Niederrhein-Kolleg
Niederrhein-Kolleg | |
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Schulform | Weiterbildungskolleg |
Gründung | 1953 |
Adresse |
Wehrstraße 69 |
Ort | Oberhausen |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 28′ 9″ N, 6° 52′ 55″ O |
Träger | Land Nordrhein-Westfalen |
Website | www.niederrhein-kolleg.de |
Das Niederrhein-Kolleg in Oberhausen, Abkürzung NRK, ist eine staatliche Tagesschule des zweiten Bildungswegs und bietet seit 1953 als ältestes Kolleg des Landes Nordrhein-Westfalen Erwachsenen an, die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife nachzuholen.
Geschichte
Am 9. Juni 1953 kündigte die nordrhein-westfälische Kultusministerin Christine Teusch (CDU) die Gründung des Oberhausener Instituts zur Erlangung der Hochschulreife an.[1] Im November nahm die neue Einrichtung der Erwachsenenbildung des Zweiten Bildungswegs an der Grenze der beiden Stadtteile Schlad und Dümpten der Stadt Oberhausen im Rheinland im Gebäude der ehemaligen Dümpter Volksschule ihren Schulbetrieb auf, nachdem die noch im Gebäude befindliche Pädagogische Akademie Oberhausen als Niederlassungen der späteren Pädagogischen Hochschule Rheinland ihre Tore geschlossen hatte. Damit ist das Kolleg in Oberhausen nach dem Braunschweig-Kolleg das zweitälteste dieser Art in Deutschland und das erste in Nordrhein-Westfalen.
Der damals noch viersemestrige Lehrgang startete mit 27 Studierenden aus allen Teilen Deutschlands unter der Leitung des ersten Institutsleiters Heinrich Bauer. Weil in den Anfangsjahren Streitigkeiten über die Zuordnung zum Allgemeinen oder Beruflichen Schulwesen nicht geklärt waren, führte beim ersten Abitur 1955 der Kultusminister Werner Schütz (CDU) den Vorsitz. In der Zeit von 1953 bis 1958 wurde nach den Plänen und unter Leitung des Architekten Oswald Mathias Ungers das institutseigene Wohnheim (Fertigstellung zum 1. November 1956) und das Naturwissenschaftliche Gebäude mit der Aula und der Mensa (Einweihung Oktober 1958) errichtet. Mit dem Beginn der Sommersemester 1961 wurde die Semesterzahl von vier auf fünf erhöht. Seit 1965 lautete der offizielle Name der Einrichtung „Oberhausen-Kolleg – Staatliches Institut zur Erlangung der Hochschulreife“.
Zum 1. Januar 1964 wurde das Institut dem Schulkollegium Düsseldorf beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf unterstellt, ab dem 1. Januar 1986 der Schulabteilung des Regierungspräsidenten in Düsseldorf. Mit dem Wintersemester 1965/66 wurde das Wahlpflichtsystem in Anlehnung an die gymnasiale Ausbildungs- und Prüfungsordnung einführt. Mit Beginn des Wintersemesters 1981/82 wurde das Kurssystem in Anlehnung an das Modell der gymnasialen Oberstufe eingeführt und die Lehrgangsdauer auf sechs Semester aufgestockt. Zeitgleich mit der Umbenennung aller Schulen des Zweiten Bildungswegs (Abendrealschule, Abendgymnasium und Kolleg) in Nordrhein-Westfalen in „Weiterbildungskollegs“ wurde zum 1. August 2000 das Oberhausen-Kolleg umbenannt in „Niederrhein-Kolleg Staatliches Weiterbildungskolleg – Bildungsgang Kolleg“, um den großflächigen Einzugsbereich zu verdeutlichen, der sich vom Ruhrgebiet über die linke Rheinseite bis zum Niederrhein erstreckt.
