Ochs und Esel

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Krippe, Detail der Schmalseite des Sarkophags des Stilicho in Sant’Ambrogio (Mailand), um 385
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Hans Baldung: Die Geburt Christi, 1520
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Ochs und Esel als Krippenfiguren, Deutschland, frühes 20. Jahrhundert

Ochs und Esel sind seit frühchristlicher Zeit fester Bestandteil der bildlichen Darstellungen der Weihnachtsgeschichte.

Quellen

Die lukanische Weihnachtsgeschichte (Lk 2,1–20 EU) erwähnt zwar die Futterkrippe, in die das neugeborene Kind gelegt wird, jedoch keine Tiere. Erst das wahrscheinlich nach 600 entstandene Pseudo-Matthäus-Evangelium, eine Ausschmückung der Geburtsgeschichten des Matthäus- und des Lukasevangeliums, berichtet in Kapitel 14:

„Tertia autem die nativitatis Domini egressa est Maria de spelunca et ingressa est stabulum et posuit puerum in praesepio, et bos et asinus adoraverunt eum. Tunc adimpletum est quod dictum est per Isaiam prophetam dicentem: ‚Cognovit bos possessorem suum et asinus praesepe domini sui.‘“

„Am dritten Tag nach der Geburt des Herrn verließ Maria die Höhle und ging in einen Stall.
Sie legte den Knaben in eine Krippe, und ein Ochse und ein Esel beteten ihn an. Da ging in Erfüllung, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: ‚Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.‘“[1]

Als Bestandteil der Legenda aurea (13. Jahrhundert) hatte das Pseudo-Matthäus-Evangelium großen Einfluss auf die spätmittelalterliche Ikonografie.

Ochs und Esel an der Krippe sind jedoch älter als Pseudo-Matthäus. Sie erscheinen schon in den frühesten erhaltenen Darstellungen des Weihnachtsgeschehens (4. Jahrhundert) und basieren dort direkt auf der typologischen Deutung Jesajas 1,3 EU und auf der Paränese der Kirchenväter.

Bedeutung

Die scheinbar dummen Tiere Ochse und Esel, die seit dem 4. Jahrhundert zum Weihnachtsbild gehören, kennen ihren Herrn und den Ort ihrer Nahrung. Sie sind klüger als die Menschen, die trotz ihrer Vernunft dafür blind sind. „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3 EU) Die Kirchenväter legen das Motiv als Allegorie spezifischer aus: Der Ochse steht für das Volk Israel und ist manchmal mit einem Joch dargestellt, welches das jüdische Gesetz symbolisiert, und der Esel steht für die Heiden. Das Judentum erkennt zwar seinen Herrn an, erkennt ihn aber nicht in dem Kind, während sich die Heiden dem richtigen Glauben zuwenden. Gregor von Nyssa entwickelt den Gedanken weiter: Zwischen den an das Gesetz gebundenen Juden und den vom Götzendienst belasteten Heiden liegt der Gottessohn, der sie von ihren Lastern befreit. Erst ab dem 5. Jahrhundert – nach dem Konzil von Ephesos – erscheint Maria an der Krippe. Ab dem 6. Jahrhundert treten die Tiere in den Hintergrund und Maria und das Kind werden zum Mittelpunkt des Weihnachtsbildes. Diese Überlieferungen münden dann im 7. Jahrhundert in das Pseudo-Matthäus-Evangelium.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konstantin von Tischendorf (lat.), übersetzt von Hans Zimmermann: Pseudo-Matthäusevangelium: Kap.1–15: Marienlegende. In: 12koerbe.de. 23. Januar 2015, abgerufen am 5. Januar 2019.
  2. Julia Ricker: Woher kommen Ochse und Esel? Monumente 6, 2015, S. 53.