Neues Wiesenhaus

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Neues Wiesenhaus
Koordinaten: 50° 27′ 42″ N, 12° 31′ 34″ O
Höhe: 635 m
Postleitzahl: 08309
Vorwahl: 037752
Neues Wiesenhaus (Sachsen)

Lage von Neues Wiesenhaus in Sachsen

Neues Wiesenhaus ist ein zum Ortsteil Carlsfeld der Stadt Eibenstock im sächsischen Erzgebirgskreis gehörender Wohnplatz an der Wilzsch.

Name

Namensgebend dürfte die Lage in einer etwas breiteren Aue des sonst engeren Tals der Wilzsch und die Abgrenzung zum Schönheider Ortsteil Altes Wiesenhaus an der Zwickauer Mulde unterhalb von Wilzschhaus gewesen sein. Früher wurde auch lediglich die Bezeichnung „Wiesenhaus“ verwendet.[1][2] Auch Moritz von Süßmilch benutzt in seinem Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Werk „Das Erzgebirge“ diesen Begriff.[3]

Geografie

Die Wilzsch mit dem Wohnplatz Neues Wiesenhaus

Das Neue Wiesenhaus liegt im Westerzgebirge in einer Höhe von etwa 635 m ü. NN.[4] Etwa eineinhalb Kilometer flussabwärts liegt der schon zu Schönheide gehörende Ortsteil Wilzschhaus. Im Bereich von Neues Wiesenhaus wendet die Wilzsch nach einem Bogen, in dem sie den Zigeunerbach von links aufnimmt, ihren Lauf von der Nord-West in eine Nordrichtung. An der Wilzsch liegt talaufwärts die frühere Siedlung Wilzschmühle. Der Wohnplatz liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mikrogeochore „Carlsfelder Wilzsch-Tal“ und ist Teil der Mesogeochore „Eibenstocker Bergrücken“.[5]

Klima

Das Talgebiet der Wilzsch gehört mit einer Jahresmitteltemperatur von 5,1 °C bis 6,1 °C (flussab) zu den kältesten Gebieten des oberen Westerzgebirges.[6] Es zählt hinsichtlich der Luftbewegung zu den austauscharmen Tallagen mit dadurch verursachter besonderer Frostgefährdung.[7] Im Bereich der Wilzsch gibt es „windgeschützte, aber frostanfällige Tallagen aufgrund von Strahlungsdefiziten“, zahlreichen Nebeltagen sowie „Sonn- und Schatthängen“.[8]

Geschichte

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Früheres Forsthaus
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Staatsstraße mit früherer Gaststätte

Im Bereich des vom Riedertberg (775 m ü. NN) geprägten Waldgebietes zwischen Eibenstock, Zwickauer Mulde und der Wilzsch wurde schon um 1500 ertragreicher Zinnbergbau betrieben. In einer Bildkarte der Bergwerke Vordere und Hintere Schmochau wird eine Reihe von Bergwerksanlagen und Pochwerken genannt.[9] Wieweit auch der Bereich der heutigen Siedlung Neues Wiesenhaus in den Bergbau einbezogen war, ist nicht erkennbar. Das 1791 von Friedrich Ludwig Aster gezeichnete Blatt 220 der sächsischen Meilenblätter – Berliner Ausgabe – zeigt noch keine Bauten an dieser Stelle.[10] In der mit „Ergänzungen bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts“ versehenen Dresdner Ausgabe findet sich der Eintrag Wiesenhaus.[11] Im Neuen Wiesenhaus gab es „eine der letzten Pechhütten des Gebirges“.[12] Die Technik, aus Baumharz durch Kochen Pech herzustellen, wurde mit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr angewandt.[12] Es ist zu vermuten, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Gaststätte und das Forsthaus, die beiden einzigen Gebäude der Siedlung, entstanden. Für das Forsthaus lässt die erste Datierung der Bauakte des Landbauamts Zwickau mit dem Jahr 1862 diesen Schluss zu.[13] Die Gaststätte wird erstmals 1884 in den Akten des gleichen Amts erwähnt.[14] Auf Ansichtskarten aus der Zeit um 1910 steht am Gebäude der Gastwirtschaft „Restaurant Wiesenhaus“. Bei der Planung des Weiterbaus der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld von Wilzschhaus nach Carlsfeld am Ende des 19. Jahrhunderts werden sie schon vorhanden gewesen sein. Sonst wäre angesichts des geringen Abstands zwischen Wilzschhaus und Wilzschmühle von lediglich 3,615 Kilometern eine Bedarfshaltestelle der Bahn nach nur 1,932 Kilometern nicht eingerichtet worden. Die Bahnstrecke verlief zwischen Straße und Wilzsch. Der Haltepunkt hatte keinerlei Bauten, nur ein Stationsschild. Reste der Bahn sind nicht mehr vorhanden. Der Haltepunkt der Eisenbahn wurde unter der Bezeichnung „Wiesenhaus“ geführt.[15]

