Hans-Werner Bussinger
Hans-Werner Bussinger (* 5. April 1941 in Frankfurt am Main; † 19. September 2009 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.
Leben
Hans-Werner Bussinger machte eine Ausbildung an der staatlichen Hochschule für Musik und Kunst in Hamburg, wo er auch seine Anfängerjahre im Schauspielgeschäft verbrachte. Seit 1962 hatte er zahlreiche Theaterengagements – zuerst am Hamburger Thalia-Theater. Es folgten Verpflichtungen an den Kieler Landesbühnen. Später war er freischaffender Schauspieler an großen Theatern in Berlin, Frankfurt, Hamburg und Dresden.[1] Herausragenden Erfolg hatte er insbesondere 1993 am Hansa-Theater Berlin als Don Camillo unter der Regie von Klaus J. Rumpf in der von Sabine Thiesler dramatisierten Fassung des Romans Don Camillo und Peppone von Giovannino Guareschi.[2][3] Er war unter anderem auch als Dozent am Schiller College in Berlin tätig.[4]
Im Fernsehen war Bussinger unter anderen 1977 in der 13-teiligen Fernsehserie Es muß nicht immer Kaviar sein und von 1997 bis 2008 in der Familienserie Unser Charly als Kommissar Paschke zu sehen. 1984 hatte er einen Auftritt als Tatort-Kommissar Rullmann.
Er besaß eine der prägnantesten deutschen Synchronsprecherstimmen und sprach in den 1990er Jahren (als Nachfolger von Arnold Marquis) Jack Klugman in der Rolle des Dr. Quincy in der Serie Quincy. Frühe Arbeiten schlossen die Synchronisation Gian Maria Volontès in den Dollar-Filmen Sergio Leones ein; in den 1980er Jahren übernahm er die Rolle des Blake Carrington, gespielt von John Forsythe, in der Serie Der Denver-Clan und den wiederkehrenden Charakter des Q in den Star-Trek-Fernsehserien. Hans-Werner Bussinger sprach ebenfalls den Erfinder „Maestro“ in Es war einmal … die Entdeckung unserer Welt aus der Es war einmal …-Reihe.
Des Weiteren war er die deutsche Stimme von Lee Majors in Ein Colt für alle Fälle. Die letzte Serienrolle, der er seine markante Stimme lieh, war die des Dr. Walter Bishop in der ersten Staffel von Fringe – Grenzfälle des FBI. Bussinger war auch der Sprecher des Oberbonzen Pi Pa Po in der Zeichentrickserie Jim Knopf, des Königs Neptun im SpongeBob Schwammkopf Film und des Mantarochen in SpongeBob Schwammkopf, des Polidori in Die Schule der kleinen Vampire (nur in der 1. Staffel) und des Cy Tolliver, gespielt von Powers Boothe, in der Fernsehserie Deadwood. Er war außerdem die deutsche Synchronstimme von Martin Shaw in der britischen Fernsehkrimiserie George Gently – Der Unbestechliche. In zahlreichen Hörspielen war seine Stimme ebenfalls präsent.
Zuletzt lieh er der Werbefigur „Günther Schild“ seine Stimme: Er sprach die Schildkröte, die im Auftrag der Deutschen Finanzagentur für Bundeswertpapiere wirbt, in mehreren Fernsehspots.[5]
Hans-Werner Bussinger starb am 19. September 2009 in Berlin nach schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren.[6]
Filmografie (Auswahl)
- 1968: Heimlichkeiten
- 1969–71: Familie Bergmann (neunteilige Fernsehserie, alle Folgen)
- 1970: Die Feuerzangenbowle
- 1972: Geliebter Mörder
- 1973: Tatort – Cherchez la femme oder Die Geister vom Mummelsee
- 1973: Lokaltermin (Fernsehserie) – Der Amokfahrer
- 1975: Kommissariat 9 – Potemkin lässt grüßen
- 1977: Es muß nicht immer Kaviar sein (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1977: Der Weilburger Kadettenmord
- 1979: Kläger und Beklagte (Fernsehreihe)
- 1981: Nach Mitternacht
- 1984: Tatort – Rubecks Traum
- 1984: Die Wannseekonferenz
- 1988: A.D.A.M.
