

Generative Merkmale

Der einseitswendige oder schwach gedrehte, ährige Blütenstand besteht aus einer unverzweigten Achse, an der ungespornte, kleine, weiß-grüne Blüten sitzen; die Pflanzen erinnern damit an Arten der Gattung Spiranthes. Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die Blüten haben einfache napfartige Nektarien, die Pollinien sind ungestielt, die Spitze des Labellums ist schnabelförmig. Die übrigen fünf Blütenhüllblätter bilden einen kleinen Helm.

Namenserklärung

Der britische Botaniker Robert Brown wählte den wissenschaftlichen Gattungsnamen Goodyera zu Ehren von John Goodyer (1592–1664), der ein herausragender englischer Pflanzenkenner, Botaniker und Pflanzensammler des 17. Jahrhunderts war.[2]

Im Englischen wird diese Gattung, ebenso wie die Vertreter der Gattung Spiranthes, als ladies’ tresses („Damenlocken, Korkenzieherlocken“) bezeichnet. Dieser Name spielt auf die leicht gedrehten Blütenstände an. In Amerika heißen die Pflanzen der Gattung Goodyera rattlesnake plantain („Klapperschlangen-Wegerich“), denn die Blattrosetten haben einerseits Ähnlichkeit mit denen des Breitwegerichs (Plantago major), andererseits erinnert das Netzmuster der Blattoberseiten an eine Schlangenhaut. Angeblich wurden Umschläge aus den Blättern der nordamerikanischen Goodyera-Arten früher auch zur Behandlung von Schlangenbissen angewandt.

Systematik und Verbreitung

Blütenstände von Goodyera foliosa
Habitus, Laubblätter und Blütenstand von Goodyera henryi
Habitus, Laubblätter und Blütenstände von Goodyera procera
Habitus des Haarigen Netzblatt (Goodyera pubescens) im Habitat
Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens)

Die Gattung Goodyera wurde 1813 durch Robert Brown in William Townsend Aiton: Hortus Kewensis; or, a Catalogue of the Plants Cultivated in the Royal Botanic Garden at Kew. London, 2. Auflage, Volume 5, S, 197–198 aufgestellt.[3]

Die Gattung Goodyera gehört zur Untertribus Goodyerinae aus der Tribus Cranichideae in der Unterfamilie Orchidoideae innerhalb der Familie Orchidaceae.

Die Gattung Goodyera ist pantropisch und zirkumboreal verbreitet. Von den etwa 100 Arten kommen circa 60 in Südostasien vor. In China und Taiwan kommen etwa 29 vor, 12 davon nur dort.[4] Auf dem europäischen Kontinent gibt es nur eine Art, das zirkumboreal verbreitete Kriechende Netzblatt (Goodyera repens). Das Großblättrige Netzblatt (Goodyera macrophylla) ist auf Madeira endemisch. Von 18 neuweltlichen Arten kommen nur vier in Nordamerika vor. Die übrigen acht Arten wachsen in Ostafrika und auf den Inseln des Indischen Ozeans (Madagaskar, Réunion, Seychellen).

Folgende Arten werden zur Gattung Goodyera gezählt:[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch Rafaël Govaerts (Hrsg.): Goodyera. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 27. März 2020.
  2. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018. [1]
  3. Goodyera bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 12. Juli 2018.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Xinqi Chen, Kai-yung Lang, Stephan W. Gale, Phillip J. Cribb, Paul Ormerod: Goodyera, S. 45-54 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven: Flora of China, Volume 25: Orchidaceae, Missouri Botanical Garden Press, St. Louis, 2009, ISBN 978-1-930723-90-0.
  5. A. Bhattacharjee, H. J. Chowdhery: Notes on two species of Goodyera (Orchidaceae). In: Kew Bulletin, Volume 67, 2012, S. 503–510.
  6. a b Jacquelyn A. Kallunki: Goodyera, S. 45-54 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Band 26, Oxford University Press, New York und Oxford 2002, ISBN 0-19-515208-5.
  7. a b Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.

Literatur

  • Robert L. Dressler: Die Orchideen – Biologie und Systematik der Orchidaceae. Augsburg 1997, ISBN 3-86047-413-8.
  • Paul Ormerod: Notulae Goodyerinae (III). In: Taiwania, Volume 51, Issue 3, Taipeh 2006, S. 153–161.

Weblinks

Commons: Netzblatt (Goodyera) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien