Paul Ehmayr

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Wörl, Paul Ehmayr, Rudolf Nebel und Klaus Riedel
Rolf Engel, Paul Ehmayr, Rudolf Nebel, Klaus Riedel und Kurt Heinisch am Raketenflugplatz Berlin mit Startgestell und Raketenkomponenten der Rakete (Kegeldüse) aus Fritz Langs Film Frau im Mond
Willy Ley und Paul Ehmayr mit dem Repulsor I

Paul Ehmayr[1][2][3][4][5][6][7][8][9][10][11][12][13][14][15] (* 28. Oktober 1909 in Wien; † 1993 in Linz an der Donau; auch fälschlich als Ehmayer, Ehmeier oder Ehmeyer geschrieben) war ein deutsch-österreichischer Raketentechniker. Er war gelernter Feinmechaniker. Sein Meisterstück war ein Barometer.

Leben

Auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich ging Ehmayr 1927 nach Mecklenburg, dann weiter nach Berlin. Dort wirkte er ab 1930 als Teil des Ingenieursteams[9] rund um Hermann Oberth, Rudolf Nebel und Klaus Riedel[8] (gemeinsam mit Wernher von Braun, Rolf Engel, Hans Bermüller, Hans Hüter, Kurt Heinisch und Helmuth Zoike) bei der Entwicklung, insbesondere beim Bau und bei den Versuchen mit den ersten mit Flüssiggas betriebenen Raketen mit.

Entwicklung und Tests fanden zunächst in der Chemisch-Technischen Reichsanstalt[12][3][2] statt, finanziell unterstützt vom Heereswaffenamt[2]. Als Hermann Oberth zurück nach Rumänien ging, setzte das Team seine Aktivitäten im neu gegründeten Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf[9][12][2] fort. Dabei wurden das Startgestell und die Raketenkomponenten weiterverwendet[9], welche zuvor für den Film „Frau im Mond[11][9] von Fritz Lang entwickelt worden waren. Zu den gemeinsam entwickelten Raketen zählten u. a. die Oberth’sche Kegeldüse[15][12][2], verschiedene Varianten des Repulsors[8][2], die Mirak I–III[11][3] sowie das Magdeburger Startgerät (10-L)[10][6][3].

Die Aktivitäten des Vereins für Raumschiffahrt und am Raketenflugplatz Berlin befanden sich seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 unter strenger Überwachung[2]. Nachdem die Gestapo noch im selben Jahr sämtliche Dokumente konfisziert[6] hatte, wurden die Organisation und der Raketenflugplatz im Juni 1934[6] endgültig geschlossen.[3]

Paul Ehmayr (hält einen Achsstaber), Klaus Riedel und Wernher von Braun (am Steuer) in einem Opel Laubfrosch

Seitdem waren private Raketenversuche verboten[2] – alle Aktivitäten wurden nun unter Schirmherrschaft[12] der Deutschen Wehrmacht in der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf[2], später in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde[8][2], weitergeführt.

Ehmayr arbeitete von nun an in verschiedenen Unternehmen als technischer Angestellter, bis er zu Kriegsende gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn nach Österreich zurückkehrte. Dort lebte er zunächst in Wels, anschließend bis zu seinem Tod 1993 in Linz.

Literatur

  • Bernd Sternal: Der verschenkte Himmel, BoD, Norderstedt, ISBN 978-3-8482-0126-6, S. 44
  • Rudolf Nebel: Die Narren von Tegel, Droste, S. 94, S. 123/124
  • Wernher von Braun/Frederick I. Ordway: The rocket‘s red glare, Doubleday, ISBN 0-385-07847-1, S. 135
  • Bernd Sternal: Eroberer des Himmels, BoD, ISBN 978-3-7412-6393-4, S. 165/166
  • Frank-E. Rietz: Die Magdeburger Pilotenrakete, mdv, ISBN 3-932776-21-6
  • Heinz Horeis: Rolf Engel – Raketenbauer der ersten Stunde, TU München, S. 14, S. 19, S. 26
  • Guide De Maeseneer: Peenemünde, AJ Publishing, ISBN 0-9699542-1-2, S. 19, S. 35
  • Jahrbuch des Vereins zur Förderung der Raumfahrt, 2003, FSR Schottenheim, ISBN 3-00-013051-9, S. 135
  • Frederick C. Durant III, George S. James: Smithsonian Annals of Flight Nr. 10, Smithsonian Institution Press
  • Frank H. Winter: Prelude to the Space Age, The Rocket Socities: 1924–1940, Smithsonian Institution Press, ISBN 0-87474-963-8
  • Karl-Heinz Ingenhaag, Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 15
  • Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt: Jahrbuch 1978, Band III, S. 73
  • Dieter Hölsken: Militärgeschichtliche Mitteilungen 2/85, S. 96
  • Karl Werner Günzel: Die fliegenden Flüssigraketen / Raketenpionier Klaus Riedel, Weserland, S. 25, S. 75

Einzelnachweise

  1. Günzel, Karl Werner: Die fliegenden Flüssigraketen / Raketenpionier Klaus Riedel. Hrsg.: Weseland. Deutschland 1994, S. 25, 75.
  2. a b c d e f g h i j Hölsken, Dieter: Die V-Waffen / Militärgeschichtliche Mitteilungen 2/85. Hrsg.: Deutsche Verlags-Anstalt. 1985, S. 96.
  3. a b c d e Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt: DGLR Jahrbuch 1978. Band 3. Bonn 1978, S. 73.
  4. Ingenhaag, Karl-Heinz: Neue Deutsche Biographie. Band 19, 1999, S. 15.
  5. Winter, Frank H.: Prelude to the Space Age. Hrsg.: Smithsonian Institution Press. 1983, ISBN 0-87474-963-8, S. 42, 45.
  6. a b c d Durant, Frederick C.: First Steps Towards Space. Hrsg.: Smithsonian Institution Press (= Smithsonian Annals of Flight. Nr. 10). City of Washington 1974, S. 226.
  7. Jahrbuch des Vereins zur Förderung der Raumfahrt. FSR Schottenheim, München 2003, ISBN 3-00-013051-9, S. 135.
  8. a b c d De Maeseneer, Guido: Peenemünde. AJ Publishing, Vancouver 2001, ISBN 0-9699542-1-2, S. 19, 35.
  9. a b c d e Horeis, Heinz: Rolf Engel – Raketenbauer der ersten Stunde. Hrsg.: TU München. München 1992, S. 14, 19, 26.
  10. a b Rietz, Frank: Die Magdeburger Pilotenrakete. mdv, München 1998, ISBN 3-932776-21-6, S. 43.
  11. a b c Bernd, Sternal: Eroberer des Himmels. Gernrode, BoD Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7412-6393-4, S. 165.
  12. a b c d e von Braun, Wernher: The rocket’s red glare. Doubleday, New York 1976, ISBN 0-385-07847-1, S. 135.
  13. Nebel, Rudolf: Die Narren von Tegel. Droste, Düsseldorf 1972, S. 94, 123, 124.
  14. Bernd, Sternal: Der verschenkte Himmel. BoD Norderstedt, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-8482-0126-6, S. 44.
  15. a b McElhaney, Joe: A Companion to Fritz Lang. Wiley-Blackwell, 2015, ISBN 978-1-119-06905-8.