Ortwin Renn

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Ortwin Renn (* 26. Dezember 1951 in Schmidtheim) ist ein deutscher Soziologe, Volkswirt und Nachhaltigkeitswissenschaftler. Renn war von 1994 bis 2016 Lehrstuhlinhaber für Technik- und Umweltsoziologie an der Universität Stuttgart. Er ist ein international anerkannter deutscher Risikoforscher, Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats von Baden-Württemberg (NBBW) und Direktor des gemeinnützigen Forschungsinstituts Dialogik. Seit dem 1. Februar 2016 ist Renn wissenschaftlicher Direktor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS).[1][2][3]

Ausbildung

Aufgewachsen in Jülich als Sohn eines Gymnasialdirektors, wurde Renn 1980 nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre und Soziologie an der Universität Köln (Abschluss Diplomvolkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung im Jahr 1978) im Fach Sozialpsychologie promoviert.

Wirken

Renn arbeitete als Wissenschaftler und Hochschullehrer in Deutschland, den USA und der Schweiz. Er war von 1986 bis 1992 Professor für Umweltwissenschaften an der Clark University in Worcester/USA und von 1992 bis 1993 Gastprofessor an der Abteilung Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich. Von 1992 bis 2003 war er Mitglied des Vorstandes der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, ab 2001 als leitender Direktor. Im Dezember 2003 trat er den Posten als Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Risikoforschung und nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN) am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart an.

Von 2006 bis 2012 leitete Renn zudem den Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Baden-Württemberg und war Mitglied in der von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufenen Ethikkommission „Zukunft der Energieversorgung“. Ab 2013 gehörte er dem „Science and Technology Advisory Council“, einem Beraterstab des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso, an. Im Jahr 2012 wurde er zum Präsidenten der Internationalen Gesellschaft für Risikoanalyse (SRA) gewählt. Ortwin Renn ist Mitglied im Senat der Berlin-Brandenburger Akademie der Wissenschaften (BBAW). Er ist darüber hinaus Mitglied weiterer nationaler und internationaler Akademien der Wissenschaften, im Wissenschaftlichen Beraterstab des Präsidenten der Europäischen Kommission (President's Science and Technology Advisory Council), im Panel on Public Participation der amerikanischen National Academy of Sciences sowie der National Academy of Disaster Reduction and Emergency Management of the People‘s Republic of China. 2002 wurde er zum Fellow der American Association for the Advancement of Science gewählt.[4] Renn ist ebenfalls Mitglied im Präsidium der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (Acatech). Seit 2005 leitet er den Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Baden-Württemberg. Daneben ist er sowohl bei der Evangelischen Landeskirche in Württemberg als auch bei der katholischen Bischofskonferenz im Beirat für ökologische Fragen.

Er war zudem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) (1996–2000) und der Zukunftskommission 2000 des Landes Baden-Württemberg (1996–2000). Er ist auch Mitglied in nationalen und internationalen Evaluierungskommissionen und Senatsausschüssen (u. a. Helmholtz-Gemeinschaft und Leibniz-Gemeinschaft).

Seit Oktober 2010 ist Ortwin Renn Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Risiko-Dialog, St. Gallen. Seit 2012 ist er Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung an der Universität Stuttgart (ZIRIUS) sowie Sprecher der Helmholtz-Allianz „Zukünftige Infrastrukturen der Energieversorgung - Auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit“ (gemeinsam mit Armin Grunwald). Von 2013 bis 2016 war er zudem Dekan der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Stuttgart.

Im Jahr 2018 wurde Renn zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt.

