Pflegamt Gräfenberg
Koordinaten: 50° N, 11° O
Das Pflegamt Gräfenberg war eines der zeitweise mehr als ein Dutzend Pflegämter umfassenden Gebiete, mit denen die Reichsstadt Nürnberg die Verwaltung ihres Territorialbesitzes organisiert hatte.[1][2]
Geschichte
Im 14. Jahrhundert führte die Verleihung von Markt- (1333) und Stadtrecht (1371) an Gräfenberg zu einem enormen Bedeutungszuwachs, so dass die freie Reichsstadt Nürnberg großes Interesse an dem Ort zeigte.[3] Obwohl Gräfenberg seit 1371 Offenhaus der böhmischen Krone war, machte die Reichsstadt Nürnberg auf dem Besitz ihrer Bürger Hoheitsrechte geltend und betrachtete das Städtchen daher schon vor der Eroberung der „Neuen Landschaft“ 1504/05 als einen wichtigen Außenposten.[4] Beginnend mit dem Jahr 1428 war es der Reichsstadt Nürnberg gelungen, von den Adelsfamilien der von Holzschuher, von Helchner und von Ketzel verschiedene Besitzanteile in und um Gräfenberg zu erwerben[5] und durch Kauf bis 1549 die Grundherrschaft zu erringen.[3] Aus diesen Besitzungen bildete die Reichsstadt das Pflegamt Gräfenberg, das von einem Pfleger verwaltet wurde. Dieser residierte in einem Pflegschloss, das 1560 speziell für diese Aufgabe wiederhergestellt und umgebaut worden war.[5]
Im Ersten Markgrafenkrieges zählte Gräfenberg neben Lichtenau und Heideck zu den Schlössern, die der Nürnberger Rat unbedingt halten wollte („das man darzu tün süll und wöll, als das man müg, ob man die behalten müg“) und daher mehrfach Truppenkontingente dorthin verlegte. Angesichts der Übermacht des markgräflichen Heeres musste der Rat sich für die Aufgabe des Schlosses entscheiden[6] und gab Ulrich Haller den Befehl, Gräfenberg „auszuprennen und davon zu bringen, was man mag“.[4]
Die Existenz des Pflegamtes Gräfenberg endete 1806, als die Reichsstadt Nürnberg mit der Rheinbundakte ihrer Selbständigkeit beraubt und vom Königreich Bayern zwangsweise in Besitz genommen wurde.[7][8][9]
Literatur
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
- Peter Fleischmann: Gräfenberg. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (Gesamtausgabe online).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
- Wilhelm Schwemmer, Gustav Voit: Lauf-Hersbruck. In: Historischer Atlas von Bayern. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1967.
- Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Hrsg.: Altnürnberger Landschaft. W. Tümmels Buchdruckerei und Verlag GmbH & Co. KG, Nürnberg 2006, ISBN 978-3-00-020677-1.
- Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Ereignisse, Institutionen, Personen. Von den Anfängen bis zur Kapitulation 1945. 3. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-81303-3.
Weblinks
- Geschichte von Schloss Gräfenberg Burgen und Schlösser Netz
Einzelnachweise
- ↑ Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 246.
- ↑ Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 823.
- ↑ a b Gräfenberg Schloss bei der Kirche Lokale Aktionsgruppe Kulturerlebnis Fränkische Schweiz e.V
- ↑ a b Gräfenberg II in: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft
- ↑ a b Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. S. 81–82.
- ↑ Geschichte von Schloss Gräfenberg
- ↑ Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3, S. 118.
- ↑ Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 528.
- ↑ Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Ereignisse, Institutionen, Personen. Von den Anfängen bis zur Kapitulation 1945. 3. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-81303-3, S. 896.