Auf Beschluss der Landesregierung wird die Schule im Juli 2023 geschlossen.[2]
Allgemeines zur Schulform
Einbindung in das Schulsystem
Als zweiter Bildungsweg (kurz „ZBW“) werden Bildungsgänge bezeichnet, die Erwachsenen, die ihre Schulpflicht bereits erfüllt haben, ermöglichen, einen höheren Schulabschluss zu erlangen. Dazu gehören die kostenfreien öffentlich-allgemeinbildenden Schulformen bzw. Bildungsgänge der Abendrealschulen, der Abendgymnasien und der Kollegs.
Abschlüsse
Man kann folgende Schulabschlüsse erlangen:
- im Bildungsgang Abendrealschule: den Hauptschulabschluss und den mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife)
- im Bildungsgang Abendgymnasium, in dem der Unterricht meist abends stattfindet: den schulischen Teil des Fachabiturs (Fachhochschulreife) oder die allgemeine Hochschulreife (Abitur)
- im Bildungsgang Kolleg, in dem der Unterricht in Tagesform stattfindet: den schulischen Teil des Fachabiturs (Fachhochschulreife) oder die allgemeine Hochschulreife (Abitur).
Notwendige Voraussetzungen für den Besuch dieser Bildungsgänge können auch in Kursen der Volkshochschulen erworben werden.
Aufnahmevoraussetzungen
Wer an einem Weiterbildungskolleg in Nordrhein-Westfalen aufgenommen werden will, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Mindestalter: 18 Jahre
- Abgeschlossene Berufsausbildung – oder – Nachweis einer mindestens zweijährigen Berufstätigkeit (Führung eines Familienhaushaltes mit mindestens einer erziehungs- oder pflegebedürftigen Person, Wehr- und Zivildienstzeiten, nachgewiesene Arbeitslosigkeit können angerechnet werden).
- Fachoberschulreife oder erfolgreicher Besuch eines Vorkurses oder Bestehen einer Eignungsprüfung
Besonderheiten des NRK
Fächerangebot
Die Unterrichtsfächer an einem Weiterbildungskolleg in den Bildungsgängen Kolleg und Abendgymnasium werden wie in der gymnasialen Oberstufe in unterschiedliche Aufgabenfelder unterteilt.
I. Aufgabenfeld (das sprachlich-literarisch-künstlerische):
Deutsch, Englisch, Französisch, Latein und Kunst.
II. Aufgabenfeld (das gesellschaftswissenschaftliche): Geschichte, Erdkunde, Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaftslehre.
III. Aufgabenfeld (das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische): Mathematik, Biologie, Chemie und Physik.
Ohne Aufgabenfeldzuordnung: Religionslehre
Schullaufbahn
Der sechssemestrige Schulbesuch gliedert sich analog zur gymnasialen Oberstufe in Nordrhein-Westfalen in die Einführungsphase (Semester 1 bis 2) und die Qualifikationsphase (Semester 3 bis 6). Es gilt die Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Weiterbildungskollegs des Landes Nordrhein-Westfalen.
Einführungsphase
In der Einführungsphase werden die grundlegenden Inhalte für die Kursphase vermittelt. Pflichtfächer sind Deutsch, Englisch, Mathematik (je fünfstündig), Französisch oder Latein (je vierstündig), Biologie und Geschichte (je dreistündig) in beiden Semestern. Im ersten oder zweiten Semester werden weiterhin zum Teil als Wahlpflichtangebote Chemie, Erdkunde, Philosophie, Physik, Religion, Soziologie und Volkswirtschaftslehre (je zwei- bis dreistündig) unterrichtet. Jeweils am Ende des ersten und zweiten Semesters erfolgt bei entsprechenden Unterrichtsleistungen eine Versetzung in das nächsthöhere Semester.
Qualifikationsphase
In dieser Kursphase existieren neben verpflichtenden Unterrichtsfächern auch Wahlmöglichkeiten aus dem für die Einführungsphase dargestellten Angebot. Als Leistungsfächer werden derzeit Deutsch, Englisch, Mathematik bzw. Biologie, Geschichte und Kunst angeboten. Nach dem 4. Semester besteht die Möglichkeit zum Erwerb des schulischen Teils der Fachhochschulreife, nach dem 6. Semester die Möglichkeit zur Ablegung der zentralen Prüfungen zur allgemeinen Hochschulreife (Abitur).
