Peter Dornauf

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Peter Dornauf (* 25. November 1947 in Hamilton) ist ein neuseeländischer Dichter, bildender Künstler und ehemaliger Hochschullehrer. Seine Bilder und Texte kreisen um die Landschaften und Mentalitäten der neuseeländischen Waikato Region, welche häufig als besonders repräsentativ für Middle New Zealand angesehen wird.[1]

Leben und Werk

Dornauf wurde 1947 in Hamilton geboren und verbrachte den größten Teil seiner Kindheit und frühen Jugend auf einer Farm in der Nähe von Gordonton, wo er auch zur Grundschule ging. Die glücklichen Jahre der Kindheit im Kreis einer traditionellen Farmer-Familie, werden in Dornaufs Bildern und lyrischen Gedichten immer wieder, oft mit einem melancholischen Ton des Verlusts, evoziert.[1]

Seine tertiäre Bildung schloss Dornauf 1968 mit einem Bachelor of Arts, 1969 gefolgt von einem Master of Arts ab, bevor er 1970 ein Diplom in Erziehungswissenschaften des Auckland Teacher’s College erwarb. Dornauf arbeitete daraufhin als Kunstlehrer an verschiedenen High Schools in der Waikato Region und als Dozent an der Polytechnischen Hochschule Wintec in Hamilton. An der Universität in Hamilton unterrichtete Dornauf Kunstgeschichte. 1980 verbrachte er einen anderthalbjährigen Arbeits- und Studienaufenthalt in England, von wo er auch Reisen in andere europäische Länder unternahm.

Das Waikato Museum in Hamilton, das Rotorua Museum und der James Wallace Arts Trust verfügen über umfangreiche Sammlungen von Dornaufs Gemälden und Zeichnungen. 1990 erhielt er den Gallagher National Art Award; einige Jahre darauf veranstaltete das Waikato Museum eine Werkschau von Dornaufs Gemälden (1995). 2015 erfolgte eine weitere Personalausstellung unter dem Titel Peter Dornauf: Icon Maker.[2]

Dornaufs künstlerisches Schaffen im Bereich der Akryl- und Öl-Malerei lässt sich formal in drei Phasen einteilen. Einer frühen und mittleren expressionistischen Phase, in der farbintensive, stilisierte Gegenstände und Landschaften aus Dornaufs Kindheit im Mittelpunkt stehen, folgte ab der Jahrtausendwende eine verstärkt graphische und abstrakte Phase. Darauf schließt sich seit etwa 2015 eine Periode an, in der Dornauf größere Formate wählte, die auf Leinwandrollen – statt zuvor auf Holz oder gerahmter Leinwand – kleine photorealistische Bilder zeigen, die in größere Farbflächen eingelassen sind. Um die auf photographischen Aufnahmen oder Zeitungsillustrationen basierenden kleinformatigen Bilder auf die Leinwand zu übertragen, entwickelte Dornauf eigens ein chemisches Abzugsverfahren. Vielfach sind die im letzten Jahrzehnt entstandenen Gemälde Dornaufs auch Text-Bilder, welche in einer reichen neuseeländischen Text-Bild Tradition (McCahon, Nigel Brown, Peter Robinson, John Reynolds, Shane Cotton, Emily Karaka) stehen,[1] wobei Dornaufs Texte häufig auf Zitaten seiner Lyrik basieren.[1] Dornaufs besonderes Talent für Linien- und Flächenkomposition wurde in unterschiedlichen Besprechungen seiner Ausstellungen hervorgehoben.[2][1] Dornauf fertigt auch Holzskulpturen, die zumeist stilisierte menschliche Figuren oder historische Landmaschinen und Geräte auf hüfthohen Gestellen zeigen.

Frühe Einflüsse auf das malerische Werk verdanken sich der Rezeption Picassos und Mirós, aber auch des mitteleuropäischen Expressionismus, wie der von Sophie Taueber-Arp, und später dem Kontakt mit den Werken Colin McCahons, Richard Killeens, Gavin Chilcotts, seit 2000 auch der Beschäftigung mit dem Werk Cy Twomblys, Textilmustern des europäischen und neuseeländischen Jugendstils sowie der australischen Aboriginal Kunst.

