Peter Joseph von Lindpaintner

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Peter Josef von Lindpaintner, Lithographie von Josef Kriehuber, 1837
Grabmal von Peter von Lindpaintner (Friedhof bei der Sankt-Georgs-Kirche in Wasserburg am Bodensee)

Peter Joseph von Lindpaintner (* 8. Dezember 1791 in Koblenz; † 21. August 1856 in Nonnenhorn am Bodensee) war ein deutscher Komponist und Dirigent.

Leben und Werk

Peter Joseph von Lindpaintner wirkte von 1812 bis 1819 als Musikdirektor am damals neu gegründeten Isartortheater in München. Danach war er bis zu seinem Tode Hofkapellmeister in Stuttgart.

Als Felix Mendelssohn Bartholdy Stuttgart im November 1831 besuchte, schrieb er wenig später in einem Brief an seinen Lehrer Carl Friedrich Zelter (15. Februar 1832): „Der Lindpaintner ist, glaub’ ich, jetzt der beste Orchesterdirigent in Deutschland; es ist, als wenn er mit seinem Tactstöckchen die ganze Musik spielte“.

Das Stuttgarter Opernorchester wurde in den Jahren seiner Leitung zu einem der wichtigsten Opernorchester in Deutschland. Größere Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine Opern, von denen besonders Der Bergkönig (1825), Die Genueserin (1839) und Lichtenstein (UA 26. August 1846 als "Vaterländisches Festspiel" zur Wiedereröffnung des Stuttgarter Hoftheaters nach dem Umbau; Libretto: Franz Dingelstedt, nach dem gleichnamigen Roman von Wilhelm Hauff) beim Publikum sehr beliebt waren. Er vertonte Goethes Faust I mit einer großen Ouvertüre, Zwischenaktmusiken, Chören, Melodramen und Lieder; die Textbearbeitung stammte von Karl Seydelmann, der dabei Regie führte und die Rolle des Mephisto übernahm. Die Produktion war sehr erfolgreich, Musik und Textbearbeitung wurden ganz oder in Teilen nachweislich auch in Berlin, Braunschweig, Kassel, Detmold und München verwendet.[1] Noch vor Giuseppe Verdi komponierte Lindpainter eine an Meyerbeers Hugenotten orientierte Oper über die Sizilianische Vesper, die 1843 uraufgeführt wurde (Libretto: Heribert Rau).[2] Als weitere Vokalwerke stammen mehrere Oratorien, Messen und Lieder aus seiner Feder. Darüber hinaus komponierte Lindpaintner Symphonien, Ouvertüren, Konzerte, Kammermusik, Melodramen und Ballette.

Lindpaintner war Mitglied der Freimaurerloge Wilhelm zur aufgehenden Sonne in Stuttgart.

Ehrungen

1844 wurde er mit dem Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone ausgezeichnet.[3] Damit war der württembergische persönliche Adel (Nobilitierung) verbunden. In Stuttgart sind nach ihm die Lindpaintnerstraße und die gleichnamige Haltestelle der Stadtbahn Stuttgart (Linie U2) benannt.

Literatur

  • Uwe Baur: Lindpaintner, Peter Joseph (von). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): MGG. Band 15. Bärenreiter Verlag, 2006, Sp. 163–166.
  • Robert Eitner: Peter Joseph von Lindpaintner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 706–708.
  • Rolf Hänsler: Peter Lindpaintner als Opernkomponist. Diss. München 1928
  • Norbert Miller: Lindpaintner, Peter Joseph von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 614–616 (Digitalisat).
  • Reiner Nägele: Peter Joseph von Lindpaintner. Sein Leben. Sein Werk. Hans Schneider Verlag, Tutzing 1993, ISBN 978-3-7952-0745-8.
  • Reiner Nägele (Hrsg.): Peter von Lindpaintner – Briefe. Gesamtausgabe (1809–1856). Hainholz, Göttingen 2001, ISBN 978-3-932622-24-3 (504 S.).
  • Peter von Lindpaintner: Der Vampyr. Programmheft 2005. Opernbühne Bad Aibling (Originalbeiträge von Roland Dippel), Bad Aibling 2005.

Dokumente

Briefe von Peter Joseph von Lindpaintner befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C. F. Peters im Staatsarchiv Leipzig.

Weblinks

Commons: Peter Joseph von Lindpaintner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Antje Tumat: Faust-Rezeptionen nach Goethes Tod. Die Schauspielmusiken von Peter von Lindpaintner und Eduard Lassen. In: Panja Mücke und Christiane Wiesenfeldt (Hg.): Faust im Wandel. Faust-Vertonungen vom 19. bis 21. Jahrhundert. Marburg (Tectum-Verlag) 2014, S. 76–101.
  2. Andreas Münzmay: Musikdramaturgie und Kulturtransfer. Eine gattungsübergreifende Studie zum Musiktheater Eugène Scribes. Schliengen (Argus) 2010, S. 447–449.
  3. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1854, S. 46.