Nich’ mit Leo
Film | |
Originaltitel | Nich' mit Leo |
Produktionsland | Deutschland |
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Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Länge | 90 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | Ralf Gregan |
Drehbuch | Jürgen von der Lippe |
Produktion | Michael B. Müller, Wolf Bauer |
Musik | Günther Fischer |
Kamera | Michael Steinke |
Besetzung | |
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Nich' mit Leo ist eine Komödie des Regisseurs Ralf Gregan aus dem Jahr 1994. Jürgen von der Lippe, der das Drehbuch schrieb, übernahm darin drei Rollen.
Handlung
Der Film beginnt mit einer Abschiedsszene: Der Pfarrer Wilhelm Lüders verlässt die (fiktive) Missionsstation in Zumanda (Afrika) und wird von einem Chor der Einheimischen mit „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ verabschiedet. Noch während der Chor singt, steigt Wilhelm ins Auto; der Fahrer gibt zu viel Gas, so dass der Chor hustend in einer Staubwolke verschwindet.
Parallel zu dieser Handlung wechselt die Szenerie in den (ebenfalls fiktiven) Ort Freudenstedt. Im dortigen Freudenhaus „Moby Dick“ stirbt der katholische Pfarrer im Bett der „stummen Doris“. Die Geschäftsführerin Rosi ruft daraufhin Karl „Charly“ Lüders an – den Bruder von Pfarrer Wilhelm – und berichtet ihm von dem Toten. Charly, eigentlich der Macher im Hintergrund, fährt sofort ins „Moby Dick“ und bringt zusammen mit dem Barkeeper Fred die Leiche des Pfarrers ins Pfarrhaus. Bevor sie die Leiche dort ablegen, nimmt Charly noch eine größere Summe Bargeld aus der Brieftasche des Pfarrers – dieser habe für die in Anspruch genommenen Leistungen im „Moby Dick“ nicht bezahlt. Zurück im Freudenhaus überreicht er Rosi die Geldscheine, die sie aber nicht annehmen will. Im Fortgang des Gesprächs zwischen Charly und Rosi wird deutlich, dass Charly unter Potenzproblemen zu leiden scheint.
Am nächsten Morgen findet Elisabeth, die Haushälterin im Pfarrhaus, die Leiche des Pfarrers in einem Schaukelstuhl. Sie ruft daraufhin den Bischof an, der sich in seinem Bischofspalais gerade auf ein Golfturnier in der (fiktiven) Vecchia Romagna vorbereitet. Der Bischof nimmt den Tod des Pfarrers zynisch zur Kenntnis („Der Herr hats gegeben, der Herr hat‘s genommen“[1]) und beschreibt die gewünschten charakterlichen Eigenschaften des Nachfolgers mit Golfmetaphern. Da er einen Priester haben möchte, der gerade aus der Mission zurückgekommen ist, fällt die Wahl des bischöflichen Sekretärs Bollmann auf Wilhelm Lüders.
In einer neuen Einstellung trifft Wilhelm Lüders in Freudenstedt ein. Da er von einem schlafenden Taxifahrer als Bedrohung wahrgenommen wird, muss ihn die Polizei aus dieser misslichen Situation befreien und zum Pfarrhaus bringen. Dort erwartet ihn Elisabeth in einem Kleid, durch das ihre weiße Unterwäsche scheint. Wilhelm entpuppt sich in dieser Situation als ein typisch konservativer katholischer Priester, der Elisabeth auffordert, sich etwas anderes anzuziehen. Trotz seiner konservativen Haltung verspricht Wilhelm, dass mit ihm frischer Wind ins Pfarrhaus einziehen wird. Beim nachfolgenden Spaziergang durch die Gemeinde treffen Wilhelm und Elisabeth auf eine Rockergang, und Wilhelm wird vom Anführer der Gang zweimal ins Gesicht geschlagen. Auf dem weiteren Spaziergang kommen die beiden auch am „Moby Dick“ vorbei. Wilhelm geht zunächst davon aus, dass es sich um ein Fischrestaurant handelt; als er von Elisabeth die Wahrheit erfährt, beschließt er, für die Schließung des Freudenhauses zu sorgen und wendet sich an den örtlichen Polizeichef, einen aus Sachsen stammenden Polizeihauptkommissar. Die am selben Abend stattfindende Razzia bleibt jedoch ohne nennenswertes Ergebnis, da Rosi einen Tipp von einem Bekannten bei der Polizei bekommen hat.
