Nigger
Nigger (im afroamerikanischen Englisch auch Nigga, Niggar, Niggah oder Nigguh;[1] in Südstaaten-Aussprache auch Niggra, Nigra und Nighe[2]) ist eine rassistische und äußerst abwertende Bezeichnung für Schwarze.
Herkunft und Verwendung
Der Ausdruck entwickelte sich in den Vereinigten Staaten, als dort schwarze, aus Afrika verschleppte Menschen Sklavenarbeit verrichten mussten, aus dem spanischen Wort negro („schwarz“, vom lat. niger mit der gleichen Bedeutung) über engl. negro zu negar und schließlich nigger. Wahrscheinlich spielten auch das deutsche Wort Neger, das italienische Wort negro („Schwarzer“) und das französische Wort nègre (ebenfalls: „schwarz“, von lat. niger) bei der Entwicklung eine Rolle.
Das Wort war in den Vereinigten Staaten die Bezeichnung der Weißen für ihre schwarzen Sklaven. Ebenso belegt ist die Verwendung durch die britischen Kolonialherren in ihren indischen und sonstigen Kolonien. Spears[2] zeigt in einer Auflistung von fast 20 Beispielen, dass das Voranstellen von nigger vor geläufige Alltagsbezeichnungen deren Bedeutung in beleidigender oder abwertender Form verändert (Beispiel: nigger steak für eine Scheibe Leber).
Es ist aber nicht nur im Englischen ein belastetes Wort, sondern wird auch im Deutschen zuweilen als Schimpfwort verwendet.[3] In allgemeinen deutschsprachigen Wörterbüchern ist es als abwertender Ausdruck bekannt.[4] Spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstand man den Ausdruck in Deutschland als „in Amerika verächtliche Bezeichnung“.[5]
Wie bei einigen groben Wörtern und ursprünglichen Beschimpfungen finden diese durchaus eine gewisse Akzeptanz, solange sie in Freundesgruppen oder unter Betroffenen verwendet werden. So auch mit der Bezeichnung Nigger, die Afroamerikaner untereinander durchaus freundschaftlich-zuwendend verwenden.[6] Alle bedeutenden Lexika weisen es jedoch, wenn von Weißen verwendet,[7] weiterhin als hochgradig beleidigendes Schimpfwort aus. Gelegentlich wird der Begriff in den USA als N-word („N-Wort“) umschrieben. Insbesondere wohlhabendere junge weiße Personen, die sich lediglich der schwarzen Subkultur bedienen, werden in der Hip-Hop-Szene oft als Wigger (oder Whigger) bezeichnet (Kofferwort aus white [weiß] und Nigger).[8]
Der schwarze Komponist Julius Eastman, ein Vertreter der Minimal Music, nannte eines seiner Stücke 1979 Evil Nigger (böser Nigger). Mit diesem Titel „überdreht er“, so Malte Hemmerich im Deutschlandfunk, die Eigenschaft des Schwarzseins und „stellt sie selbst als etwas Böses dar: als teuflisch oder aufständisch kriegstreibend“. Dies sei politisch zu verstehen, als provokativer Verweis auf die Diskriminierung als Schwarzer.[9]
Literatur
- Susan Arndt (Hrsg.): AfrikaBilder. Studien zu Rassismus in Deutschland. Münster 2006, ISBN 3-89771-028-5.
- Randall Kennedy: Nigger: The Strange Career of a Troublesome Word. Random House USA 2003. ISBN 978-0-375-71371-2. (englisch)
- John McWhorter: Nine Nasty Words: English in the Gutter: Then, Now, and Forever. Penguin Publishing Group, 2021 ISBN 978-0-593-18879-8, S. 173–208
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Randall Kennedy: Nigger: The Strange Career of a Troublesome Word.
- ↑ a b R. A. Spears: Slang and Euphemism Signet Book, New American Library 1981, Seite 282–283. ISBN 0-451-11889-8. (englisch)
- ↑ Ulrike Kramer: Von Negerküssen und Mohrenköpfen. Begriffe wie Neger und Mohr im Spiegel der Political Correctness. Eine Wortschatzanalyse, Diplomarbeit, Universität Wien 2006, S. 82.
- ↑ Ulrike Kramer: Von Negerküssen und Mohrenköpfen. Begriffe wie Neger und Mohr im Spiegel der Political Correctness. Eine Wortschatzanalyse, Diplomarbeit, Universität Wien 2006, S. 83.
- ↑ Nigger. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1908, S. 689.
- ↑ “Nigger is a common expression among the ordinary Negroes and is used frequently in conversations between them. It carries no sting when used by themselves, but the object keenly to thites using it, because it conserves the spirit of hate.” Aus Flexner und Wendworth: Dictionary of American Slang. New York 1967, S. 354.
- ↑ Tom Dalzell und Terry Victor: The New Partridge Dictionary of Slang and Unconventional English, Taylor & Francis, 2005, Seite 1369
- ↑ LESSON 25 BBC World Service, Learning Englisch
- ↑ Malte Hemmerich: Anspiel – Neue Eastman-CD. Titel, die provozieren. Deutschlandfunk, 7. Oktober 2020, online.