Sowohl das Forsthaus als auch die Gaststätte dienen am Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr im ursprünglichen Zweck. Sie sind Wohnhäuser in privatem Eigentum.

Im Neuen Wiesenhaus steht am Rand der Straße ein im Zeitraum zwischen 1859 und 1866 aufgestellter Meilenstein, der nach 1990 restauriert wurde.

Etwa 700 Meter westlich von Wiesenhaus liegt im Wald an der Rautenkranzer Straße/Ecke Tannenweg das Grab eines sowjetischen Soldaten aus der Zeit um 1945, an das eine Gedenktafel erinnert. Das Grab steht in der Liste der Kulturdenkmale in Carlsfeld.

Neues Wiesenhaus gehörte zur Gemeinde Carlsfeld und wurde mit dieser 1997 in die Stadt Eibenstock eingemeindet.

Verkehr

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Neues Wiesenhaus um 1900
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Neues Wiesenhaus, Standort des ehemaligen Haltepunkts Wiesenhaus der Schmalspurbahn (2017)

Der Wohnplatz wird von der Staatsstraße 276 erschlossen, die von Wilzschhaus nach Carlsfeld führt.[16] Ein Schulbus hält an Schultagen. Der Fernradweg Euregio Egrensis erreicht von Wilzschmühle aus das Neue Wiesenhaus und führt über die dortige Wilzschbrücke durch den Wald weiter in Richtung Rautenkranz. An derselben Stelle überquert die durch die Wälder führende historische Straße von Eibenstock nach Rautenkranz die Wilzsch. Bei ihrer Entstehung vermied man das Flusstal der Zwickauer Mulde wegen des Überflutungsrisikos und der Unwegsamkeit auf Grund der sumpfartigen nassen Stellen im Flusstal. Der Weg dient heute der forstlichen Erschließung der Wälder und als Wanderweg im Verlauf des „Talwegs der Zwickauer Mulde“.[17]

Zwischen 1901 und 1966 besaß Neues Wiesenhaus mit dem Haltepunkt "Wiesenhaus" Anschluss an die Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld.

Weblinks

Commons: Neues Wiesenhaus (Eibenstock) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht des Deutschen Forstvereins für 1932, S. 51 (Digitalisat)
  2. Sächsisches Staatshandbuch für 1925, S. 186 (Digitalisat)
  3. Moritz von Süßmilch gen. Hörnig: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart, Hermann Grasers Verlag, Zweite wohlfeile Volks-Ausgabe, Hermann Graser's Verlag, Annaberg 1894, S. 613 (Digitalisat)
  4. Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Landesvermessungsamts Sachsen, 1. Auflage, Dresden 1996
  5. Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
  6. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 4 Archivlink (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  7. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 5 Archivlink (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  8. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 6 Archivlink (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  9. Bildkarte der Bergwerke Vordere und Hintere Schmochau um 1520, in den musealen Räumen des Bergarchivs im Schloss Freudenstein in Freiberg.
  10. Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  11. Blatt 263 der Sächsischen Meilenblätter in der Dresdner Ausgabe von 1791 mit Nachträgen bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts Karte in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  12. a b Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 152.
  13. Archivalie im Staatsarchiv Chemnitz
  14. Archivalie im Staatsarchiv Chemnitz
  15. Meyers Orts- und Verkehrs-Lexikon des Deutschen Reichs, Band 1, Leipzig 1912, Reprint Baltimore 2000, S. 288 Digitalisat
  16. Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Staatsbetriebs Geobasisinformation und Vermessung des Landes Sachsen, 2. Auflage, Dresden 2012
  17. Topographische Karte 1:25.000, Ausgabe mit Wanderwegen, Blatt 15 Westerzgebirge Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Sächsischer Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung, 2. Auflage, Dresden 2010, ISBN 978-3-86170-717-2