Nojeh-Coup

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General Ayat Mohagheghi

Der Nojeh-Coup oder Noscheh-Putsch war ein für den 9. Juli 1980 (18. Tir 1359) geplanter Putschversuch mit dem Codenamen „NEGHAB“ (Maske), mit dem der Präsident Abolhassan Banisadr und die gesamte Führung der Islamischen Republik Iran einschließlich ihres geistlichen Führers Chomeini gestürzt werden sollte. Der Coup sollte von der Luftwaffenbasis Schahrochi bei Hamadan seinen Ausgang nehmen. Die Luftwaffenbasis war nach der islamischen Revolution in Nojeh-Basis umbenannt worden. Einer der Anführer der Putschisten war General Ayat Mohagheghi.

Vorbereitungen

Offiziere der iranischen Armee, die ihre Ausbildung noch zu Zeiten des Schahs erhalten hatten, kamen überein, das seit 513 Tagen an der Macht befindliche islamische Regime im Iran zu stürzen und wieder die alte Monarchie zu errichten. An den Planungen waren Offiziere der Armee, der Luftwaffe, der Kaiserlichen Garde und des Geheimdienstes SAVAK beteiligt.

Schapur Bachtiar, der letzte Premierminister unter Mohammad Reza Schah, hatte in Paris ein Büro eröffnet und den Widerstand gegen die Islamische Republik Iran organisiert. Dabei wurde er unter anderem von Saddam Hussein aus dem Irak finanziell unterstützt.

Einer der wichtigsten Anführer des Putsches war General Ayat Mohagheghi. General Mohagheghi war auch nach der Islamischen Revolution General der Luftwaffe geblieben und hatte Zugang zu allen militärischen Anlagen der Luftwaffe.

Geplanter Ablauf

Soweit bekannt, sollte der Coup in drei Phasen ablaufen. Phase 1 bestand aus einem Luftangriff auf militärisch und strategisch bedeutsame Gebäudekomplexe, auf Regierungsgebäude, den Wohnsitz von Chomeini in Jamaran und Gebäude der Geistlichkeit in Teheran, Maschhad und Ghom. In Phase 2 sollten Soldaten von neun Infanteriedivisionen zentrale Einrichtungen in Teheran besetzen, darunter das staatliche Radio und Fernsehen, das Parlament, das Hauptquartier der Revolutionsgarden und den Teheraner Basar. Phase 3 sah eine vollständige Trennung der Hauptstadt Teheran vom Hinterland vor, um mögliche Verstärkungen für die Revolutionsgarden abzuschneiden. Dies sollte mit 50.000 bewaffneten Kurden, Belutschen und türkischen Milizionären erreicht werden. Die Milizen sollten Uniformen der Revolutionswächter tragen und an einem grünen Band mit der Aufschrift „Ya Vatan“ (Oh Mutterland) erkennbar sein.

Entdeckung

48 Stunden bis zum Coup liefen alle Vorbereitungen nach Plan. Wie die Regierung der Islamischen Republik von dem geplanten Coup erfuhr, ist bis heute nicht bekannt. Die meisten Quellen geben an, dass die Informationen von einem Mitarbeiter des Büros Bachtiars aus Paris stammten. Schapur Bachtiar hat sich zu diesen Verdächtigung nie geäußert. Der Verdacht, Informationen über den geplanten Coup an die Regierung der Islamischen Republik Iran weitergegeben zu haben, macht sich an der Person Manucher Ghorbanifar fest. Ghorbanifar war ein ehemaliger Mitarbeiter des 8. Büros (Gegenspionage) des SAVAK unter der Führung von General Hashemi und später Sprecher des Premierministers Schapur Bachtiar. Manuchehr Ghorbanifar betätigte sich als Vermittler bei den Waffenverkäufen der USA an den Iran, bekannt als Iran-Contra-Affäre. Er war es neben anderen, der im Auftrag der Islamischen Republik Iran mit Oliver North die Verhandlungen über die Waffenlieferungen führte.