Charly beschließt, den neuen Pfarrer zu entführen, um weiteren Razzien vorzubeugen. Zusammen mit Fred bricht er ins Pfarrhaus ein und stellt dabei fest, dass es sich um seinen Bruder Wilhelm handelt. Gerade als sie Wilhelm ins "Moby Dick" bringen wollen, muss Charly die Rolle des Pfarrers übernehmen und eine Krankensalbung durchführen. Diese verläuft natürlich anders erwartet, ebenso wie die Taufe am folgenden Morgen. In der Zwischenzeit wird Wilhelm im "Moby Dick" gefangengehalten; die Prostituierte Doris vergisst jedoch, die Kamera für das kompromittierende Video an den Bischof einzuschalten. Als Charly von dieser Panne erfährt, sieht er sich in der Pflicht, seinen Bruder fürs Video zu doubeln, versagt jedoch. Anschließend fährt er zum Geburtstag seiner Mutter und gibt Fred die Anweisung, Wilhelm mittels Chloroform festzuhalten. Aufgrund von Freds Unfähigkeit schafft es Wilhelm aber, aus dem "Moby Dick" zu entkommen und ebenfalls beim Geburtstag aufzutauchen, sodass die beiden Brüder nun aufeinandertreffen.
In der Zwischenzeit hat Rosi das Video von Charly und ihr zum Bischof geschickt. Um den erforderlichen Nachdruck zu erreichen, fährt Charly persönlich zum Bischof, um als Wilhelm um die Rückversetzung in die Mission zu bitten. Der echte Wilhelm ist ebenfalls unterwegs zum Bischof, da er eine Vorladung bekommen hat. Der Bischof unterhält sich zunächst mit Charly. Als dieser das Bischofspalais verlassen hat, lässt der Bischof noch einmal nach Wilhelm rufen; diesmal kommt der echte Wilhelm zur Audienz und wird mit Charlys und Rosis Video konfrontiert. Auf Nachfrage des Bischofs, wo sich das "Moby Dick" befindet, stellt sich heraus, dass es sich um ein Haus der Diözese handelt.
Vor dem Bischofspalais wartet Charly auf Wilhelm und nimmt ihn wieder mit nach Freudenstedt. Dort erpresst Charly seinen Bruder: er soll dem Hauptkommissar mitteilen, dass er seine Meinung über das "Moby Dick" geändert hat, ansonsten wird der Bischof täglich ein neues Sexvideo erhalten. In einem Lager der Fremdenlegion erhält der Legionär Leo einen Brief. Aus diesem Brief geht hervor, dass Leo der Bruder von Charly und Wilhelm ist und von einer Krankenschwester geraubt wurde. Leo plant daraufhin seine Flucht aus der Legion, um seine Familie zu suchen.
In Freudenstedt findet mittlerweile wiederholt eine Razzia statt, und Wilhelm lässt sich notgedrungen auf die Erpressung seines Bruders ein. Der Hauptkommissar trifft im "Moby Dick" auf seine Nichte, die ihn auf seine Stasi-Vergangenheit anspricht. Charly hält diese Äußerung per Videokamera fest und hat das Problem mit den Razzien somit gelöst. Trotzdem betäubt er Wilhelm, damit auch dieser ihm keine Schwierigkeiten mehr bereiten kann. Charly verbringt die Nacht bei Elisabeth im Pfarrhaus und hält bei der Morgenmesse eine Predigt, die mit ihrem Kabarettstil die Gemeinde zum Lachen bringt. Wilhelm, der von Rosi geweckt wurde, eilt zur Kirche, kommt aber zu spät. Leo, der mittlerweile in Freudenstedt eingetroffen ist, wird von zwei auf ihn angesetzten Fremdenlegionären aufgespürt und gefangen genommen.
Wilhelm zweifelt bei einem gemeinsamen Spaziergang mit Rosi am Sinn seines Lebens, da sein Bruder alles besser könne, sogar das Predigen. Rosi sagt Wilhelm daraufhin, dass Charly bei einer Sache nicht der Bessere sei, nämlich beim Sex. Wilhelm möchte daraufhin eine Familie mit Rosi gründen. Bollmann informiert den Bischof über die Zustände in der Freudenstedter Gemeinde. Der Bischof erkennt eine Mischung aus Drewermann und Ranke-Heinemann und will Wilhelm deshalb zurück in die Mission schicken.