- 1988: Tatort – Die Brüder
- 1988: Tatort – Schuldlos schuldig
- 1992: Cosimas Lexikon
- 1994: Das Traumschiff – Dubai
- 1997: Tatort – Akt in der Sonne
- 1997–2008: Unser Charly (Fernsehserie, 36 Folgen)
Synchronrollen (Auswahl)
- 1993: Cliffhanger – Nur die Starken überleben als Qualen
- 1994: Stummer Schrei als Dr. Harlinger
- 2000: Don Quichotte als Don Quixote de La Mancha/ Alonso Quixano
- 2002: Nix wie raus aus Orange County als Bud Brumder
- 1999: Varsity Blues als Coach Bud Kilmer
- 2007: Das Vermächtnis des geheimen Buches als Patrick Gates
- 1987: Ausgelöscht als Maj. Paul Hackett
- 1998: Captive – Ein kaltblütiger Plan als Detective Briscoe
- 2000: Der Sturm als Bob Brown
- 2008: Unter Kontrolle als Captain Billings
- 1998: Verrückt nach Mary als Psychiater
- 2001: Ohne Worte als Walter Wingfield
- 2002: Schwere Jungs als Emmett Cook
- 2003: Ein (un)möglicher Härtefall als Freddy Bender
- 2005: Wo die Liebe hinfällt als Earl Huttinger
- 2007: Operation: Kingdom als James Grace
- 1977: Es brennt an allen Ecken als Russell Fikus
- 1987: Schmeiß' die Mama aus dem Zug! als Joel
- 2003: Alex & Emma als Morty
- 1993: Karen McCoy – Die Katze als Jack Schmidt
- 1999: The Limey als Wilson
- 2003: Partyalarm – Finger weg von meiner Tochter als Jack Taylor
- 2000: Frank Herbert's Dune – Der Wüstenplanet als Baron Wladimir Harkonnen
- 2003: Frank Herbert's Children of Dune als Baron Wladimir Harkonnen
- 2004: White Noise – Schreie aus dem Jenseits als Raymond Price
- 2004: In 80 Tagen um die Welt als Colonel Kitchener
Filme
- 1969: Bernard Bresslaw in Das Total verrückte Campingparadies als Bernie Lugg
- 1973: Joe Don Baker in Der große Coup als "Molly"
- 1973: Alain Delon in Die Löwin und ihr Jäger als Richter Pierre Larcher
- 1973: George Eastman in Scalawag als Don Aragon
- 1975: Alain Delon in Flic Story – Duell in sechs Runden als Roger Borniche
- 1975: Gian Maria Volonté in Für eine Handvoll Dollar als Ramón Rojo
- 1976: Bruce Dern in Won Ton Ton – der Hund, der Hollywood rettete als Grayson Potchuck
- 1977: George Tobias in Die Braut kam per Nachnahme (1941) als Pee Wee
- 1979: David Warner in Schwingen der Angst als Phillip Payne
- 1979: Armand Assante in Die Prophezeiung als John Hawks
- 1981: George Segal in Eine schöne Bescherung als Walter Whitney
- 1983: Steve Martin in Der Mann mit zwei Gehirnen als Dr. Michael Hfuhruhurr
- 1983: Tom Selleck in Höllenjagd bis ans Ende der Welt als Patrick O'Malley
- 1984: Tom Selleck in Runaway – Spinnen des Todes als Sgt. Jack R. Ramsay
- 1985: Richard Chamberlain in Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige als Allan Quatermain
- 1986: Ed Lauter in Die Stunde der Cobras – 3:15 als Moran
- 1986: Steve Martin in Drei Amigos als Lucky Day
- 1987: Wayne Knight in Dirty Dancing als Stan
- 1987: Rip Torn in Nadine – Eine kugelsichere Liebe als Buford Pope
- 1987: Richard Chamberlain in Quatermain 2 – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt als Allan Quatermain
- 1988: Robert Duvall in Colors – Farben der Gewalt als Off. Bob Hodges
- 1988: Michael Caine in Genie und Schnauze als Sherlock Holmes