Kosten und Fördermöglichkeiten
Der Unterricht an einem Kolleg ist kostenlos. Bücher werden im Rahmen der Lernmittelfreiheit zur Verfügung gestellt. Eine elternunabhängige und darlehensfreie Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) ist in der Regel möglich, wenn die Ausbildung vor dem 30. Lebensjahr begonnen wurde. Sachkundige Auskunft erteilt das Amt für Ausbildungsförderung der Stadt Oberhausen.[3]
Abschlüsse
Das Niederrhein-Kolleg zählt darüber hinaus zu den derzeit vier Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf, an denen einmal jährlich die Externen-Abiturprüfung (ehemals Abitur für Nichtschüler)[4] abgenommen wird. Anmeldung hierzu erfolgen ausschließlich über die Bezirksregierung Düsseldorf.
Förderverein
Bereits 1959 wurde am Niederrhein-Kolleg ein Förderverein gegründet. Ziel des Vereins ist es, das gemeinsame schulische Engagement von Studierenden und Lehrenden am NRK für eine lebendige Kolleggemeinschaft und eine zukunftsfähige Weiterbildung auf vielfältige Weise zu fördern und finanziell zu unterstützen. Neben der institutionellen Förderung als Primäranliegen des Fördervereins bildet er auch ein Bindeglied zwischen Kolleg, aktuellen Studierenden und ehemaligen Studierenden, die so dem Kolleg verbunden bleiben.
Architektur
Die zwischen 1953 und 1959 von Oswald Mathias Ungers erschaffenen Gebäude gelten als frühe Werke des Künstlers. Insbesondere das Studierendenwohnheim nahm den damaligen internationalen Trend zu clusterförmigen, modularen Architekturen auf.[5] Mit dieser Architektur gehört das Niederrhein-Kolleg zur Rundtour exemplarischer Beispiele der Architektur und Architekturentwicklung der Stadt Oberhausen.[6]
Wohnheim
Auf dem Gelände des Niederrhein-Kollegs Oberhausen liegt hinter den Schulgebäuden in einer Parkanlage ein Studierendenwohnheim. In neun Häusern finden über 50 Studierende Unterkunft. Jedes Haus verfügt im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss jeweils über drei ca. 20 m² große, unmöblierte Einzelzimmer. Hinzu kommen ein Wasch-/Duschraum pro Etage und eine Toilettenanlage. Im zweiten Obergeschoss jedes Hauses ist eine Gemeinschaftsküche untergebracht. Zu der Wohnanlage gehört auch eine Waschküche mit zwei automatischen Waschmaschinen und einem Wäschetrockner.
Kurioses
2013 gab sich der Düsseldorfer Augenarzt Eckhard Roth als Schiffskoch aus und meldete sich mit gefälschten Papieren als Autodidakt zur Abiturprüfung an. Er bestand die Prüfungen und deckte den Schwindel im Nachhinein auf.[7]
Weblinks
- Offizielle Homepage des Niederrhein-Kollegs
- Allgemeine Informationen zum Bafög
- Webseite des Bafög-Amtes der Stadt Oberhausen
- Webseite zur Externen Abiturprüfung
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum des NiederrheinKollegs 1953–2003. Herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer des Niederrhein-Kollegs e. V.
- ↑ Trotz Protesten: Schulministerin schließt Niederrhein-Kolleg Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 8. Juli 2022.
- ↑ Webseite des Bafögamtes der Stadt Oberhausen. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
- ↑ Webseite des Schulministeriums zur Externen Abiturprüfung (Memento vom 10. Oktober 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 4. Oktober 2016.
- ↑ negotiating ungers: the materiality of the social. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- ↑ Kunstrundtour Oberhausen. Webseite zur Kunsttour besonders sehenswerter Architektur Oberhausens. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
- ↑ Der Arzt der als Schiffskoch nochmal Abitur machte. Onlineartikel der Zeitung Die Welt. Abgerufen am 4. Oktober 2016.