Pasquale Anfossi

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Pasquale Anfossi

Bonifacio Domenico Pasquale Anfossi (* 5. April 1727 in Taggia; † Februar 1797 in Rom) war ein italienischer Komponist des 18. Jahrhunderts, der zu seiner Zeit aufgrund seiner zahlreichen Opern geschätzt wurde.

Leben

Zunächst strebte er den Beruf eines ausübenden Musikers an und studierte von 1744 bis 1752 am neapolitanischen Loreto-Konservatorium Violine, um für etwa zehn Jahre in einem Opernorchester dieses Instrument zu spielen. Danach entschloss er sich, Komponist zu werden und nahm Unterricht bei Sacchini und Piccini. Als seine erste Oper wurde die farsetta La serva spiritosa zum Karneval 1763 in Rom aufgeführt, womit er sich aber nicht sofort als Komponist etablieren konnte. Stattdessen arbeitete er seinem Lehrer Sacchini zu und ergänzte dessen Opern. Einen gewissen Durchbruch konnte er mit dem dramma giocoso L’incognita perseguitata 1773 in Rom erzielen.

Von 1773 bis 1782 war er maestro di cappella am Ospedaletto in Venedig. Bis 1782 schrieb er etwa 30 Opern, die hauptsächlich in Venedig und Rom aufgeführt wurden, gelegentlich auch im sonstigen Italien und in Wien. 1782 wurde mit Il trionfo della costanza seine erste Oper in London aufgeführt, wo er bis zum Jahre 1786 als Musikdirektor verpflichtet war, fünf neue eigene Opern aufführte und verschiedene Aufführungen von Werken anderer Komponisten beaufsichtigte, zum Beispiel Glucks Orfeo mit zusätzlicher Musik von J.C. Bach und Händel. Über seine letzte Oper in London, L’inglese in italia, schrieb ein Kritiker: „Die Musik leidet augenscheinlich unter einer ermüdenden Eintönigkeit“.

Anfossi reiste wieder zurück nach Italien, und im Karneval 1787 konnte er mit der farsetta Le pazzie de’ gelosi wieder die Römer für sich gewinnen. Dennoch brach 1789 die seit zwanzig Jahren ununterbrochene Produktion neuer Opern aus seiner Feder unmittelbar ab, und Anfossi beschränkte sich von nun an auf Kirchenmusik. Er wurde zum maestro di capella von San Giovanni in Laterano berufen und behielt diesen Posten bis zu seinem Tod.

Werk

Anfossis Schaffen ist nicht komplett abzuschätzen, aber neben mindestens 20 Oratorien in Latein und Italienisch komponierte er mit Sicherheit mindestens 60 Opern, vielleicht 70 oder mehr. Sein Frühwerk ist, nachvollziehbar, eng verwandt mit dem Stil seiner Lehrer Piccini und Sacchini, mit diatonischer, etwas nichtssagender Harmonik und hier und da inspirierter Melodik. Sein Orchestrierungsstil änderte sich im Laufe seiner Karriere; er erzielte farbigere Wirkungen durch den effektiven Einsatz von Blasinstrumenten. Bis zur Mitte der 70er Jahre schien er in seinen opere serie die altmodische, reine Da-capo-Arie zu bevorzugen, um dann, wie schon früher in seinen komischen Werken, zu freieren Formen überzugehen. Größere Formen schienen ihm zu liegen, und für sentimentale Momente und Charaktere hatte er offenbar eine Vorliebe.

Grundsätzlich wurde seine Musik kritisiert als nicht hinreichend dramatisch und schwach in der Charakterisierung. Seine Buffo-Charaktere haben bei weitem nicht die Originalität derer von Zeitgenossen wie Cimarosa und Paisiello, während seine seria-Musik eine gewisse Formelhaftigkeit nicht verleugnen kann.

Anfossi war als Opernkomponist lange Zeit in Vergessenheit geraten, da trotz seiner großen Popularität bei seinen Zeitgenossen seine Werke von denen eines Salieri, Rossini oder Mozart schon während des 19. Jahrhunderts überstrahlt wurden. Dennoch inszenierte Johann Wolfgang von Goethe als Weimarer Theaterdirektor Anfossis farsetta La Maga Circe (Die Zauberin Circe). Das Libretto hatte er zusammen mit Christian August Vulpius überarbeitet und plante ebenfalls eine Erweiterung, die nie zustande kam.

