Petschaft

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Petschaft in Form eines Uhus; rechts im Bild die gravierte Siegelfläche

Ein Petschaft (das Petschaft, fälschlich auch feminin) ist ein kleiner Stempel aus hartem Material, der geeignet ist, seine im Sinne eines kleinen Symbols oder der Initialen eines Namens spiegelbildlich eingravierte Struktur mittels Ausübung von Druck auf eine weichere Masse wie z. B. Ton oder Wachs zu übertragen. Diese Technik einer speziellen Art von Prägung – auch als Siegel und Siegelabdruck z. B. in Siegellack bezeichnet – fand mit den sog. Rollsiegeln bereits im prähistorischen Mesopotamien Verwendung für die dauerhaft sichtbar bleibende Vereinbarung von Verträgen, Kennzeichnung von abzuliefernden oder erhaltenen Waren usw. In der Gegenwart besteht das Petschaft typischerweise aus Metall, ursprünglich hingegen aus einem Stück bearbeiteten Stein (griechisch petros). Nicht selten wurden und werden auch Halbedelsteine verwendet, deren gravierte Stempelfläche am unteren Ende eines Griffes aus anderem Material eingelassen ist. Hergestellt wurden solche Instrumente von Steinschneidern, Goldschmieden oder spezialisierten Petschierern; heute ist das Schneiden einer individuellen Stempelfläche die Aufgabe des Graveurs.

Heutige Verwendung

Petschafte stellen eine Sonderform von Stempeln dar, die gelegentlich nur noch als aus der Feudalepoche ererbte Schmuckstücke dienen, getragen in Form eines Siegelringes am Finger oder an einem goldenen Kettchen um den Hals. In der Regel aber dienen sie nach wie vor dazu, Verträge oder Schriftstücke abschließend zu kennzeichnen und so ihre Authentizität zu garantieren (letztlich über die anerkannte Stellung des Siegelnden); besonders Lacksiegel werden oft zum Verschließen verwendet, um das unbefugte Öffnen von vertraulichen Schriftstücken (Briefe, Geheimdokumente) zu verhindern.Petschafte finden daher vor allem auf Gebieten mit starkem GeheimnisschutzVerwendung, etwa in der Spionageabwehr oder im militärischen Bereich.

Spezielle Petschafte sind mit sog. Siegeltöpfen zu einer funktionalen Einheit fest verbunden: An verschließbaren Aufbewahrungsorten wie Stahlschränken oder Stahlkassetten ist am Türspalt bzw. der Deckelöffnung auf der einen Seite des Öffnungsspaltes ein Metalltopf mit 3 bis 4 cm Durchmesser aufgeschweißt, in dem sich eine weiche Masse befindet. Auf der anderen Seite der Öffnungsspalte ist eine Kette, ein Faden oder ein zweiter Metalltopf angeschweißt. Eine Kette wird nun über die Öffnung bzw. den Öffnungsspalt hinweg in die Töpfe hineingedrückt, und mit der Knetmasse abgedeckt. Anschließend wird das Petschaft in die Knetmasse gedrückt, so dass sich ein Abbild abzeichnet. Auf diese Weise kann ermittelt werden, wer zuletzt den Metallschrank bzw. die Metallkassette verschlossen (und vorher geöffnet) hatte. Ein Petschaft enthält dazu in der Regel im Siegelbild nur eine Kurzbezeichnung der Behörde und eine Registriernummer. Anhand dieser Informationen kann der Träger des Petschafts eindeutig identifiziert werden, und ob dieser zum Öffnen des versiegelten Bereiches berechtigt war.

Während ein Schlüssel für einen Schrank oder eine Kassette weitergegeben oder auch nachgefertigt werden kann, ist das Petschaft einer bestimmten Person zugeordnet und darf nicht aus der Hand gegeben werden. Oftmals ist ein modernes Petschaft nur mit einem sehr kurzen Stiel versehen, der gerade zwischen zwei Fingerkuppen passt. Oft ist der Stiel mit einem Loch versehen, um das Petschaft am Schlüsselbund zu befestigen.

Wortbedeutung

Der Begriff Petschaft selbst ist ein Lehnwort aus dem Slawischen. Das Wort petschat taucht bereits im Mittelhochdeutschen auf. In der Folgezeit wandelte sich der Begriff in volksetymologischer Anlehnung an das deutsche Wortbildungsmorphem -schaft.[1] Frühe Belege aus dem süddeutschen Sprachraum könnten darauf hinweisen, dass es sich um eine Entlehnung aus dem Altslowenischen bzw. Alttschechischen pečat (mit der Bedeutung Siegel) handeln könnte. Pfeiffer gibt an, dass der Begriff möglicherweise durch die Verwendung in der Prager Kanzlei verbreitet wurde.[2] In vielen slawischen Sprachen existieren zum Teil sehr ähnliche Wörter; beispielsweise slowakisch pečať (dt. Siegel) oder pečiatka (dt. Stempel) sowie russisch печать (dt. Stempel). Auch im Ungarischen wurde die Bezeichnung aus den slawischen Sprachen entlehnt (pecsét).

Vom Siegelstempel unterscheidet sich das Petschaft nicht prinzipiell, doch wurde und wird es vor allem für kleine, handliche Stempel und Siegelringe, die zum Verschließen von privaten Briefen mit Siegellack dienen, verwendet. Auch auf die so entstandenen Siegel wurde der Begriff häufig übertragen. Dagegen ist die Bezeichnung „Petschaft“ für größere Siegelstempel, die etwa in Korporationen und Ämtern zur Beurkundung dienten, heute ungewöhnlich und eher irreführend, ganz falsch überdies für Papierpräge-, Gummi- und andere Farbstempel.

"petschiert"

Das Wort petschiert bedeutet

  • versiegelt,
  • im übertragenen Sinn auch, dass eine Person (der/die Petschierte) in einer ruinösen oder zumindest sehr unangenehmen Situation ist.[3]

Bilder

Sammlungen

Siehe auch

Literatur

Belletristik

  • Das Petschaft. Eine abentheuerliche Geschichte. Verlag Johann Ludwig Zessler, Frankfurt/M. 1797/1800 (3 Bände).

Sachbücher

  • Christoph Battenberg: Die Sammlung der Siegelstempel im Kestner-Museum Hannover. Hannover 1985, ISBN 3-924029-05-9.
  • Dagmar Blaha: Erschließung der Siegel- und Petschaftensammlungen für die historische Forschung. In: Archive in Thüringen, Band 2003, S. 15–23.

Weblinks

Commons: Petschafte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Petschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Günther Drosdowski: Duden, Band 7: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1989, S. 522, ISBN 3-411-20907-0.
  2. Petschaft. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 26. Oktober 2019
  3. petschiert sein : in einer blöden Situation sein ostarrichi.org, abgerufen 2. September 2021.
  4. Archivierte Kopie (Memento vom 23. Januar 2016 im Internet Archive) Faszination Siegel – Sonderausstellung, Neuerwerbungen eines leidenschaftlichen Sammlers, lebensspuren museum > Archiv > Sonderausstellungen, Wels, März 2008 – Juli 2009, abgerufen 23. Januar 2016.
  5. Kestner-Museum: Die Sammlung der Siegelstempel im Kestner-Museum Hannover. Sammlungskatalog, 1985, 204 Seiten, ISBN 978-3-924029-05-0.