Im Rahmen des Nojeh-Coups sollte Ghorbanifar Waffen an eine bestimmte Luftwaffenbasis liefern, die dann in dem Coup eingesetzt werden sollten. Diese Waffen trafen allerdings niemals ein. Ghorbanifar lebte zur Zeit des Coups in Istanbul unter dem Namen Suzani. Suzani bzw. Ghorbanifar behauptete, dass er mehreren an dem Coup beteiligten Personen zur Flucht in die Türkei verholfen habe. Allerdings wurden Oberst Hadi Azizmoradi, Oberst Behrouz Shahverdilou und Oberst Ahmad Hamedmonfarad, denen Ghorbanifar zur Flucht verholfen haben will, in Istanbul erschossen aufgefunden. Ghorbanifar wird beschuldigt, an ihrem Tod mitverantwortlich zu sein.

In einem auf der Grundlage des Freedom of Information Act am 6. Juni 2007 angestrengten Gerichtsverfahren soll erwirkt werden, dass alle bei den amerikanischen Sicherheitsbehörden vorhandenen Informationen zu diesem fehlgeschlagenen Coup veröffentlicht werden. In der Klageschrift wird behauptet, dass im Juli 1980 Zbigniew Brzeziński König Hussein von Jordanien getroffen habe, um mit ihm die Möglichkeit einer irakischen Invasion im Iran zu besprechen. Weiter wird behauptet, dass der Coup von sowjetischen Agenten in Frankreich und Lateinamerika an die Regierung Banisadr verraten worden sei.[1]

Öffentliche Bekanntgabe

Die breite Öffentlichkeit wurde am 11. Juli 1980 (20. Tir 1359) von Präsident Banisadr, dem Kommandeur der Luftwaffe Colonel Javad Fakouri und dem Kommandeur der Revolutionswächter Morteza Rezai über das staatliche Fernsehen von dem geplanten Umsturz unterrichtet. Banisadr erklärte der überraschten Öffentlichkeit, dass ein Staatsstreich von Seiten des Militärs unter der Führung von Schapur Bachtiar aufgedeckt worden sei. Seit einem Monat wisse die Regierung von den Umsturzplänen. 24 Stunden vor Beginn der militärischen Operation sei ihr das Datum des Umsturzversuches sowie die Hauptorte bekannt gewesen.

Verhaftungen und Hinrichtungen

Einer der Anführer des Coups, General Mohagheghi, gab in einem auf Video aufgezeichneten Verhör an, dass der Coup von wenigen Offizieren geplant worden sei, die mit der allgemeinen Lage im Iran unzufrieden gewesen seien. Man wollte vier Flugzeuge in der Nojeh-Luftwaffenbasis stehlen und das Haus von Chomeini und Gebäude und Brücken in Teheran bombardieren. Am besagten 9. Juli sei man mit einem Bus zur Basis gefahren und habe dort die Basis unter starker Bewachung der Revolutionsgarden vorgefunden. Der Plan, auf die Basis zu fahren und die Flugzeuge zu stehlen, sei daher fallengelassen worden. Stattdessen kehrte man unverrichteter Dinge nach Teheran zurück. Auf dem Rückweg seien die Verschwörer dann verhaftet worden.[2]

Unmittelbar vor der öffentlichen Bekanntmachung wurden weitere, mutmaßlich an dem Putsch beteiligte Offiziere verhaftet. Elf Tage nach Bekanntgabe der Umsturzpläne wurden am Sonntag, dem 22. Juli 1980 (29. Tir 1359) die Luftwaffenoffiziere General Ayat Mohagheghi, Major Farokhzad Jahangiri, Hauptmann Mohammad Malek und Hauptmann Bijan Irannejad hingerichtet. Die Todesurteile wurden von Mohammad Mohammadi Reyschahri, dem vorsitzenden Richter des revolutionären Militärgerichts – er wurde später erster Leiter des iranischen Geheimdienstes VEVAK – ausgesprochen.

In den folgenden 65 Tagen wurden insgesamt 115 Personen hingerichtet, darunter Piloten, Fallschirmjäger und Offiziere der Artillerie. Besondere Aufmerksamkeit fand die Hinrichtung von Shahriar Noor, Sohn des geflohenen Obersten Amir Hushang Noor, der im Rahmen eines Sippenhaft-Urteils an Stelle seines zum Tode verurteilten Vaters hingerichtet wurde.

Mit dem Ausbruch des Iran-Irak-Krieges wurde von weiteren Verhaftungen und Hinrichtungen abgesehen.

Weblinks

Einzelnachweise