Palais Grassalkovich

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Blick auf das Palais Grassalkovich
Der Artemisbrunnen am Grassalkovichplatz (heute Hodžovo námestie) um das Jahr 1884; links das Erzherzog Friedrich Palais. Im heute nicht mehr existierenden, einstöckigen Haus rechts befand sich zur Entstehungszeit der Aufnahme die Likörfabrik von Jakob Spitzer.

Das Palais Grassalkovich (slowakisch Grasalkovičov palác), auch Präsidentenpalais (Prezidentský palác) genannt, ist ein Bauwerk in Bratislava. In ihm befindet sich der Sitz des Präsidenten der Slowakischen Republik, es liegt nördlich der Altstadt an der Nordseite des Hodžovo námestie in der Nähe des ehemaligen Erzbischöflichen Sommerpalais, des Sitzes der Regierung der Slowakei.

Geschichte

Das Palais Grassalkovich, ein eindrucksvolles rokoko-spätbarockes Palais mit einem Barockgarten, wurde 1760 für Graf Antal Grassalkovich I., Präsident der königlich ungarischen Hofkammer, durch den Architekten Andreas Mayerhoffer errichtet, der für ihn bereits das Schloss Gödöllő bei Budapest erbaut hatte, baugeschichtlich ein Vorbild für das Palais in Pressburg. Dieses Bauwerk hat zahlreiche schöne Räume, vor allem der sogenannte spanische Saal und das prachtvolle, reich mit Skulpturen ausgestattete Treppenhaus sind zu erwähnen. Die Stiegenstufen bestehen aus dem harten weißen Kaiserstein aus Kaisersteinbruch im Burgenland.

Das Palais Grassalkovich wurde nach seiner Fertigstellung der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Pressburg, dem heutigen Bratislava, der damaligen Hauptstadt Ungarns. Einige Werke des Komponisten Joseph Haydn fanden damals dort ihre Uraufführung, da Graf Grassalkovich über ein eigenes Orchester verfügte. Er und sein Verwandter Nikolaus I. Joseph Fürst Esterházy förderten Joseph Haydn als Komponisten und Dirigenten. Da sich der wirtschaftlich erfolgreiche Graf Grassalkovich das Wohlwollen der Kaiserin Maria Theresia erhalten wollte, kam es etwa im Jahre 1765 zu einem Besitzwechsel des Palais. Im Palais Grassalkovich wurden nun Bälle und Festlichkeiten des kaiserlich-österreichischen Hofes der Habsburger veranstaltet. Joseph Haydn dirigierte das Orchester, als Marie Christine von Österreich, eine Tochter Maria Theresias, 1766 Herzog Albert von Sachsen-Teschen in der Kapelle von Schloss Hof bei Pressburg das Eheversprechen gab. Dem Philologen Ľudovít Štúr wird nachgesagt, er habe seine Liebe zu Adela Ostrolúcka dieser zum ersten Mal auf einem von Erzherzog Stefan Franz Viktor von Österreich organisierten Ball im Palais gestanden. Die letzten Eigentümer des Anwesens vor dem Ende der Monarchie Österreich-Ungarn im Jahre 1918 waren Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen und seine Ehefrau Isabella von Croy-Dülmen, die das Palais im Jahre 1897 für 480 Tausend Gulden kauften.[1] Isabellas Hofdame Sophie Chotek von Chotkowa lernte den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este in diesem Palais kennen, der sie in morganatischer Ehe ehelichte und mit dem sie zusammen bei dem Attentat von Sarajevo am 18. Juni 1914 erschossen wurde.

US-Präsident George W. Bush im Februar 2005 zu Besuch im Palais Grassalkovich.

Von 1939 bis 1945, zur Zeit des Nationalsozialismus, war das Palais im Ersten Slowakischen Staat unter Jozef Tiso erstmals Sitz eines slowakischen Präsidenten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurde es Sitz des „Beauftragtenrats“, des Exekutiv-Organs der Slowakei innerhalb der Tschechoslowakei. 1950 wurde es zum „Haus der Pioniere und der Jugend Klement Gottwalds“ (Dom pionierov a mládeže Klementa Gottwalda), einem Freizeitzentrum für Jugendliche während der Zeit des Realsozialismus. Durch die damit einhergehende Vernachlässigung des Gebäudes entstanden Schäden, die eine Renovierung zu Ende des kommunistischen Regimes 1989 erforderten.

Nach dieser Renovierung in den 1990er Jahren wurde das Palais Grassalkovich 1996 Sitz des Präsidenten der Slowakei. Die dazugehörige große Gartenanlage ist ein öffentlich zugänglicher Park; früher stand hier die Statue des Komponisten Johann Nepomuk Hummel, geboren 1778 in Preßburg, dem heutigen Bratislava.[2]

Einzelnachweise

  1. Photo Habsburg, Corvina Budapest 1988 ISBN 963-13-2660-8, S. 13
  2. Das Denkmal wurde vor die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland (Palais Nester) am Hviezdoslav-Platz verlegt.

Weblinks

Commons: Palais Grassalkovich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 8′ 58″ N, 17° 6′ 28″ O