Erst seit rund zwanzig Jahren wird das Werk Anfossis durch diverse Inszenierungen und Aufnahmen, wie z. B. von Giuseppe riconosciuto, erneut gewürdigt. Bei den Salzburger Sommerfestspielen (2005) wurden auch Werke Anfossis aufgeführt.

Ausgewählte Werke

Werk Uraufführung Gattung Librettist
La clemenza di Tito Rom, 1769 Dramma per musica Pietro Metastasio
Nitteti Neapel, 1771 Dramma per musica Pietro Metastasio
Demofoonte Rom, 1771 Dramma per musica Pietro Metastasio
Quinto Fabio Rom, 1771 Dramma per musica Apostolo Zeno
Alessandro nelle Indie Rom, 1772 Opera seria Pietro Metastasio
Antigono Venedig, 1773 Opera seria Pietro Metastasio
L’olimpiade Venedig, 1774 Dramma per musica Pietro Metastasio
Achille in Sciro Rom, 1774[1] Dramma per musica Pietro Metastasio
La finta giardiniera Rom, 1774 Dramma giocoso unbekannt
Il geloso in cimento Wien, 1774 Dramma giocoso Giovanni Bertati, nach Carlo Goldoni
Lucio Silla Venedig, 1774 Dramma per musica Giovanni Bertati? nach Giovanni de Gamerra
L’Avaro Venedig, 1775 Dramma giocoso Giovanni Bertati
Didone abbandonata Venedig, 1775 Dramma per musica Pietro Metastasio
Giuseppe riconosciuto Rom, 1776 Oratorium Pietro Metastasio
La vera costanza Rom, 1776 Dramma giocoso F. Puttini
Adriano in Siria Padua, 1777 Dramma per musica Pietro Metastasio
Il curioso indiscreto Rom, 1777 Dramma giocoso Giovanni Bertati oder G. Petrosellini nach Cervantes' Don Quixote
Sant’Elena al Calvario Rom, 1777 Oratorium Pietro Metastasio
Ezio Venedig, 1778 Dramma per musica Pietro Metastasio
Cleopatra Mailand, 1779 Dramma serio M. Verazi
I viaggiatori felici Venedig, 1780 Dramma giocoso F. Livigni
La Betulia liberata 1781 Oratorium Pietro Metastasio
Issipile London, 1784 Serious opera Antonio Andrei nach Pietro Metastasio
Artaserse Rom, 1788 Opera seria Pietro Metastasio
Zenobia di Palmir Venedig, 1789 Dramma per musica Gaetano Sertor

Literatur

  • Johann Wolfgang von Goethe, Christian August Vulpius: Circe. Oper mit der Musik von Pasquale Anfossi. Übersetzung und Bearbeitung des italienischen Librettos für das Weimarer Theater (= Theatertexte 13). Mit einer Einführung herausgegeben von Waltraud Maierhofer. Wehrhahn, Hannover-Laatzen 2007, ISBN 978-3-86525-013-1 (Paralleldruck nach den Handschriften, Text deutsch und italienisch).
  • Christian Esch: „Lucio Silla“. Vier Opera-Seria-Vertonungen aus der Zeit zwischen 1770 und 1780 (= Collection d'études musicologiques. 88–89). 2 Bände. Valentin Körner, Baden-Baden 1994, ISBN 3-87320-588-2 (Zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, 1991).
  • Giovanni Tribuzio, Pasquale Anfossi, operista alla moda, in Il secolo d'oro della musica a Napoli. Per un canone della Scuola musicale napoletana del '700, vol. II, a cura di L. Fiorito, Frattamaggiore, Diana Edizioni, 2019, pp. 133–148 (ISBN 9788896221464)

Weblinks

Commons: Pasquale Anfossi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Achille in Sciro (Pasquale Anfossi) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 20. Dezember 2015.