Palatin (Rom)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ruinen der Domus Augustana auf dem Palatin vom Circus Maximus aus gesehen
Schematische Karte der sieben Hügel Roms

Der Palatin (lateinisch mons Palatinus, italienisch (colle) Palatino) ist einer der sieben Hügel Roms und gilt als ältester bewohnter Teil der Stadt. Bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. fanden sich auf dem Palatin menschliche Ansiedlungen.

Name

Der Name dieses Hügels war bis zur Spätantike als Palatium und nicht als Mons Palatinus bekannt, während er im Mittelalter mit il Palazzo maggiore bezeichnet wurde. Erst seit der Renaissance ist der Name Palatin(us) beziehungsweise mons Palatinus aufgekommen.

Die Kaiserpaläste auf dem Palatin trugen gemeinsam den Namen palatium, daraus entwickelte sich der italienische Begriff palazzo, der französische palais, der englische palace und der deutsche Palast. Auch das Wort Pfalz als Regierungsstätte des deutschen Königs bzw. Kaisers stammt davon ab, sowie der Paladin, Archetyp der kaiserlichen Palastwache.

Geografie

An den Palatin grenzen im Norden das Forum Romanum, im Westen das Tal Velabrum und das Forum Boarium sowie im Süden das Tal des Circus Maximus. Nach fast allen Seiten – außer im Nordosten, wo sich der höhere Hügelrücken der Velia befindet – fällt der Hügel etwa 30 Meter steil ab. Seine Höhe beträgt etwa 51 m, während die Gesamtfläche auf dem Hügelrücken etwa 10 Hektar einnimmt. Ursprünglich gliederte sich der Hügel durch eine ostwestlich verlaufende Senke in zwei flache Kuppen, dem Palatin im Südosten und dem Germalus im Nordwesten. Der Name Palatin dehnte sich auf den ganzen Hügel als allgemeiner Begriff aus. Vier Zugänge führen auf den Palatin: der Clivus Victoriae von Nordwesten und die Scalae Caci von Südwesten sowie der Clivus Palatinus von Nordosten und der Clivus Vestae von Norden. Durch sein Konglomerat von natürlichem Fels und künstlichem Gemäuer wirkt der Palatin wie eine zusammengewachsene Einheit.

Geschichte

Panorama des Palatin
Das sogenannte Stadion Domitians

Nach der Gründungslegende Roms führten die Brüder Romulus und Remus zur Entscheidung, wer über Rom herrschen sollte, eine Vogelschau durch, Romulus auf dem Palatin, Remus auf dem Aventin. Da Romulus als Sieger ausgerufen wurde, gilt der Palatin zugleich auch als legendärer Gründungsort der Stadt. Im antiken Rom stand auf dem Palatin, als heiliger Ort inmitten der prachtvollen Villen, noch die Casa Romuli genannte ärmliche Hütte, in der Romulus angeblich gewohnt hatte.

Seit dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. wurden auf dem Palatin Tempel errichtet. Erhalten sind heute unter anderem noch Überreste der Tempel der Magna Mater (Kybele), der Victoria und des Apollon.

Seit dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. (Zeit der Römischen Republik) avancierte vor allem das nordwestliche Gebiet des Palatins zum Wohnviertel wohlhabender Römer. Darunter waren viele Aristokraten, Konsuln, Volkstribune und Redner wie Cicero, Crassus, Gaius Octavius, Catull und Publius Clodius Pulcher. Die Häuser der aristokratischen Oberschicht überboten sich gegenseitig an Luxus und Pracht. Von besonderer Bedeutung für die römische Wandmalerei ist das sogenannte Haus der Greifen, das mit Wandfresken im zweiten pompejanischen Stil ausgestattet war.

Seit Augustus auf dem Palatin seine Residenz eingerichtet hatte, residierten hier auch viele römische Kaiser. Nero schloss den Palatin in sein Goldenes Haus ein. Zu sehen ist heute unter anderem noch der überdimensionale Palastkomplex Domitians mit der Domus Flavia (Regierungs- und Repräsentationsgebäude) sowie mit der Domus Augustana (Wohngebäude des Kaisers).

Als Konstantin der Große den Regierungssitz nach Konstantinopel verlegt hatte, begann der Niedergang der Palastbauten. Byzantinische Statthalter residierten noch eine Zeit lang darin. Aus anderen wurden Kirchen.

Im frühen Mittelalter verwandelte die Familie des altrömischen Adelsgeschlechts der Frangipani die Paläste in eine Festungsanlage, die sich bis zum Titusbogen erstreckte.

Im 16. Jahrhundert wurde der Palatin zum Parkidyll umgestaltet. Reiche Familien, wie die Farnese, ließen zwischen den Ruinen die Farnesinischen Gärten entstehen.

16 Meter tief im Palatin-Hügel wurde im November 2007 eine mit Muscheln und Marmor geschmückte Höhle entdeckt. Es wird angenommen, dass es sich hier um die Höhle von Romulus und Remus handelt.[1]

Literatur

  • Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer Erweiterte und überarbeitete Neuauflage. von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 148–180, (Guida archeologica di Roma. 1989).
  • Filippo Coarelli: Palatium. Il Palatino dalle origini all’impero. Quasar, Rom 2012, ISBN 978-88-7140-478-3.
  • Adolf Hoffmann, Ulrike Wulf (Hrsg.): Die Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom. Das Zentrum der römischen Welt und seine Bauten (= Zaberns Bildbände zur Archäologie. = Antike Welt. Sonderheft.). von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3325-0.
  • Ernest Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom. 2 Bände. Wasmuth, Tübingen 1961.
  • Patrizio Pensabene, Claudia Angelelli (Hrsg.): Scavi del Palatino. Band 1: L'area sud-occidentale del Palatino tra l'étà protostorico e il IV secolo A.C. Scavi e materiali della struttura ipogea sotto la cella del tempio della Vittoria (= Studi Miscellanei. 32, ZDB-ID 1133203-7). „L'Erma“ di Bretschneider, Rom 2001.
  • Aloys Winterling: Aula Caesaris. Studien zur Institutionalisierung des römischen Kaiserhofes in der Zeit von Augustus bis Commodus (31 v. Chr. – 192 n. Chr.). Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56195-2 (Zugleich: München, Universität, Habilitationsschrift, 1992).

Weblinks

Commons: Palatin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Forscher wollen Höhle von Romulus und Remus gefunden haben. In: www.spiegel.de, 20. November 2007.

Koordinaten: 41° 53′ N, 12° 29′ O