Polnisch-Litauischer Krieg

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Polnisch-Litauischer Krieg
Das von Polen annektierte Vilniuser Land (grün) im Jahr 1921, weiteres zwischen Litauen und Polen umstrittenes Gebiet (schraffiert)
Das von Polen annektierte Vilniuser Land (grün) im Jahr 1921, weiteres zwischen Litauen und Polen umstrittenes Gebiet (schraffiert)
Datum 1920
Ort Suwalszczyzna und das Vilniuser Land
Ausgang Sieg Polens
Konfliktparteien

Flag of Poland (1928–1980).svg Zweite Polnische Republik

LitauenLitauen Litauen

Befehlshaber

Józef Piłsudski
Adam Nieniewski
Lucjan Żeligowski

Silvestras Žukauskas
Antanas Smetona
Mykolas Sleževičius


Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Rückzug der Roten Armee aus Litauen kam es durch einen Angriff polnischer Truppen auf Litauen im Oktober 1920 zum Polnisch-Litauischen Krieg.

Datei:Sejny Parada.jpg
Polnische Kavallerieparade, Sejny, 1920
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Mehrere Demarkationslinien zwischen Litauen und Polen von 1919 bis 1939:
  • Vorschläge der Entente, 18. Juni 1918
  • Foch-Linie, beschlossen von der Botschafterkonferenz am 27. Juli 1919
  • Vertrag von Suwałki, 7. Oktober 1920
  • Polnische Besetzung durch die Truppen General Żeligowskis, vom Völkerbund 1923 anerkannt
  • Heutige Staatsgrenzen
  • Eisenbahnlinien
  • Vorgeschichte

    Polen hatte im Vertrag von Suwałki vom 7. Oktober 1920 auf gemischtsprachige Gebiete rund um Vilnius offiziell verzichtet.

    Militärischer Konflikt

    Trotz des Vertrages von Suwałki marschierten polnische Truppen bereits zwei Tage nach Vertragsabschluss unter General Żeligowski ein und besetzten im Oktober 1920 Vilnius. Nach eigenen Angaben bestanden die Truppen Żeligowskis aus Freischärlern. Nicht nur Vilnius wurde 1920 ohne Kriegserklärung angegriffen, die polnischen Truppen annektierten auch große Teile des neu gegründeten Staates Litauen wie Ašmena (heute: Aschmjany in Belarus) und Švenčionys. Die Okkupation des Vilniuser Landes wurde von Polen mit dem Schutz der polnischen Minderheit in Litauen begründet, die auf diesem Gebiet mit 70,6 % die eindeutige Bevölkerungsmehrheit darstellte.

    Bei den eingesetzten Soldaten handelte es sich vor allem um polnische Freiwillige aus Litauen und Belarus. Der Militärcoup wurde offiziell als von der Führung Polens unabhängiger Aufstand der örtlichen polnischen Bevölkerung deklariert.[1] Żeligowski proklamierte sofort den formal unabhängigen Marionettenstaat Republik Litwa Środkowa mit der Hauptstadt Vilnius und beherrschte den Marionettenstaat als Militärdiktator. Danach installierte er ein „mittellitauisches Parlament“, das als erste Amtshandlung am 20. Februar 1922 den „Anschluss“ Mittellitauens an Polen beschloss. Polen akzeptierte diesen Beschluss umgehend, annektierte das litauische Gebiet und verleibte es am 20. April 1922 in sein Staatsgebiet ein.

    Völkerrechtlich war der polnische Überraschungsangriff eine Verletzung der territorialen Integrität Litauens und ein Bruch des Vertrags von Suwałki.[2]

    Siehe auch

    Literatur

    • Vilenas Vadapalas: Lietuvos Respublikos suverenitetas Vilniaus kraštui (The Lithuania’s sovereignty to the Vilnius region) in Lietuvos rytai; straipsnių rinkinys (The east of Lithuania; the collection of articles) Vilnius 1993, ISBN 9986-09-002-4, S. 142.
    • Ferdinand Seibt: Handbuch der europäischen Geschichte, 1987, S. 1072–1073, ISBN 3-12-907540-2.
    • Norman Davies: God’s Playground, Columbia University Press. 2005, ISBN 0-231-12819-3, Digitalisat bei Google Books.
    • Arūnas Bubnys: Der litauisch-polnische Konflikt 1919–1923 aus völkerrechtlicher Sicht. In: Erwin Oberländer (Hrsg.): Polen nach dem Kommunismus. Stuttgart 1993, S. 106–114, ISBN 3-515-06213-0.
    • Piotr Łossowski: Konflikt polsko-litewski 1918–1920. Warszawa 1996, ISBN 83-05-12769-9.

    Einzelnachweise

    1. Jörg Zägel, Reiner Steinweg: Vergangenheitsdiskurse in der Ostseeregion: Die Sicht auf Krieg, Diktatur, Völkermord und Vertreibung in Russland, Polen und den baltischen Staaten. Lit, Münster 2007, ISBN 3-8258-0203-5, S. 90.
    2. Tomas Balkelis: War, revolution, and nation-making in Lithuania, 1914–1923. Oxford University Press, Oxford 2018, ISBN 978-0-19-966802-1, S. 136–157.