Neuroepithel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Neuroepithel wird das dicke mehrreihige Epithel der Neuralplatte beziehungsweise des daraus abgefalteten Neuralrohrs bezeichnet.

Die Wandzellen des Neuralrohrs differenzieren sich im Verlauf der Entwicklung zu Neuroblasten, Glioblasten und Ependymzellen. Darüber hinaus differenzieren sich neurale Stammzellen des Neuralrohrs in besonderer topographischer Lage auch zu Sinneszellen, beispielsweise der Netzhaut. Daneben gehen ebenfalls aus Derivaten der Neuralleiste unter anderem nicht nur afferente Neuronen hervor, sondern auch solche, die zu Sinneszellen werden, beispielsweise des Geruchssinnes. Auch die Zelllagen dieser Sinneszellen werden – in weitem Sinn – Neuroepithel genannt.

Aus dem Neuroepithel entstehende Tumoren werden teilweise noch als Neuroepitheliom bezeichnet.

Sinneszellen

Sinneszellen neuroepithelialer Abstammung finden sich so in der Retina des Auges, und dem Riechepithel der Nase. Doch sind nicht alle Sinneszellen neuroektodermaler bzw. neuroepithelialer Herkunft (siehe dazu auch → Epithel).[1][2] Die das Hören ermöglichenden Sinneszellen des Gehörorgans sowie die Sinneszellen der Crista ampullaris der Bogengänge und die der Maculae utriculi et sacculi innerhalb des Gleichgewichtsorgans im Innenohr sind nicht neurektodermaler, sondern ektodermaler Herkunft (siehe Ohrplakode). Gelegentlich werden sie dennoch als „neuroepithelial“ bezeichnet, wegen ihres dem Neuroepithel ähnlichen Aussehens, da sich das anfänglich durchwegs hohe Epithel des Labyrinthbläschens an diesen Stellen nicht in ein flaches Epithel zurückbildet.[3]

Neuroepithel in engem Sinn

Die Bezeichnung Neuralepithel wird oft verwendet – und dann allein für das embryonale Neuroepithel des Neuralrohrs gebraucht –, um damit sprachlich einen Unterschied auszudrücken zu den vorgenannten, daraus hervorgegangenen, bleibenden neuroepithelialen Strukturen von Sinnesorganen.

Einzelnachweise

  1. Neuroepithel. In: Norbert Boss (Hrsg.): Roche Lexikon Medizin. 2. Auflage. Hoffmann-La Roche AG und Urban & Schwarzenberg, München 1987, ISBN 3-541-13191-8, S. 1233, vgl. a. gesundheit.de/roche
  2. Hermann Voss, Robert Herrlinger: Taschenbuch der Anatomie. Band III: Nervensystem, Sinnessystem, Hautsystem, Inkretsystem. 12. Auflage. Gustav-Fischer, Jena 1964, S. 212, zu Kap. Das Geruchsorgan, Stw. „Riechzelle = Nervenzelle“.
  3. Otto Grosser, bearb. von Rolf Ortmann: Grundriß der Entwicklungsgeschichte des Menschen. 6. Auflage. Springer, Berlin 1966, S. 93, zu Kap. „Gehör- und Gleichgewichtsorgan“.