Paul von Hase

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Generalleutnant Paul von Hase (1941)
Das Wappen der Familie von Hase (1883)

Karl Paul Immanuel von Hase (* 24. Juli 1885 in Hannover; † 8. August 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Generalleutnant und Stadtkommandant von Berlin im Zweiten Weltkrieg. Er zählt zu den Widerstandskämpfern beim Attentat vom 20. Juli 1944.

Familie

Hase war der Sohn des preußischen Oberstabsarztes Paul von Hase (1840–1918) und der Friederike (Frieda) Sperber (1849–1943) sowie Enkel des 1883 geadelten Theologen und Kirchenhistorikers Karl von Hase (1800–1890). Einer seiner Urgroßväter war der Verleger Gottfried Christoph Härtel (Breitkopf & Härtel), einer seiner Neffen zweiten Grades der Theologe Dietrich Bonhoeffer.

Hase heiratete am 14. Dezember 1921 in Neustrelitz Margarethe Baronesse von Funck (1898–1968), die Tochter des kaiserlich russischen Stabskapitäns Carl Baron von Funck, Kreis-Chef in Friedrichstadt, Mitau und Bauske in Lettland, und der Ella Kassack. Kinder aus dieser Ehe waren Alexander von Hase, Ina Baronin von Medem[1] und Friedrich-Wilhelm von Hase.

Leben

Gedenktafel für von Hase in der Berliner Giesebrechtstraße

Nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin 1904 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Im Jahre 1905 trat von Hase als Einjährig-Freiwilliger in das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 der Preußischen Armee ein und absolvierte eine Offiziersausbildung, auf die am 27. Januar 1907 die Beförderung zum Leutnant folgte. Im Ersten Weltkrieg absolvierte von Hase mehrere Kommandos als Zugführer und im Generalstab. Bei Kriegsende war er Hauptmann.

In die Reichswehr übernommen, diente Paul von Hase ab Mai 1920 an als Kompaniechef im Infanterie-Regiment 51; später im 9. Infanterie-Regiment in Potsdam. Von Oktober 1926 bis zum März 1931 war von Hase Kommandant des Schießplatzes Kummersdorf. Am 1. April 1928 wurde er Major, am 1. Februar 1933 Oberstleutnant. Im Februar 1934 wurde er Kommandeur des II. Bataillons im 5. Infanterie-Regiment. Über ein Kommando im Ausbildungsbataillon des Infanterieregiments Frankfurt (Oder) wurde er am 15. Oktober 1935 als Oberst Kommandeur des Infanterieregiments 50 in Landsberg an der Warthe. Noch in dieser Funktion wurde von Hase am 1. April 1938 Generalmajor. 1938 wurde er, bisher immer als Kommandeur infanteristischer Einheiten eingesetzt, Artilleriekommandeur 3 in Guben.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er damit beauftragt, die 46. Infanterie-Division aufzustellen und zu führen. Er nahm mit der Division am Westfeldzug teil. Das Kommando hatte er bis zum 24. Juli 1940 inne, woraufhin er die 56. Infanterie-Division übernahm. Sein letztes Truppenkommando gab er am 25. November 1940 ab und wurde an diesem Tag Stadtkommandant von Berlin mit Dienstsitz im Kommandantenhaus Unter den Linden.

Rekonstruierte Berliner Stadtkommandantur, heute Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG

Seit 1938 war Generalmajor von Hase in die Verschwörungspläne des Offizierskorps eingeweiht, an denen Männer wie Wilhelm Canaris, Hans Oster, die Generale Erwin von Witzleben, Franz Halder und Erich Hoepner arbeiteten.

Am 20. Juli 1944 ließ von Hase das Regierungsviertel in Berlin abriegeln. Nach dem misslungenen Attentat und Umsturzversuch wurde er noch am Abend des 20. Juli verhaftet. In einem Prozess gegen einen Teil der Verschwörer wurde er am 8. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Plötzensee auf ausdrücklichen Befehl Hitlers durch Hängen hingerichtet.[2]

Auszeichnungen

Posthume Ehrung

Am 14. Juli 1945 wurde ihm zu Ehren die Theodor-Casella-Straße in Düsseldorf in Paul-von-Hase-Straße umbenannt.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Roland Kopp: Paul von Hase. Von der Alexander-Kaserne nach Plötzensee. Eine deutsche Soldatenbiographie 1885–1944. Dissertation an der Universität Paderborn von 1999. (Geschichte, Bd. 30). LIT, Münster/ Hamburg/ London 2001, ISBN 3-8258-5035-8.
  • Heinrich Bücheler: Paul von Hase. Der Wehrmachtkommandant von Groß-Berlin 1940–1944. In: Damals. Juli 1984, S. 611 ff.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B. Band 22, Band 115 der Gesamtreihe, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408, S. 164.
  • 20. Juli 1944. Ein Drama des Gewissens und der Geschichte. Dokumente und Berichte. Herder, Freiburg 1961, OCLC 3506079.
  • Klaus Mlynek: Hase, Paul von. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 154 (online auf: books.google.de).
  • Ines Reich: Potsdam und der 20. Juli 1944. Auf den Spuren des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Begleitschrift zur Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und des Potsdam-Museums. Rombach, Freiburg im Breisgau 1994, ISBN 3-7930-0697-2, S. 78 f.

Weblinks

Commons: Paul von Hase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roland Kopp: Paul von Hase: Von der Alexander-Kaserne nach Plötzensee. Eine deutsche Soldatenbiographie 1885-1944, S. 4, 2001
  2. Gerd R. Ueberschär: Stauffenberg. Der 20. Juli 1944. S. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-10-086003-9, S. 156.
  3. a b c d Reichswehrministerium (Hrsg.): Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1930, S. 125.
  4. Klaus D. Patzwall, Veit Scherzer: Das Deutsche Kreuz 1941–1945, Geschichte und Inhaber. Band II, Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2001, ISBN 3-931533-45-X, S. 543.
  5. Hermann Kleinfeld: Düsseldorfs Strassen und ihre Benennung. 1. Auflage. Grupello, Düsseldorf 1996, ISBN 3-928234-36-6.