Zurück im "Moby Dick" soll Wilhelm einen Bordellbesucher mit SM-Präferenzen beruhigen. Im Gespräch mit dem Besucher erzählt Wilhelm arglos von masochistischen Traditionen in der Kirchengeschichte, woraufhin der Besucher einen Orgasmus bekommt. Als Dank erhält Wilhelm einen 1000 DM-Schein. In der Zwischenzeit taucht Mutter Lüders im Pfarrhaus auf und entdeckt das Doppelspiel ihres Sohnes Charly. Als Wilhelm im "Moby Dick" eine Lokalrunde gibt, tauchen der Bischof und Bruder Bollmann auf: Wilhelm soll zurück in die Mission geschickt und das Lokal wegen Eigenbedarfs geschlossen werden. Als jedoch Mutter Lüders mit Charly und Elisabeth das "Moby Dick" betritt, entwirren sich die Zusammenhänge: der Bischof ist der Vater von Charly, Wilhelm und Leo, hat aber immer für deren Unterhalt bezahlt – Mutter Lüders hat also selbst als Prostituierte gearbeitet. Zum Schluss kommt es zu einer großen Schießerei, als die beiden Fremdenlegionäre Leo festnehmen wollen. Leo kann aber beide außer Gefecht setzen, sodass es zur Familienzusammenführung kommt. Der Film endet mit seinem Titel: "Aber nich' mit Leo."
Trivia und Running Gags
- Einige Szenen wurden in Münster gedreht – gerade zu dem Zeitpunkt, als Preußen Münster die Amateur-Meisterschaft errang. Der Filmcrew war es nicht möglich, die auf dem Prinzipalmarkt feiernden Preußenfans zur Ruhe zu bringen.
- Als Georgskirche diente die Laurentiuskirche in Warendorf, wo auch weitere Szenen gedreht wurden.
- Durch das Golftraining des Bischofs geht einerseits die Inneneinrichtung des bischöflichen Palais' kaputt, andererseits werden auch Passanten verletzt.
- Bei jedem Zusammentreffen zwischen der Rockergang und Wilhelm/Charly auf dem Marktplatz ruft ein Anwohner aus seinem Fenster nach unten, ob er die Polizei benachrichtigen soll. Dies wird mit "Schnauze, Opa!" sowie dem Werfen von Bierdosen ans Fenster beantwortet.
- Bei beiden Razzien parken die Polizisten ihre Einsatzfahrzeuge so ungünstig, dass es im einen Fall zu einem Auffahrunfall kommt und im anderen Fall ein Aussteigen unmöglich ist.
- Alle Sachen, die Fred anfasst, gehen wenig später kaputt.
- Im Film gibt es mehrere Anspielungen auf die Homosexualität des bischöflichen Sekretärs Bollmann.
- Herbert Feuerstein zitiert in abgewandelter Form den Werbeslogan von Asbach Uralt ("Wenn einem soviel Gutes widerfährt, dann ist das einen Schampus wert."). Sitzposition und Körperhaltung erinnern dabei an seine Werbespots für Schwarze Frühstückskorn.
- Feuersteins und Schmidts Kleidung mit schwarzer Sonnenbrille erinnert an den Film Blues Brothers, unterstrichen durch den Spruch "Wir sind unterwegs im Namen des Herrn".
Drehorte im Bild
Im Haus auf dem Bild rechts befand sich im Film das Bordell. (Steinfurt-Burgsteinfurt)
Im Garten von Schloss Nordkirchen ("Bischofsresidenz") wurde die "Golfspielszene/Treffen mit dem Bischof" gedreht.
Kritiken
„Nicht mal zwei Grimme-Preisträger retten diese Komödie – weder Quotenkaiser Jürgen von der Lippe (…) noch Kulttalker Harald Schmidt (…), beide eigentlich Garanten für geistreichen Humor und treffsichere Pointen, erreichen ihr gewohntes Niveau. Vom Kaiser-Roland – der mit den Platten mit den platten Platitüden – und Schlagersternchen Isabel Varell hat man sowieso nix besseres erwartet. Kugelblitz Dirk Bach spielt, wie immer, nur Dirk Bach und Herbert Feuerstein (…) hatte seine besten Zeiten auch schon vor diesem mißglückten Verwechslungs-Ulk. Kurzes Resümee: Wer wirklich lachen will, geht an diesem Abend in den Keller. Da ist es bestimmt lustiger!“
„Ein auf Spielfilmlänge gestreckter "Herrenwitz". Der zotige Klamauk wird nur selten von originellen (Bild-)Einfällen durchbrochen, und dem Hauptdarsteller fehlt jedes Talent. Ein ebenso öder wie ärgerlicher Film.“
Weblinks
- Nich' mit Leo in der Internet Movie Database (englisch)
- Nich’ mit Leo bei filmportal.de
Einzelnachweise
- ↑ Hiob 1,21 (Memento des Originals vom 16. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Nich’ mit Leo. In: prisma. Abgerufen am 4. November 2009.
- ↑ Nich’ mit Leo. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 7. Juli 2022.