2021 ist er Vorsitzender des wissenschaftlichen Kuratoriums des Bürgerrats Klima.[5]

Forschungsschwerpunkte

  • Technik- und Risikosoziologie
  • Risikoregulierung, Risikomanagement und Risikokommunikation
  • Partizipationsforschung
  • Technikfolgenabschätzung und Technikvorausschau (technology foresight)
  • Modernisierung und Technikeinstellungen
  • Public Understanding of Science

Auszeichnungen

Ortwin Renn erhielt mehrere internationale Auszeichnungen, darunter den „Distinguished Achievement Award“ der Internationalen Gesellschaft für Risikoanalyse (SRA). Im November 2007 wurde Ortwin Renn die Ehrendoktorwürde (Dr. sc. tech. h. c.), der ETH Zürich verliehen,[6] 2020 die der Mittuniversitetet. 2013 erhielt er das Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland als Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen im In- und Ausland.[7]

Zudem erhielt er folgende Auszeichnungen:

  • Ehrenprofessur (Distinguished Honorary Professorship) der Technischen Universität München
  • Auszeichnung für die beste wissenschaftliche Veröffentlichung des Jahres 2012 in der Fachzeitschrift “Risk Analysis” (durch die Gesellschaft für Risikoanalyse)
  • Auszeichnung im Wettbewerb: bester Hochschullehrer Deutschlands 2012 (3. Platz)
  • „Fellow“ der Internationalen Gesellschaft für Risikoanalyse
  • „Fellow“ der American Association for the Advancement of Science (AAAS)
  • Outstanding Publication Award im Jahre 2002 für das mit C. Jaeger, G. Rosa und Th. Webler verfasste Buch „Risk, Uncertainty and Rational Action“

Mitgliedschaften

Schriften (Auswahl)

  • Wahrnehmung und Akzeptanz technischer Risiken, 6 Bände, KFA, Kernforschungsanlage Jülich, Programmgruppe Kernenergie und Umwelt, Zentralbibliothek der Kernforschungsanlage Jülich 1980 DNB 550943757 (Dissertation Universität Köln 1980, 852 Seiten in 6 Bänden)
    • Band 1: Zur Theorie der Risikoakzeptanz – Forschungsansätze und Modelle 1981, 155 Seiten.
    • Band 2: Die empirische Analyse von Risikoperzeption und -akzeptanz, 1981, 130 Seiten.
    • Band 3: Das Symbol Kernenergie – Einstellungen und ihre Determinanten, 1981, 162 Seiten.
    • Band 4: Materialband 1; statistische Daten, 1981, 227 Seiten.
    • Band 5: Materialband 2; Fragebögen und Anleitungen, 1981, 135 Seiten.
    • Band 6: Zentrales Literaturverzeichnis, 1981, 43 Seiten.
  • Die alternative Bewegung: eine historisch-soziologische Analyse des Protestes gegen die Industriegesellschaft, in: Zeitschrift für Politik, NEUE FOLGE, Vol. 32, Nummer 2 (Juni 1985), pp. 153–194.
  • mit anderen: Leitbild Nachhaltigkeit. Eine normativ-funktionale Konzeption und ihre Umsetzung, 2007
  • mit anderen: Risiko. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Unsicherheit, München 2007
  • Risk governance. Coping with uncertainty in a complex world, London 2008.
  • Das Risikoparadox. Warum wir uns vor dem Falschen fürchten, Herausgegeben von Klaus Wiegandt, Forum für Verantwortung. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-19811-5 (Originalausgabe).
  • Zeit der Verunsicherung: Was treibt Menschen in den Populismus? Rowohlt-Verlag; E-Book, 2017.[2]

Weblinks

Quellen

  1. Stammtisch kann jeder, Interview mit Ortwin Renn, 4. März 2016.
  2. a b Arno Widmann: Hydraulik, Hysterie und Homo sapiens, (neues) Interview mit Ortwin Renn in: Berliner Zeitung, 24./25. Februar 2018, S. 9. (Printausgabe).
  3. Ortwin Renn, Der Tagesspiegel, 16. Juni 2022
  4. Fellows der AAAS: Ortwin Renn. (Nicht mehr online verfügbar.) American Association for the Advancement of Science, archiviert vom Original am 26. Januar 2018; abgerufen am 26. Januar 2018.
  5. Bürgerrat Klima. Das wissenschaftliche Kuratorium. In: Bürgerrat Klima. Abgerufen am 25. Juni 2021.
  6. Ehrungen und Preise am ETH-Tag 2007 der ETH Zürich
  7. Forschungsministerin Wanka verleiht Prof. Ortwin Renn das Bundesverdienstkreuz beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 22. Februar 2013