Der aus einer fundamentalistisch christlichen Familie stammende Dornauf änderte seine Weltanschauung als junger Mann unter dem Eindruck neo-darwinistischer Lektüre. Obwohl Dornauf seit vielen Jahren vehement für eine metaphysisch „illusionslose“, materialistische Weltanschauung eintritt (etwa in einer Reihe von Broschüren und Sachtexten), ziehen sich die Motive des Paradise Lost in Gestalt der naiv-unschuldigen Kindheits- und Familienlandschaften sowie Anspielungen an biblische Motive durch sein gesamtes Werk.[1] Ein wiederkehrendes Motiv seiner Bilder sind auch vereinfacht dargestellte Spielzeuge, so die neuseeländischen „Fun-Ho!“-Spielzeugautos, und historische Bedford-Lastwagen, die für Geborgenheit, Solidität und das Geerdetsein in der Waikato-Landschaft stehen. Dornauf fasst sein künstlerisches Programm folgendermaßen zusammen: „Ich wähle scheinbar gewöhnliche Dinge und rekonstruiere sie so, dass sie ihre elementaren und ursprünglichen Qualitäten durchscheinen lassen. Diese Dinge haben für mich eine besondere Wirkungskraft, die über das hinausgeht, was sie auf den ersten Blick darstellen. Ich versuche, ihnen eine Art ‚mythischen‘ Status zu geben, der ihnen hoffentlich eine Art Zeitlosigkeit verleiht.“[3]

Dornauf arbeitet auch als Journalist und Kunstkritiker. In seinen Kolumnen in der Waikato Times setzte er sich u. a. für eine stärkere Förderung und Öffentlichkeit der neuseeländischen Gegenwartskunst,[4] aber auch für den Erhalt des kulturgeschichtlichen Erbes in Aotearoa ein. In der neuseeländischen Kunstzeitschrift EyeContact schreibt er vor allem über zeitgenössische Kunst.[5]

Verschiedene Gedichte Dornaufs sind neben zwei umfangreichen Gedichtbänden in neuseeländischen Anthologien erschienen.[6] Zu den seine Lyrik prägenden Lektüren gehören Texte von James Brown, Bill Manhire und Glenn Colquhoun. Als langjähriger ehemaliger Präsident der Waikato Writers Gruppe (innerhalb der New Zealand Society of Authors), verbindet Dornauf eine kollegiale Freundschaft mit anderen Autoren der Region, so Stephanie Christie, Norman Franke, Bob Orr, Vaughn Rapatahana. Dornaufs u. a. von William Faulkner, Don DeLillo, Philip Roth, Marilynn Robinson beeinflusstes novellistisches Schaffen und seine Sachbücher fanden vor allem im regionalen neuseeländischen Kontext Beachtung. Eine Auswahl von Dornaufs Gedichten aus den Anthologien Metaphysical Midnight Cowboy Blues (2013) und Every So Often (2017) ist auch ins Deutsche übersetzt und zweisprachig in der Würzburger Literaturzeitschrift Ariel (2021) erschienen.

Buchpublikationen (Auswahl)

  • Day of Grass (Roman), Handmade Press, Hamilton 2003
  • A to J: The Wandering Jew (Roman), Handmade Press, Hamilton 2012
  • Metaphysical Midnight Cowboy Blues (Gedichte), Handmade Press Hamilton 2013
  • Every So Often (Gedichte), Handmade Press, Hamilton 2017

Kunstausstellungen (Einzelausstellungen, Auswahl)

  • Peter Dornauf: Days of Grass, Waikato Museum, Hamilton (1995)
  • Peter Dornauf: Icon-Maker, Waikato Museum, Hamilton (2015)
  • Peter Dornauf, The Barberry Days, Wallace Gallery, Morrinsville (2020)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Paradise Lost, Paradise Reframed – EyeContact. Abgerufen am 21. August 2021.
  2. a b Icon Maker - The Art of Peter Dornauf - Waikato Museum. Abgerufen am 21. August 2021.
  3. Peter Dornauf (Norman Franke tr.): Icon Maker - The Art of Peter Dornauf - Waikato Museum. Abgerufen am 21. August 2021.
  4. Peter Dornauf: Hamilton arts scene rises to the challenge. 15. Mai 2017, abgerufen am 21. August 2021 (englisch).
  5. EyeContact. Abgerufen am 21. August 2021.
  6. Vaughan Rapatahana (Hrsg.): Ngā Kupu Waikato: an anthology of Waikato poetry. Waikato Press, Mangakino and Morrinsvillle 2019, ISBN 978-0-473-46501-8.