- 1988: Bruce Dern in Lost World – Die letzte Kolonie als Ethan
- 1989: Dominic Barto in Auch die Engel mögen's heiß als Barabas Smith
- 1989: Lance Henriksen in Horror House – House 3 als Det. Lucas McCarthy
- 1990: Stacy Keach in Pretty Woman als Senator Adams
- 1991: Robert Duvall in Die Lust der schönen Rose als Daddy Hilyer
- 1992: Jeffrey Jones in Höllische Spiele als Spike
- 1992: Joe Don Baker in Ein Ehrenwerter Gentleman als Olaf Andersen
- 1993: Dan Lauria in Die Tragödie von Waco als Bob Blanchard
- 1994: Leslie Nielsen in Bad Golf My Way als Leslie Nielsen
- 1994: David Warner in Felony – Die CIA-Verschwörung als Cooper
- 1995: Leslie Nielsen in Bad Golf Made Easier als Leslie Nielsen
- 1995: Robert Duvall in Der scharlachrote Buchstabe als Roger Chillingworth
- 1996: F. Murray Abraham in Kinder der Revolution als Josef "Onkel Joe" Stalin
- 1997: Leslie Nielsen in Die Gartenkanone als Leslie Nielsen
- 1997: Leslie Nielsen in Leslie Nielsen's Stupid Little Golf Video als Leslie Nielsen
- 1998: Steve King in Auf der Jagd als 727 Pilot
- 1998: Denis Arndt in Kollision am Himmel als Frank Wyatt
- 1998: Brian O’Shaughnessy in Operation Delta Force II als Adm. Norman Henshaw
- 1999: Brian O’Shaughnessy in Operation Delta Force III als Adm. Norman Henshaw
- 1999: Jeffrey DeMunn in Der Sturm des Jahrhunderts als Robbie Beals
- 2000: Gil Gerard in Die Abrechnung – Eine Tochter kehrt heim als Jesse Conner
- 2000: André Penvern in Amazone als Colonel de Villeneuve
- 2000: Fred Ward in The Crow 3 – Tödliche Erlösung als Der Kapitän
- 2001: R. Lee Ermey in Taking Sides – Der Fall Furtwängler als General Wallace
- 2001: George DiCenzo in Verführe mich! als Byron Blades
- 2002: Lance Henriksen in Unspeakable als Jack Pitchford
- 2003: F. Murray Abraham in Der Tag, an dem Aldo Moro starb als Entitá
- 2003: R. Lee Ermey in Willard als Mr. Martin
- 2003: Scott Wilson in Last Samurai als Botschafter Swanbeck
- 2004: Rip Torn in Eulogy – Letzte Worte als Edmund Collins
- 2004: Kevin Cooney in Girls United Again als Dean Sebastian
- 2006: Edward Herrmann in Relative Strangers als Doug Clayton
- 2006: R. Lee Ermey in The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning als Charlie Hewitt, Jr./ Sheriff Hoyt
- 2007: Lee Majors in Ben 10 – Wettlauf gegen die Zeit als Opa Max
- 2007: Tom Wilkinson in Cassandras Traum als Howard
- 2008: Dennis Farina in Love Vegas als Richard Banger
Serien
- 1983–1990: John Forsythe in Der Denver-Clan als Blake Carrington
- 1981–1982: Ed Bruce in Bret Maverick als Tom Guthrie
- 1981–1986: Lee Majors in Ein Colt für alle Fälle als Colt Seavers
- 1987-2001: John de Lancie in Star Trek als Q
- 1989: Jon Polito in Crime Story als Phil Bartoli
- 2004: Kevin Michael Richardson in Barbaren-Dave als Oswich
- 2004: Motomu Kiyokawa in Neon Genesis Evangelion (1. Synchronfassung) als Kouzou Fuyutsuki
- 2006: Kōji Yada in Dragon Ball GT als Dr. Gero
- 2007–2010: Barry Corbin in One Tree Hill als Coach Whitey Durham
- 2008: John Noble in Fringe – Grenzfälle des FBI als Dr. Walter Bishop
Hörspiele (Auswahl)
