Philipp Fürchtegott Reemtsma

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Familiengrab P. F. Reemtsma

Philipp Fürchtegott Reemtsma (* 22. Dezember 1893 in Osterholz-Scharmbeck; † 11. Dezember 1959 in Hamburg) war ein deutscher Unternehmer und Kunstmäzen.

Der Sohn des Kaufmanns und Zigarrenherstellers Bernhard Reemtsma und dessen Ehefrau Flora Fürchtegott geb. Zülch (1867–1931) trat nach schweren Kriegsverletzungen 1917 mit seinem Bruder Hermann Fürchtegott Reemtsma in die väterliche Firma in Erfurt ein, wo er für Verkauf, Werbung und Finanzen zuständig war. Mit gleichbleibenden Tabakmischungen und Werbung machte er – seit 1921 unterstützt von seinem langjährigen Berater Hans Domizlaff – die Zigaretten zu einem Markenartikel. Für ihn war eine Zigarette „Papier, ein Gramm Tabak und viele Werbemillionen“.[1]

Nach Gründung einer Aktiengesellschaft verlegte Philipp Fürchtegott Reemtsma als neuer Firmenchef den Firmensitz 1923 ins damals noch preußische Altona-Bahrenfeld. Durch Übernahme anderer Betriebe und durch Fusionen entwickelte er das mittlerweile als Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH firmierende Unternehmen zum bedeutendsten deutschen Zigarettenhersteller, der in der Vorkriegszeit rund drei Viertel der mehr als 40 Milliarden Zigaretten produzierte.

Datei:Reemtsma Logo 1920.jpg
Das 1920 entwickelte Firmenlogo

1920 heiratete Reemtsma eine Cousine mütterlicherseits, Gertrud Zülch (1898–1939), Tochter des Zigarettenfabrikanten Hermann Fürchtegott Zülch (1862–1907).[2] Diese Ehe, aus der drei Söhne hervorgingen, die alle im Zweiten Weltkrieg zu Tode kamen, wurde 1938 geschieden. Nach ihrer zweiten Eheschließung im gleichen Jahr starb Gertrud Zülch 1939 durch Suizid. Ein Jahr später heiratete Reemtsma eine andere Cousine, Tochter des Allensteiner Oberbürgermeisters Karl Georg Zülch, die ebenfalls Gertrud Zülch hieß und eine Cousine seiner ersten Frau war.[3][4][5] Mit seiner zweiten Frau Gertrud (1916–1996) bekam Reemtsma eine kurz nach ihrer Geburt verstorbene Tochter sowie den Sohn Jan Philipp Reemtsma.

1931 wurde die Villa Reemtsma in Othmarschen fertiggestellt, zu seiner Zeit eines der aufwendigsten Privathäuser Deutschlands. Reemtsma wirkte auch als Mäzen. So spendete er zwischen 1929 und 1945 dem Nietzsche-Archiv zunächst anonym eine jährliche Summe von 28.000 Reichsmark.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand Reemtsma wegen Bestechung von Hermann Göring vor Gericht. Das Verfahren führte 1948 zu einer Verurteilung. Im gleichen Jahr wurde er im Entnazifizierungsausschuss entlastet.[6][7] Danach übernahm er erneut die Leitung des Unternehmens, das bis Ende der 1950er Jahre wieder den Hauptanteil am deutschen Zigarettenmarkt besaß.

Philipp Fürchtegott Reemtsma wurde auf dem Nienstedtener Friedhof in Hamburg beigesetzt.

Literatur

  • Erik Lindner: Reemtsma, Philipp Fürchtegott. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 254 f. (Digitalisat).
  • Erik Lindner: Die Reemtsmas. Geschichte einer deutschen Unternehmerfamilie. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN 3-455-09563-1. Rezension von Alfred Reckendrees 2008 in H-Soz-Kult.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitatensammlung auf zitate.de. Abgerufen am 20. September 2019.
  2. Zülch, Hermann Fürchtegott. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Eintrag in der DNB
  4. Zülch, Karl. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Heiko Bewermeyer: Klaus Joachim Zülch. Werdegang. In: ders. mit Volker Limmroth (Hrsg.): 50 Jahre Neurologie in Köln-Merheim. (PDF; 3,2 MB). Kölnisches Stadtmuseum, Köln 2009, ISBN 978-3-940042-05-7, S. 33–42 (hier: S. 33).
  6. Hermann Hipp, Roland Jaeger, Johannes Weckerle (Hrsg.): Haus K. in O. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-7861-2511-2, S. 221.
  7. Zögling und Erbe Abgerufen 23. Oktober 2009 (Memento vom 23. März 2010 im Internet Archive)
  8. Alfred Reckendrees: Rezension zu: Lindner, Erik: Die Reemtsmas. Geschichte einer deutschen Unternehmerfamilie. Hamburg 2007, in: H-Soz-u-Kult, 28. April 2008, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2008-2-071>