Pál Ábel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Pál Ábel (* 1900 in Budapest; † 1958 in Italien) war ein ungarischer Komponist und Dirigent und Gründer des Abel-Quartetts.

Leben und Karriere

Pál Ábel war eines von drei Kindern des Ehepaares Gyula und Anne Abel.[1] Der Vater arbeitete als Experte für Getreide am Budapester Kornmarkt. Die Mutter, Tochter einer Französin und eines russischen Offiziers, war in Wien aufgewachsen. In der Familie wurde deutsch, französisch und ungarisch gesprochen. Bis 1915 lebten die Ábels in Buda zwischen dem Szent-Lukács-Heilbad und dem Budaer Krankenhaus des Barmherzigen Ordens, danach zogen sie nach Pest.

Mit fünf Jahren bekam Pál, der ein musikalisches Naturtalent war, eine Geige. Später absolvierte er die Franz Liszt Musikakademie in Budapest und arbeitete danach als Komponist und Dirigent. Mitte der zwanziger Jahre heiratete er die Opernsängerin Kató Halász, mit der zusammen er eine von ihm komponierte "Simultanoper" in Ungarn und Deutschland aufführte.[2]

1928 gründete er in Berlin mit vier ungarischen Opernsängern das Abel-Quartett. Mit ihrer Aufnahme "Ich steh' mit Ruth gut"[3] waren die Abels die erste Gruppe, die den Stil der amerikanischen Revelers auf den deutschsprachigen Markt übertrugen. Ende 1929 kam es zu einem Zerwürfnis innerhalb der Gruppe, weil Ábel der Meinung war, als Arrangeur und Pianist stünde ihm ein größerer Anteil der Gagen zu. Die Sänger wurden sich nicht einig, und Ábel gab sein erfolgreiches Quartett auf. Er gründete ein neues Ensemble, mit dem er Anfang 1930 erfolgreiche Gastspiele in Wien absolvierte, zunächst im Kabarett Simplicissimus[4], dann im Theater an der Wien in Bruno Granichstaedtens Jazz-Operette "Reklame", in der die Gruppe mehrere Monate lang mitwirkte. Mit den Sängern seines ehemaligen Quartetts führte er einen Rechtsstreit, da sie zunächst weiterhin den Namen "Abel-Quartett" benutzten.[5] Sein neues Ensemble trat in Wien anfänglich ebenfalls als "Die Abels" auf, später, bis ungefähr Februar 1931, unter dem Namen "Professor Abel und seine Jazz-Sänger". In der Folge erschien diese Gruppe bis Mitte 1932 unter der Leitung von Rudolf Goehr als "Die Abels" auf dem Label Kristall (Ab Mitte 1932 hört man auf Kristall hingegen wieder die Original-Abels unter Rudolf Goehr), während Abel begann, bei der Firma Durium als Dirigent und Arrangeur zu arbeiten.

Mitte der 1930er Jahre ließen er und seine Frau sich scheiden, und Ábel heiratete in Italien ein zweites Mal. Er komponierte mittlerweile Schlager und Filmmusik, zum Beispiel für die beiden Filme "Vertigine d’amore"[6] und "I peggiori anni della nostra vita"[7], beide aus dem Jahr 1949.[8]

Anfang der 1950er Jahre erkrankte Pál Ábel an Tuberkulose. Nach mehreren Aufenthalten in Sanatorien starb er 1958.

Familie

Der Schauspieler Frederic O'Brady (eigentlich: Frigyes Ábel) war sein jüngerer Bruder. Es ist nicht bekannt, ob aus Pál Ábels Ehen Kinder hervorgingen, aber laut seinem Bruder hatte er zwei außereheliche Kinder.[9]

Diskografie

  • Diskografie des Abel-Quartetts in Wolfgang Schneidereit: Discographie der Gesangsinterpreten der leichten Muse von 1925 bis 1945 im deutschsprachigen Raum: Eine Discographie mit biographischen Angaben in 3 Bänden. Band 1. Die Abels bis Annemarie Hegner
  • Eine Auswahl an Aufnahmen von Pál Ábel für Durium: https://www.discogs.com/artist/1527022-Paul-Abel

Literatur

Frederic O’Brady: All Told, Simon and Schuster, New York, 1964.

Schöpflin Aladár (szerk.): Magyar Színművészeti Lexikon 1. Aágh Endre – Faust (Budapest, 1929), 27. oldal

Weblinks

Audiobeispiele

Die Abels:

Durium-Aufnahmen:

Einzelnachweise

  1. "Hungary Civil Registration, 1895-1980," database with images, FamilySearch (https://www.familysearch.org/ark:/61903/1:1:68T2-TZNR : 10 November 2021), Abel Gyula, 27 Dec 1898; citing Marriage, , Archiv der Stadt Budapest (Archive of the City), Hungary.
  2. Halász Kató külföldi sikerei. In: Miskolci Reggeli Hirlap. 4. Oktober 1927 (ungarisch).
  3. Ich steh mit Ruth gut - Die Abels. Abgerufen am 24. Oktober 2021 (deutsch).
  4. Die Stunde, Wien, 2. Juli 1930, S. 7, "Neues Programm im Simplicissimus"
  5. Neue Zeitung, Wien, 14. Februar 1930, S. 4, "Theater und Musik"
  6. Vertigine d'amore (1949). Abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).
  7. Mo-Net s r l Milano-Firenze: I peggiori anni della nostra vita (1950). Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  8. Paolo Abel. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  9. Frederic O'Brady: All Told. Simon and Schuster, New York 1964, S. 17.