- Jacques Futrelle/Michael Koser: Professor van Dusen ermittelt (12. Folge: Stimmen aus dem Jenseits), als Erbprinz Amadeus Heinrich, Regie: Rainer Clute (RIAS Berlin 1980)[7]
- Michael Koser: Professor van Dusen ermittelt (55. Folge: Professor van Dusen und der Mord im Club), als King Cole Boloski, Regie: Rainer Clute (RIAS Berlin 1986)[7]
- Benjamin Blümchen: Benjamin als Ritter (Folge 42), als Eduard Blechmann (Fabrikbesitzer)
- Benjamin Blümchen: Benjamin als Gespenst (Folge 83), als Herr V. Knoblauch (Fremdenführer)
- Bibi Blocksberg: Die verhexte Hitparade (Folge 27), als Herr Crawalli (Musikproduzent)
- Bibi Blocksberg: Bibi und die Vampire (Folge 40), als Frank Frankenstein (Besitzer eines Gruselhotels)
- Bibi Blocksberg: Bibi wird entführt (Folge 51), als Pille
- Bibi Blocksberg: Bibi und Dino (Folge 59), als Nino Saurus (Leiter einer Saurierausstellung)
- Bibi Blocksberg: Der Geisterkater (Folge 60), als Rudolpho Raubein (Geisterkater)
- Bibi und Tina: Der Millionär (Folge 24)
- Spongebob Schwammkopf 15 (das Original-Hörspiel zur TV-Serie) als Mantarochen (Episode: Heldenhafte Urlaubsvertreter)
- Die Alchimistin
- Gruselkabinett: Dr. Jekyll & Mr. Hyde (Folge 10), Der Fall Charles Dexter Ward (Folge 24 + 25), Der Leichendieb (Folge 27)
- Gabriel Burns: Nachtkathedrale (Folge 5) als Inspector Lubbers, Die Totenmaschine (Folge 6) als Lee Sung-Joo
- Dorian Hunter: Freaks (Folge 6) als Frank Leary
Videospiele
- Drakensang: als Rakorium
- Kingdom Hearts 2: als Ansem der Weise
Auszeichnungen
- 2004: Deutscher Preis für Synchron in der Kategorie Herausragende männliche Synchronarbeit in dem Film Invasion der Barbaren
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 183.
Weblinks
- Literatur von und über Hans-Werner Bussinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans-Werner Bussinger in der Internet Movie Database (englisch)
- Hans-Werner Bussinger bei filmportal.de
- Hans-Werner Bussinger in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- ↑ Hans-Werner Bussinger. In: Sprecherdatei. Abgerufen am 20. März 2021.
- ↑ „Don Camillo & Peppone“ von Sabine Thiesler am Hansa-Theater Berlin, Regie Klaus J. Rumpf. Abgerufen am 20. März 2021.
- ↑ Arnold Bauer: Mit allen Weihwassern gewaschen ("Don Camillo und Peppone": Uraufführung der Bühnenfassung im Hansa-Theater), in: Berliner Morgenpost vom 22. August 1993
- ↑ G. Walt: Hans-Werner Bussinger (1941 - 2009). In: Zauberspiegel. Abgerufen am 20. März 2021.
- ↑ ZgH macht Bundeswertpapieren Beine. Vier. (Memento vom 3. September 2010 im Internet Archive) Undatierte Meldung auf der Homepage der Werbeagenturengruppe Hirschen Group GmbH.
- ↑ Hans-Werner Bussinger. Kurzbiografie auf der Homepage der Titania Medien GmbH (abgerufen am 18. November 2014).
- ↑ a b ARD Hörspieldatenbank. Abgerufen am 20. März 2021.
Personendaten | |
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NAME | Bussinger, Hans-Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Synchronsprecher |
GEBURTSDATUM | 5. April 1941 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 19. September 2009 |
STERBEORT | Berlin |