Niko Pelinka

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Niko Pelinka

Nikolaus „Niko“ Pelinka (* 14. Oktober 1986 in Wien) ist ein österreichischer Agentur-Manager, Unternehmer und ehemaliger PR-Mann, Lobbyist und Medienfunktionär.[1] Von April 2010 bis Dezember 2011 war er Mitglied des ORF-Stiftungsrates und Sprecher (Leiter) des dortigen SPÖ-„Freundeskreises“.

Leben

Niko Pelinka ist Sohn des Journalisten Peter Pelinka und Neffe des Politikwissenschaftlers Anton Pelinka. Er wuchs in Wien-Josefstadt auf und trat als Schüler der SPÖ bei. Nach der Matura und der Ableistung seines Zivildienstes war er unter anderem als Vize-Chefredakteur des Online-Jugendmagazins CHiLLi.cc und innenpolitischer Volontär beim „Standard“ tätig. 2006 wurde er parlamentarischer Mitarbeiter von Andreas Schieder, 2007 Pressesprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied.[2] 2007/08 absolvierte er berufsbegleitend den Universitätslehrgang Politische Kommunikation an der Universität für Weiterbildung Krems.[3] Von 2010 bis Ende 2011 war er, von Christian Kern berufen,[2] als Lobbyist und Mitarbeiter der Abteilung Public Affairs für die ÖBB tätig.[4] Im April 2010 wurde er ORF-Stiftungsrat und ersetzte zugleich Karl Krammer als Leiter des sogenannten SPÖ-„Freundeskreises“ (der größten „Fraktion“ im Stiftungsrat).[5]

Pelinka kandidierte bei mehreren Wahlen (Wiener Landtagswahl 2005, Nationalratswahl 2006[6], Nationalratswahl 2008[7], Wiener Landtagswahl 2010) an unwählbarer Stelle.

Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz Pelinka per 1. Jänner 2012 als seinen neuen Büroleiter bestellen möchte.[8] Dieser legte daher mit Ende 2011 die Freundeskreisleitung und sein Stiftungsratsmandat zurück. Die geplante Bestellung wurde von ÖVP, FPÖ, den Grünen und den ORF-Redakteuren heftig kritisiert, sie sahen die politische Unabhängigkeit und das Ansehen des ORF gefährdet. Die Redakteure wehrten sich mit einer internen Petition gegen die Bestellung Pelinkas. Außerdem forderten sie ihn in einem offenen Brief auf, seine Bewerbung zurückzuziehen.[9] Dieser Aufforderung kam Pelinka am 19. Jänner nach. Mit seinem Rückzug wolle er „weitere untergriffige Angriffe gegen mich, meine Familie und mein persönliches Umfeld vermeiden“, er könne weder sich selbst noch dem ORF eine „wochenlange Weiterführung dieses unwürdigen Theaters zumuten“.[10]

Seit März 2012 ist Pelinka als zweiter Geschäftsführer der in Wien ansässigen Medien-Holding Kobza Media Group tätig. Die Holding hält unter anderem Beteiligungen an den Agenturen KTHE, Diego5, alpha_z sowie an den Medien-Unternehmen R9 und biber.[1] Pelinka ist außerdem Mitgründer der Cafe-Marke „Bieder & Maier“, die 2019 den ADC-Award New York für das weltweit beste Packaging Design gewonnen hat.[11] Weiters ist Pelinka ein Gründer der internationalen Digitalisierungskonferenz „Darwin’s Circle“, an der in den vergangenen Jahren Persönlichkeiten der Digital-Szene wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, Alexander Karp, Markus Braun und N26-Mitgründer Valentin Stalf teilgenommen haben.[12]

Gemeinsam mit Eveline Steinberger-Kern leitet er den Innovation Club, der den Austausch zwischen Österreich und dem Silicon Valley forcieren soll.[13][14]

Pelinka absolviert bis 2016 das berufsbegleitende Executive MBA Programm der Hult International Business School in London.[1]

Rezeption

In der ORF-Satiresendung Wir Staatskünstler wurde Niko Pelinkas angeblich großer Einfluss auf die Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks parodiert, Pelinka wurde dabei von Nicholas Ofczarek verkörpert.[15]

Im Jänner 2012 veröffentlichte Elfriede Jelinek den Text Der kleine Niko, in dem sie scharfe Kritik an der Bestellung Niko Pelinkas zum ORF-Büroleiter sowie am „Karrieremodell der SPÖ“ übte und das Ende der Sozialdemokratie gekommen sah.[16][17]

Weblinks

Commons: Niko Pelinka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Niko Pelinka: "Relevanter Player in Deutschland" werden - derStandard.at. Abgerufen am 6. November 2019 (österreichisches Deutsch).
  2. a b Elisabeth Horvath: Die Pelinkas. In: Der Österreichische Journalist. Nr. 10+11, 2010, S. 56–59 (journalist.at [abgerufen am 29. Dezember 2011]).
  3. Donau-Universität Krems: Infofolder Politische Kommunikation (PDF; 1,3 MB)
  4. ORF: (Noch Nicht)-Büroleiter Pelinka hat keinen Plan B. Die Presse, 2. Jänner 2012. Abgerufen am 14. Jänner 2012.
  5. ORF: "Riesiger Schaden" durch Causa Pelinka, Kurier, 29. Dezember 2011. Abgerufen am 31. Dezember 2011.
  6. BMI. Abgerufen am 6. November 2019.
  7. NR Wahlen 2008. Abgerufen am 6. November 2019.
  8. Niko Pelinka wird Büroleiter von ORF-Chef Wrabetz, Die Presse, 23. Dezember 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.
  9. Offener Brief der Redakteure im Wortlaut
  10. ORF: Niko Pelinka zieht seine Bewerbung zurück, Die Presse, 19. Jänner 2012. Abgerufen am 19. Jänner 2012.
  11. Kaffeemarke Bieder & Maier: Gold bei ADC Annual Awards für KTHE - derStandard.at. Abgerufen am 6. November 2019 (österreichisches Deutsch).
  12. 19 06 2017 Um 16:00: Neue Digitalkonferenz: Darwin's Circle bringt Tech-Branche nach Wien. Abgerufen am 6. November 2019.
  13. Neuer Job: Niko Pelinka wechselt in die Werbebranche. In: Die Presse. 7. März 2012, abgerufen am 7. März 2012.
  14. FB-Nr.:435131z. In: Firmenbuch. Bundesministerium für Justiz, abgerufen am 1. Oktober 2017.
  15. „Wir Staatskünstler“: Kabarett, das Niko P. (nicht) gefällt, Die Presse, 22. November 2011. Abgerufen am 31. Dezember 2011.
  16. Der kleine Niko im Vollrext (Memento vom 14. Januar 2012 im Webarchiv archive.today)
  17. "Der kleine Niko" und das Ende der Sozialdemokratie, Der Standard, 2. Jänner 2012. Abgerufen am 7. März 2012.