Polargebiet

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  • Lage der Polargebiete auf der Erde
  • Polare Klimazone der Erde, bestehend aus den:
  • Eisschilden und Kältewüsten
  • sowie den (Tundren)

  • Grenzziehungen nach
      Troll & Paffen   Lauer, Rafiqpoor & Frankenberg   Siegmund & Frankenberg

    Unter dem Polargebiet versteht man die Regionen der Erde, die sich zwischen den Polen und den zugehörigen Polarkreisen befinden. Diese Gebiete jenseits von 66,6° Breite werden auch Hohe Breiten genannt.

    Der nördliche Polarkreis umfasst die Arktis, in deren Zentrum das Nordpolarmeer liegt. Der südliche Polarkreis umfasst die Antarktis, die hauptsächlich den eisbedeckten Kontinent Antarktika mit einschließt. Klimatisch können auch die subpolaren Übergangszonen einbezogen werden. Die Polargebiete werden auch als das ewige Eis bezeichnet (polarer Permafrost), auch wenn das beispielsweise auf die vom Golfstrom erwärmten Gebiete Nordnorwegens keinesfalls zutrifft, oder der Boden doch zeitweise oberflächlich auftaut.

    Besondere Kennzeichen der Polarregionen sind neben dem kalten Klima mit viel Schnee und Eis der bis zu ein halbes Jahr andauernde Polartag mit der Mitternachtssonne beziehungsweise die Polarnacht, aber auch die Polarlichter.

    Auch auf dem Mars gibt es eisbedeckte Polargebiete.

    Die Arktis mit Polarkreis und der 10°-Juli-Isotherme (rote Linie)
    Einstrahlwinkel und erwärmte Fläche am Äquator und am Pol

    Klima und Abgrenzung

    Geometrisch betrachtet sind die Polargebiete Kugelkalotten mit einem Radius von rund 2600 km um die Pole. In Hinsicht auf Klima und Vegetation liegen sie hauptsächlich polseits der natürlichen Baumgrenze. Im äußeren Polargebiet kann sich noch Tundrenvegetation halten, in hohen Breiten macht das extrem unwirtliche Eisklima jedoch Pflanzenwachstum praktisch unmöglich. Die hier lebenden Tiere (z. B. Eisbären) sind daher ausschließlich auf tierische Nahrung angewiesen. Ebenso kommt dem Plankton als Basis der Nahrungskette eine besonders große Bedeutung zu.

    Während im Süden die Abgrenzung des Polargebietes relativ einfach ist – es umfasst das antarktische Festland und das umgebende Packeis – ist die Abgrenzung im Norden deutlich schwieriger. Die alte Definition, wonach alles zur Arktis zählt, was nördlich des Polarkreises liegt, wird den klimatischen Bedingungen entlang dieses Kreises keinesfalls gerecht, da die Meeresströme in den Gebieten des Nordpolarmeeres einen deutlichen Einfluss auf das Klima haben. So ist die Hudson Bay in Kanada das halbe Jahr zugefroren, während der Hafen von Hammerfest (Norwegen), mehr als 1000 Kilometer weiter nördlich, das ganze Jahr eisfrei bleibt. Es hat sich daher eine andere Definition des Polarklimas eingebürgert: Als arktisch gilt das Gebiet, dessen mittlere Temperatur im wärmsten Monat (Juli auf der Nordhalbkugel) 10 °C nicht übersteigt.

    Das Polar- oder arktische Klima ist gekennzeichnet durch lange, sehr kalte Polarwinter, in denen die Sonne tage- und wochenlang nicht über den Horizont steigt und der Boden tiefgründig gefroren ist (Permafrostboden); und durch nebelreiche, kühle Polarsommer, in denen die Sonne zwar über den Horizont steigt, aber ihre Strahlen nur in einem flachen Einfallswinkel die Erdoberfläche erreichen, so dass der Boden nur oberflächlich auftaut. Entsprechend ist die Vegetationsperiode sehr kurz und das Land auch dort, wo es nicht dauerhaft vom Eis bedeckt ist, sehr kahl. Es können Katabatische Winde und Polartiefs auftreten.[1]

    Mit dem Polarklima vergleichbar ist das hochalpine Klima, da hier ähnliche Voraussetzungen herrschen, insbesondere betreffend die Durchschnittstemperaturen und die Permafrostböden.

    Leben im Extremen

    Obwohl die Polarzonen lebensfeindlich sind – was die Erforschung dieser Gegenden trotz moderner Technik zu einem bisweilen riskanten Abenteuer werden lässt –, finden sich Formen des Lebens sowohl in den Polargebieten der Nordhalbkugel der Erde (z. B. Eisbären) als auch in jenen der Südhalbkugel (z. B. Pinguine, einige Vogelarten, Insekten, im Meer Meeressäuger wie Wale und viele Fische), die an die schwierigen Lebensbedingungen vor Ort optimal angepasst sind.

    Nur relativ wenige Pflanzen schaffen es, in der polaren Klimazone zu überleben. Wenn die Sonnenstrahlung es zulässt und die Eisdecke schmilzt, was auch an besonders geschützten Stellen der Antarktis vorkommen kann, treten dort einige Flechtenarten, Gräserarten (z. B. Bültgras) und Moosarten zu Tage. Dies ist besonders auf den antarktischen Inseln und im Südwesten Grönlands der Fall. Auch der geringe Nährstoffgehalt stellt ein limitierender Faktor für das Pflanzenwachstum dar. So sind z. B. Stickstoff und Phosphor besonders rar. Eine Anreicherung dieser Nährstoffe findet etwa durch Guano statt.[2]

    Menschliche Siedlungen finden sich in diesen Gebieten nur wenige, die meisten werden von Eskimos im Norden Alaskas und auf Grönland bewohnt. Alert, Nunavut, gelegen auf 82°28′ n. Br., ist die nördlichste dauerhaft besetzte menschliche Ansiedlung der Erde. Der antarktische Kontinent selbst ist, bis auf wenige Wetter- und Forschungsstationen, unbewohnt.

    Literatur

    • Marco Nazarri Die Arktis. Leben im ewigen Eis. Müller, Erlangen 1998, ISBN 3-86070-745-0.

    Weblinks

    Wiktionary: Polargebiet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Bernhard Berking, Werner Huth: Handbuch Nautik - Navigatorische Schiffsführung. 1. Auflage. Seehafen Verlag, 2010, S. 281
    2. Lena Bakker, Sigrid Trier Kjaer, Jana Rüthers: Seevogelkot begrünt die arktische Landschaft. In: swissinfo.ch. 21. September 2022, abgerufen am 22. September 2022.